Das Klemenzenfest beweist seit vielen Generationen, dass Tradition und Lebendigkeit gut zusammenpassen. Es ist mehr als ein Fest von Steißlingern für Steißlinger, denn die Gäste kommen aus Nah und Fern. Rund um den dritten Sonntag im September wird weit mehr als ein Kirchenfest gefeiert. Das ganze Dorf feiert gemeinsam und mit Gästen vom 18. bis 22. September und es gibt ein vollgepacktes Programm.
Die ersten zwei Tage stehen ganz im Zeichen der Kultur. Am Donnerstag, 18. September, eröffnet der Kunst- und Kulturkreis um 19 Uhr die Kunstausstellung Ideenpotential der Natur im Rathaus. Dort sind bis zum 10. Oktober zu den Rathausöffnungszeiten beeindruckende Naturmotive des Künstlers und Biologen Roland Spohn aus Engen zu sehen, informiert die Gemeinde. Am Klemenzenfestsonntag, 21. September, führt der Künstler selbst von 11 bis 18 Uhr durch die Ausstellung.
Ebenso wie die Ausstellung organisiert der Kunst- und Kulturkreis Steißlingen am Freitag, 19. September, ab 20 Uhr auch einen Kabarettabend in dem historischen Herrentorkel. Anka Zink bringt mit ihrem Programm „K.O. Komplimente – Schlag sie mit der Blume“ humorvolle Gesellschaftskritik nach Steißlingen. Karten sind im Vorverkauf in Steißlingen in der Tourist-Info, der Volksbank und im s‘Lädele erhältlich.
Vergnügungspark lockt Familien nach Steißlingen
Es folgt das beliebte Pfälzer Weinfest des Musikvereins am Samstag, 20. September, ab 17.30 Uhr ebenfalls im historischen Herrentorkel. Die Mitglieder des Musikverein servieren Weinspezialitäten sowie Grillschmankerl und die Flotte Spätlese sowie der Musikverein Friedingen verwöhnen die Besucher musikalisch.
Von Samstag, 20., bis Montag, 22. September, lädt der Vergnügungspark der Familie Gebauer in der Gartenstraße zum Feiern ein, gleich nebenan bewirtet der FC Steißlingen. Die Öffnungszeiten sind am Samstag ab 13 Uhr, am Sonntag ab 11.30 Uhr, die Küche öffnet ab 12.30 Uhr, und am Montag ab 12 Uhr (Küche ab 13.30 Uhr).
Ökumenischer Gottesdienst läutet Feierlichkeiten am Sonntag ein
Der Sonntag, 21. September, beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst um 9 Uhr in der Remigiuskirche, dem eine feierliche Prozession folgt. Ab 11 Uhr lädt der Musikverein zum Frühschoppen in den historischen Herrentorkel, Kulinarisches gibt es dort vom MSC und TuS Handball. Nachmittags spielt dort von 13.30 bis 17.30 Uhr die Partyband Sammeltaxi, außerdem treten die fit Kids des TuS Steißlingen auf.
Im Künstler-Café in der Mensa der Gemeinschaftsschule bewirtet der TuS Handball Gäste mit leckeren Kuchen und Torten. Für die jüngsten Besucher warten dort mit Kinderschminken und Zaubershows ihrer Höhepunkte des Klemenzenfests neben dem Vergnügungspark der Firma Gebauer in der Gartenstraße.
Viele Ehrungen am Tag des Ehrenamts
Der Montag ist für die Steißlinger ein wichtiger Teil des Klemenzenfest: Das Ehrenamt steht an diesem Tag im Mittelpunkt. Los geht dieser besondere Tag am 22. September ab 10 Uhr mit dem Bürgertag mit Bürgerfeier in der Seeblickhalle. Die Bürgerrede hält Thüringens Innenminister Georg Maier, der in Steißlingen aufwuchs und noch hier verwurzelt ist.
Geehrt werden dieses Jahr die Leistungen des Teams der Katholischen Öffentlichen Bücherei, die ein wichtiger Teil des Dorflebens für Groß und Klein ist. Zudem werden verdiente Steißlinger Sportlerinnen und Sportler ausgezeichnet. Nachmittags zeigen die Blaulichtorganisationen Feuerwehr, DRK und DLRG ab 15 Uhr bei der großen Jahresübung beim Gasthaus Ochsen ihr Können.
Der Ursprung des Klemenzenfest
Doch was macht das Dorffest so besonders? Das Klemenzenfest unterscheidet sich von Kirchenfesten der Region nicht nur dadurch, dass es auch heute noch mehrere Tage gefeiert wird. In Steißlingen wird nicht der Kirchenpatron St. Remigius gefeiert, der der katholischen Kirche und dem Pfarrsaal seien Namen gibt. Es werden die Gebeine des Katakombenheiligen Klemenz gedacht. Doch wie kam es dazu?
1742 schaffte es der damalige Steißlinger Pfarrer Christoph Andermatt, dank seiner guten Beziehungen zum Vatikan, dass die Reliquie in die relativ kleine Gemeinde nach Steißlingen kam. Die Gebeine sollen von einem unbekannten Märtyrer aus Roms Katakomben stammen. Benannt sind sie nach dem damaligen Papst Clemens XII. Seit dem ruhen sie im Klemenzenschrein der katholischen Kirche St. Remigius. Noch heute werden sie nach dem Festgottesdienst in einer Prozession durch den Ort getragen und dann in der Pfarrkirche aufgestellt.
Die Gebeine des Remigius schafften es nicht nach Steißlingen, sie werden in der großen Pfarrkirche St. Peter und Paul im Schweizer Stans verehrt. Im 16. Jahrhundert wurden in Rom die Katakomben wiederentdeckt. Man erklärte die darin Bestatteten pauschal zu Märtyrern und es begann ein reger Handel, die Katholiken nutzten den Heiligen- und Reliquienkult, um der protestantischen Bewegung etwas entgegenzusetzen. So gelangten zum Beispiel die Gebeine des Klemenz über die Alpen bis nach Steißlingen.