Eigentlich befasst sich Heimatforscher Rainer Brandt aus dem niedersächsischen Bremervörde mit Historien anderer Familien und hilft, verschollene Familienmitglieder ausfindig zu machen. Doch anlässlich seines 80. Geburtstags hat er es sich zur Aufgabe gemacht, Licht ins Dunkle seiner eigenen Familiengeschichte zu bringen. Dabei ist er auf Singen gestoßen. Eine andere Spur führt nach Radolfzell. Doch über allem steht die Frage: Was wurde aus Onkel Heini?
Rainer Brandt arbeitete hauptberuflich als Stadtrat in Bremervörde und ist inzwischen pensioniert. Im Zuge seiner Laufbahn sollte er als junger Beamter nach einer Gebietsreform Straßennamen vorschlagen, weshalb er sich nach eigenen Angaben mit der Historie seiner Heimatstadt befasste. „Ich fand diese Recherchen wahnsinnig spannend. Also habe ich mir die Regional- und Familiengeschichte zum Hobby gemacht“, teilt der 80-Jährige im Gespräch mit dem SÜDKURIER mit.
Die Familiengeschichte hat eine Lücke
Brandt verfasste Bücher und Chroniken und half, die Schicksale von Auswanderern aufzuklären. Im Laufe der Jahre machte er sich dann daran, seine eigene Familiengeschichte und die seiner Frau zu ergründen. Eigentlich hat er inzwischen alle biografischen Daten zusammen, doch eine Person fehlt völlig, erzählt Brandt: „Meine Schwiegermutter hatte sechs Geschwister. Doch der eine Bruder fehlt auf allen wichtigen Familienfotos, wie etwa der goldenen Hochzeit deren Eltern.“
In allen Erzählungen seiner Frau und seiner Schwiegermutter stellte der sogenannte Onkel Heini eine Lücke dar. Brandt erfuhr lediglich, dass Heinrich Klaus Marx Grotheer – wie Onkel Heini mit vollständigem Namen hieß – am 25. Dezember 1905 im niedersächsischen Gnarrenburg geboren und mit etwa 25 Jahren von heute auf morgen verschwunden ist. „Keiner wusste aber, weshalb und wohin.
Irgendwann machte ein Bewohner Gnarrenburgs Urlaub am Bodensee und traf ihn dort. Aber trotzdem gab es keine Versuche, wieder Kontakt zu ihm aufzunehmen“, fährt Rainer Brandt fort. Weitere Informationen hat er nicht, denn seine Schwiegermutter und die restliche „Generation der Wissenden“ ist bereits verstorben.
Brandt sucht nach Informationen
Also machte sich Rainer Brandt an die Recherche. Dafür ist er zuerst einmal zum Standesamt nach Gnarrenburg gefahren, um dort das Geburtenbuch einzusehen. In dem konnte er den vollständigen Namen von Onkel Heini finden. „Außerdem erfuhr ich, dass er am 19. Oktober 1948 in Radolfzell geheiratet hat und am 15. September 1967 in Singen verstorben ist“, so Brandt. Vor Kurzem wandte er sich deshalb an das Singener Stadtarchiv, zog seine Anfrage aufgrund der fälligen Gebühren allerdings wieder zurück, wie er erzählt.
Brandts Ziel ist es nun, Menschen aus der Region zu finden, die ihm weitere Auskünfte geben können: „Ich würde gerne Nachkommen von Onkel Heini – falls es denn welche gibt – Fragen über sein plötzliches Verschwinden stellen, um so die Lücke in der Historie der Familie Grotheer zu schließen.“