Fünf Tage ohne Handy – für viele Kinder kaum vorstellbar. Doch für die 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Outdoor-Erlebniswoche in Stockach war genau das kein Problem. Zwischen Kanu-Ausflug, Geländespiel und Bastelwerkstatt blieb schlicht keine Zeit, an das Smartphone zu denken. „Viele Kinder vergessen sogar, dass es Handys gibt. Die Beschäftigung ist einfach da“, sagt Betreuer Marcus Ewald schmunzelnd.
Mit 22 Kindern im Alter von neun bis 13 Jahren war die Gruppe in diesem Jahr zwar kleiner als in den Vorjahren, aber nicht weniger begeistert. „Die Kinder waren voller Motivation dabei, viele kommen schon seit vier oder fünf Jahren, gleichzeitig waren auch neue Gesichter dabei“, berichtet Frank Dei, Sachgebietsleiter der Stadtjugendpflege Stockach und Mitinitiator der Ferienaktion.
Seit elf Jahren, was dem Alter dem meisten Kinder hier entspricht, wird die Erlebniswoche von der Stadtjugendpflege organisiert – mit finanzieller Unterstützung der Bürgerstiftung Stockach. Diese verfolgt ein klares Ziel: Jedes Kind soll teilnehmen können, unabhängig von der finanziellen Situation der Familie. „Wenn ein Kind gerne mitmachen möchte, dann finden wir einen Weg“, betonen Gebhard Schulz und Traudl Ullmann von der Bürgerstiftung.
Abenteuer auf der Donau
Der Höhepunkt der Woche war für viele Kinder erneut die große Kanutour. Diesmal paddelte die Gruppe eine lange Strecke auf der Donau bis nach Neudingen. Unterwegs wurde am Ufer Rast gemacht – mit gegrillten Würstchen zur Stärkung. „Das war anstrengend, aber richtig toll“, berichtet der elfjährige Louis Stummer aus Ludwigshafen, der zum ersten Mal dabei war. „Am meisten hat mir gefallen, dass ich viele neue Freunde gefunden habe.“
Ein weiteres Highlight: das selbst entwickelte Geländespiel, eine Art Geocaching, das es so nur in Stockach gibt. „Wenn das Geländespiel angesagt wird, ist der Tag wie ein Selbstläufer“, verrät Betreuer Marcus Ewald. Neben den bekannten Klassikern gab es in diesem Jahr auch Neuheiten. Kreative Bastelangebote und Brettspiele ergänzten das Programm und fanden großen Anklang.
Kinder lernen soziale Kompetenz und Teamgedanken
Neben Sport und Spielen geht es den Organisatoren auch um soziale Kompetenzen. Alle Aktivitäten sind bewusst als Teamspiele gestaltet. „Es geht nicht nur ums Gewinnen, sondern auch darum, für die anderen mitzudenken“, erklärt Ewald. „Hier wachsen Selbstvertrauen, Miteinander und Verantwortungsbewusstsein“, betonen Gebhard Schulz und Traudl Ullmann von der Bürgerstiftung. So wird nicht nur gemeinsam gekocht, sondern auch zusammen gespült. Auf spezielle Bedürfnisse wie Laktose-Intoleranz werde selbstverständlich Rücksicht genommen.
Die zwölfjährige Alisa aus Stockach ist bereits zum vierten Mal dabei. Den Grund benennt sie ehrlich: „Meine Mutter zwingt mich, weil ich nicht so viel am Handy sein soll. Aber ich habe hier eine enge Freundin gefunden.“ So hat die elterliche Entschlossenheit sich letztlich doch gelohnt.
Kleine Herausforderungen und unklare Zukunft
Ganz reibungslos verlief die Woche jedoch nicht: Das wechselhafte Wetter stellte die Kinder und Betreuer immer wieder vor kleine Herausforderungen. Doch genau das machte den Reiz aus. „Man wächst an solchen Situationen – und die Kinder lernen, dass man auch mal improvisieren muss“, so Ewald.
Die größte Herausforderung liegt allerdings in der Zukunft. Denn Frank Dei, seit 35 Jahren in der Jugendarbeit tätig, geht in den Ruhestand. „Dieses Projekt braucht ein gut funktionierendes Team“, betont er. Ob es im nächsten Jahr weitergeht, hängt also von der Nachfolge ab.
Die Finanzierung dagegen ist gesichert: Die Bürgerstiftung hat ihre feste Unterstützung bereits für die kommenden Jahre zugesagt.