Sandra Bossenmaier

Corona macht auch Schwimmern einen Strich durch die Rechnung, erst recht den Nichtschwimmern. Wegen den hohen und nur schwer umsetzbaren Corona-bedingten Sicherheitsmaßnahmen entschied man sich in der Steißlinger Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) dafür, diesen Sommer keine Schwimmkurse anzubieten. Manuel Seidel, Vorsitzender der Ortsgruppe, findet das gar nicht gut. Das Schwierigste bei einem Schwimmkurs mit Kindern sei es, sagt er, die Abstandsregel einzuhalten. Vieles ginge vom Beckenrand oder im Falle des Steißlinger Sees vom Ufer aus, aber ganz ohne Kontakt gehe es eben nicht. Ohne Corona hätte es diesen Sommer mindestens einen Schwimmkurs gegeben.

Im ersten Schritt des Schwimmenlernens geht es Seidel noch gar nicht um einen stilistisch einwandfreien Schwimmstil, sondern um eine Wassergewöhnung. Die kleinen Nichtschwimmer sollen dabei spielerisch das Wasser als freundliches Element kennenlernen. Man könne wohl nicht auf dem Wasser laufen, aber das Wasser könne einen tragen und man könne herrlich darauf schweben und gleiten und bräuchte überhaupt keine Angst vor dem Wasser haben, erklärt Manuel Seidel. „Angst ist ein guter Ratgeber, Panik jedoch unkontrollierbar“, so der Mann, der auf der DLRG-Bank im Schatten sitzt und die Badegäste im Steißlinger See nicht aus den Augen lässt.

Jakob ist bereits ein sehr guter Schwimmer und nutzt die lockere Schwimmhand für mehr Vortrieb bei gleichem Kraftaufwand.
Jakob ist bereits ein sehr guter Schwimmer und nutzt die lockere Schwimmhand für mehr Vortrieb bei gleichem Kraftaufwand. | Bild: Sandra Bossenmaier

An diesem hochsommerlichen Sonntag dürfen zeitgleich maximal 500 Badegäste den See besuchen, ohne Corona wären es vermutlich weit über 2000. Schwimmflügel, Schwimmtrainer und ähnliche Schwimmhilfen gefallen Manuel Seidel gar nicht, auch Schwimmer- und Taucherbrillen mit Schnorchel seien gefährlich, rät er von der Nutzung dieser Dinge ab.

Zurzeit kämen mehr Eltern und Großeltern an den See, um die Kinder das Schwimmen zu lehren, vermutlich, weil es in diesem Jahr keinen Schwimmkurs gibt. Dabei sei es doch so wichtig, dass Kinder schwimmen lernen und auch Erwachsene ihren Schwimmstil weiterentwickeln, um sich effektiver und zugleich entspannter im Wasser fortzubewegen. In Deutschland gibt es noch immer erschreckend viele Nichtschwimmer und auch Schwimmunterricht in den Grundschulen gibt es nur selten, weiß der Mann vom DLRG.

Tipps für Nichtschwimmer aus der Distanz

Wenn Manuel Seidel die familiären Lehreinheiten beobachtet, kann er nicht lange still sein und gibt gerne Tipps aus der Distanz. „Auf den Rücken legen, Arme auseinander und Kopf nach hinten“, rät der Schwimmlehrer der kleinen Svenja, die mit ihren Eltern im Nichtschwimmerbereich übt.

„Unser Ziel ist es, ein ermüdungsfreies und effektives Schwimmen zu lehren“, so der Schwimmlehrer nachdem er das kleine Mädchen aufforderte, die Hände locker zu halten, um sie an einen entspannten Schwimmstil heranzuführen. Das ist ein anderer Schwimmstil als der, welchen die ältere Generation kennt und der von Lehrscheininhaberin und DLRG-Mitglied Martina Weh in der Steißlinger Ortsgruppe vorangebracht wurde – und von dem neunjährigen Schüler Jakob, der vielleicht mal ein guter Rettungsschwimmer wird, im erfrischenden Wasser präsentiert wird.

Tipps vom Profi

  • Die lockere Schwimmhand: Heute betet man beim Brustschwimmen nicht mehr, sondern die Hände werden lang ausgestreckt und aufeinander gelegt nach vorne geführt. Weil zusammengepresste Finger zu einer muskulösen Anstrengung bis zum Schulterbereich führen, empfiehlt Manuel Seidel, den Rückstoß mit leicht gespreizten Fingern und einer locker geöffneten Hand auszuführen. Im Idealfall ist der Raum zwischen den Fingern acht Millimeter groß, die beim Schwimmen entstehenden kleinen Verwirbelungen erhöhen dann die Antriebskraft. Die Physik arbeitet so für den Schwimmer, die Verwirbelungen sind mit den Schwimmhäuten einer Ente zu vergleichen. Oder: Eine dadurch fünf Prozent größere Oberfläche der Hand kann 15 Prozent mehr Vortrieb bringen – und das bei gleichem Krafteinsatz.
  • Der Schlori: Schwimmhilfen gibt es in vielerlei Varianten, und viele mag Manuel Seidel von der Steißlinger DLRG-Ortsgruppe gar nicht, vor allem von der Nutzung von Schwimmflügeln, Schwimmringen und Schwimmgürteln rät er ab. Der Profi empfiehlt Kindern als Schwimmlernhilfe ein Schlori-Schwimmkissen aus Baumwolle, welches in nassem Zustand aufgeblasen wird. Die Kissen werden individuell auf dem Rücken des Kindes positioniert und mit einem Gurt am Bauch oder über der Brust befestigt. Die Kissen ragen dann aus dem Wasser und geben dem Kind so den nötigen Auftrieb. Mit dem Schlori liegt das Kind optimal im Wasser und kann die natürlichen Schwimmbewegungen üben.