Jan Riebesehl

Wer in der Umgebung von Mindersdorf wandert oder spazieren geht und dabei aufmerksam seine Umgebung betrachtet, entdeckt wahrscheinlich auf einer Weide entlang des Jakobswegs pechschwarze, wollige Rinder. Zutraulich grasen sie dort in aller Ruhe und manche kommen auch zuweilen an den Zaun, um sich streicheln zu lassen. Es sind schwarze Galloway-Rinder, Mutterkühe und Kälber. Rolf Jamrog (49) aus Mindersdorf und sein Sohn Florian (22) züchten diese Rinder als Hobbyzüchter seit 27 Jahren unter dem Herdennamen "Galloways von Hohenfels".

Zur Zeit halten sie zwölf Zuchttiere und können auf beträchtliche Erfolge und Anerkennung unter den Galloway-Züchtern Deutschlands stolz und zufrieden sein. Im Februar dieses Jahres besuchten die beiden die Great Annual Spring Show and Sale of Pedigree Galloway Cattle (Große jährliche Frühjahrs-Schau und Verkauf von reinrassigen Galloway-Rindern) im Castle Douglas in Schottland und ersteigerten Barquhill Elena H 760. Die tragende Kuh Elena, wie sie genannt wird, kam nach ihrer Zeit in Quarantäne dann im April 2017 in Mindersdorf an und hat sich, wie es scheint, inzwischen recht gut hier eingelebt.

Es ist nicht das erste Rind, das die beiden Hobbyzüchter aus Schottland importierten. Schon 2013 brachten sie die trächtige Gipsy Sally of Nether Cleug hierher, die dann ein Bullenkalb zur Welt brachte. Dieses Kalb Tom Tom wurde dann 2015 auf der Schau in Alsfeld, Hessen, Junior Champion.

Auch etliche weitere züchterische Erfolge können die Jamrogs verbuchen. So wurde 1998 auf dem landwirtschaftlichen Hauptfest in Bad Cannstadt deren Bulle Simon Sieger der Galloways – oder 2004 bei der Eurpäischen Fleischrinderschau wurde die Kuh Princess von Hohenfels zur Klassensiegerin gekürt. Auch bei der Galloway Open in Alsfeld im Jahr 2015 gewann der Bulle Abendstern den Preis als Champion aller Galloways.

Was die beiden dazu bewegt hat, sich für die Rasse der Galloways zu entscheiden, erklärte Rolf Jamrog so: "Die Rinder sind sehr menschenbezogen und leicht zu haben und halten. Sie können das ganze Jahr über im Freien leben, wie sie es auch in ihrer Heimat in Schottland tun und brauchen nur wenig Futter im Winter. Obendrein wurde das zarte Fleisch der Tiere schon von den Römern geschätzt, und die waren ja schon immer als Feinschmecker bekannt." Auch heutzutage ist das Fleisch der Galloway als ausgesprochene Delikatesse bekannt und beliebt bei Gourmets. "Wir züchten Galloways aus purer Leidenschaft!", fügte Florian Jamrog hinzu, denn der materielle Gewinn stehe nicht im Vordergrund, versicherten beide.

Galloway Rinder bilden eine eigenständige Rasse und sollten nicht verwechselt werden mit den ebenfalls aus Schottland stammenden Aberdeen- und Angus-Rindern. Im zweiten Jahrhundert nach Christi erwähnten römische Schreiber schon die Rasse, die im Norden Englands bis nach Schottland verbreitet war. Sie haben sich praktisch in Reinzucht bis heute erhalten und erleben durch Züchter in ganz Europa und Nordamerika einen Aufschwung. Insbesondere für die Landschaftspflege spielen die Rinder heute eine wichtige Rolle, da sie die Weiden am besten von allen Rinderrassen "ausputzen", wie Fachleute sagen.

Galloways

Die Rinder aus dem schottischen County Galloway gelten als die älteste Rinderrasse Europas und sind seit jeher hornlos gewesen. Es wird vermutet, dass sie aus einer Kreuzung von keltischen und einheimischen schottischen Rindern entstanden sind, wobei es aber keinerlei Beweise dafür gibt. Es gibt heutzutage schwarze, rote und graue Schläge, wobei die schwarzen in der Überzahl sind. In Deutschland sind sie recht selten anzutreffen, die Zahl nimmt jedoch langsam zu. Als Weidepfleger sind sie sehr gefragt, und die Nachfrage nach ihrem Fleisch ist sehr hoch, da es qualitativ hochwertig ist.