In Volkertshausen hat sich im Zuge der anstehenden Bürgermeisterwahl eine Initiative gegründet, die zum Ziel hat, eine neue Großgemeinde zu formen. Doch dies stößt nicht auf ungeteiltes Echo. Das sagen die SÜDKURIER-Leserinnen und -Leser zur Bürgermeisterwahl und zur Idee des Zusammenschlusses mehrerer Kommunen.

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Rainer Läufle aus Volkertshausen kann die Idee nicht nachvollziehen:

Die „Initiative Hegau – Chance für Volkershausen“, die von drei Volkertshauser Bürgern kurz vor der Bürgermeisterwahl angestoßen wurde, kann ich nicht nachvollziehen. Wir, die Gemeinde Volkertshausen, waren in den 1970er-Jahren durch die Kreis- und Gemeindereform aufgerufen, auf freiwilliger Basis eine Partnerschaft zu suchen. Der Grundtenor war damals, nur Gemeinden mit rund 8000 Einwohnern können selbstständig bleiben.

Nachdem die Fusion mit der Stadt Aach durch einen Bürgerentscheid mit je 75 Prozent bei beiden Gemeinden negativ beschieden war, ist der damalige Bürgermeister Karl Witz mehrmals nach Stuttgart gefahren und hat unsere Gemeinde bei den Behörden mit stichhaltigen Argumenten verteidigt und durch eine intakte Verwaltung und Buchhaltung der Finanz und Verwaltungsführung hinterlegt, was bei dieser Behörde in Stuttgart honoriert wurde. Durch diese Vorstellung, unterlegt durch stichhaltige Belege, erhielten wir das Recht auf Selbständigkeit. Im Übrigen gehören wir mit Rielasingen-Worblingen und Steißlingen zur Verwaltungsgemeinschaft Singen, Aach hat diese mit der Stadt Engen.

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Und nun einige Worte zur Bürgermeisterwahl am 19. Oktober. Ich kann und will es nicht verstehen, dass ein ehemaliger Bürgermeister, der seine letzte Amtszeit nach vier Jahren aufgegeben hat, um sich in den Ruhestand zu verabschieden, nun sechs Jahre nach seinem Ausscheiden für etwa zwei Jahre erneut kandidiert. Wir brauchen keine Interimslösung, sondern einen neuen Rathauschef, der unsere liebenswerte und überaus aktive Hegau-Gemeinde mitten im Hegau mit Leben erfüllt, mit zukunftsweisenden Visionen, mit seinen Ideen bewegt und mit dem Gemeinderat weiterentwickelt.

Bürgermeisterkandidaten sollen die Gemeinde im Sinne der Bürger gestalten wollen, findet Armin Schwab aus Volkertshausen:

Was passiert eigentlich in Gewerbe, Industrie oder Handwerk mit Bewerbern, die von vornherein sagen, dass sie die zu vergebende Stelle nur zu Bruchteilen erfüllen wollen? Auch wenn der bisher bekannte Bewerber auf die Stelle des Bürgermeisters in Volkertshausen sicherlich Ansehen in der Gemeinde und darüber hinaus genießt, erfüllt seine Bewerbung nicht die von der Gemeindevertretung ausgeschriebene Stellenausschreibung.

Entsprechend sind Bewerber erwünscht, welche die Gemeinde im Sinne der Bürger erhalten und weiterentwickeln. Kandidaten, die jene Herausforderungen ausfüllen, werden gewählt. Genau dies werden jene, welche sich in diesem Sinne auf die in Volkertshausen ausgeschriebene Bürgermeisterstelle bewerben, erfahren.

Reinhard Veit ist für einen Zusammenschluss von Gemeinden:

Wir als kleine Landgemeinden müssen uns mächtig strecken, um im Landkreis selbst und auch im Land gegenüber den Städten Singen, Radolfzell, Stockach und Engen zukünftig ein entsprechendes Gewicht zu haben und in Zukunft handlungsfähig zu bleiben. Dies geht meiner Meinung nach nur in einem größeren Gebilde, zum Beispiel in einer gleichberechtigten Verbandsgemeinde, die meinetwegen ‚Hegau‘ heißen könnte und aus den Orten Steißlingen, Volkertshausen, Aach, Mühlhausen, Ehingen, Orsingen und Nenzingen bestehen könnte. Hier wären es dann über 15.000 Einwohner, die mit einer oder einem entsprechend couragierten Verbandsgemeindevorsitzenden als Bürgermeisterin oder Bürgermeister im Kreis und Land agieren könnte.

Dieses Konstrukt muss aber gleichzeitig den ländlichen Charakter nach wie vor leben und darstellen, um so ein Sondermerkmal gegenüber den anderen Gemeinden zu haben. Alle Teilorte in der Verbandsgemeinde müssen zudem auf Augenhöhe miteinander agieren können. Es sollte keine Bevorteilung und so weiter zu Lasten anderer Orte geben. Man hätte dann hier nach einer Einlaufzeit wesentliche Vereinfachungen, Kostenersparnissen und eine größere Effizienz in der Verwaltungsabwicklung in den einzelnen Ortschaften.

Der „Rathaus-Chef“ könnte dann auch immer einen Tag in einer anderen Gemeinde auf dem Rathaus anwesend sein, und so für die Bürgerinnen und Bürger persönlich erreichbar werden! Möglich werden kann solch ein Konstrukt jedoch nur, wenn in allen beteiligten Gemeinden Bürgerabstimmungen positiv verlaufen, hierauf gilt es aktiv hinzuwirken beziehungsweise zu arbeiten und zu überzeugen.

Dass in unserem überreglementierten Staatswesen dies Zeit benötigt, müsste jedem klar sein. Außer den betreffenden Gemeinden sprechen hier noch wesentlich der Landkreis, das Regierungspräsidium und das Innenministerium mit. Dies sagt eigentlich alles zum Zeitrahmen der sich meines Erachtens auf fünf bis zehn Jahre erstreckt.

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Dies ist mein Antrieb in dieser Sache und hierfür ist auch ein junger, agiler Verwaltungschef von Nöten, der mit Weitblick, ohne eigene persönliche Interessen für diese Idee eintritt, die ganz klar eine enorme Bedeutung für uns alle hat und als „Jahrhundert-Projekt“ bezeichnet werden kann. Es wäre daher schön, wenn nicht nur die Bürgermeister oder der Kandidat zu Wort kommen würden, sondern die allgemeine Bürgerschaft, die dies ja letztendlich auch umsetzen muss. Es betrifft schließlich viele Menschen und nicht nur eine Person.