Bei Nadim Chebbi schwingt Frust mit, wenn er über den aktuellen Sachstand seines Waldgartens – einem geplanten naturpädagogischen Natur- und Aktivspielplatz im Bereich Dietsche – spricht. „Es macht mich traurig, dass es Menschen gibt, die das Haar in der Suppe suchen“, sagt er. Denn aktuell darf er auf seinem Grundstück keine weiteren baulichen Maßnahmen treffen. Der Grund hierfür: „Es liegt der Stadt ein Baugesuch für zwei Zelte, nicht aber für das ganze, in die Öffentlichkeit getragene, Projekt vor“, erläutert Bürgermeister Rainer Stolz. Die Stadtverwaltung habe daraufhin eine sofortige Baueinstellung verfügt.

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Der Stockacher Rathauschef weißt daraufhin, dass die Stadtverwaltung bei einem ersten Treffen mit Nadim Chebbi das Gespräch gesucht habe. Dies bestätigt Nadim Chebbi auch. Er selbst bezeichnet das Gespräch als „sehr positiv und äußerst konstruktiv“.

„Es geht auch darum, ob man uns in gleicher Weise behandelt.“ Rainer Stolz, Bürgermeister
„Es geht auch darum, ob man uns in gleicher Weise behandelt.“ Rainer Stolz, Bürgermeister | Bild: Arndt, Isabelle

Auch Bürgermeister Stolz gibt Inhalte daraus bekannt: „Beim ersten Treffen habe ich sehr deutlich gemacht, dass sich der Initiator mit baulichen Maßnahmen streng an die besprochenen und genehmigten Schritte halten muss“, sagt er.

Keine Alternative zum Baustopp

Zu einem zweiten Gespräch sei es allerdings laut Stolz in der Zwischenzeit nicht mehr gekommen. Die Stadt habe zum jetzigen Zeitpunkt keine Alternative zum Baustopp gesehen, auch um weitere rechtswidrige Handlungen zu verhindern, so Stolz weiter.

Ein Schuld weist den Weg zum Areal: Hier soll nach Angaben des Initiator auf 5000 Quadratmetern ein naturpädagogischer Natur- und ...
Ein Schuld weist den Weg zum Areal: Hier soll nach Angaben des Initiator auf 5000 Quadratmetern ein naturpädagogischer Natur- und Aktivspielplatz entstehen. | Bild: Matthias Güntert

Das Grundstück im Bereich Dietsche liegt im Außenbereich. „In diesem Bereich sind solche Bauvorhaben nur erlaubt, wenn gewisse rechtliche Maßnahmen vom Bauherren getroffen wurden“, macht Karin Keller vom Baurechtsamt der Stadt deutlich. „Es gibt bereits jetzt auf dem Grundstück bauliche Eingriffe, die genehmigungspflichtig sind“, ergänzt sie. Deshalb habe die Stadtverwaltung baurechtliche Schritte einleiten müssen. „Herr Chebbi ist jetzt in der Bringschuld“, betont sie.

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Petra Hinze wohnt in der Dietsche in der Nachbarschaft zum geplanten Waldgarten. „Als wir hörten, was dort alles entstehen soll, waren wir schon ein Bisschen geschockt“, sagt sie. Hinze spricht davon, dass derzeit „haufenweise Gerätschaften“ auf dem Grundstück ungesichert herumliegen. „Es ärgert mich sehr, dass im Vorfeld keiner zu uns gekommen ist und uns erklärt hat, was dort realisiert werden soll“, kritisiert sie. Hinze sorge sich zudem, dass ein Aktivspielplatz hinsichtlich Müll und Abwasser zu einem Problem in Sachen Umweltschutz werden könnte. Auch Dominik Marschall wohnt im Bereich Dietsche. Er erläutert, dass der Verkehr dort seit dem Baubeginn des Waldgartens stark zugenommen habe: „Hier geht ein Stück Natur verloren.“

Wie geht es nun mit dem Waldgarten weiter?

Initiator Nadim Chebbi will an seinem Vorhaben festhalten. „Der Waldgarten als Kinder- und Jugendprojekt steht außer Frage“, bekräftigt er. Es gehe jetzt darum, die baurechtlichen Grundlagen für seinen Waldgarten zu schaffen und entsprechende Schritte einzuleiten. „Die Frage ist jetzt nur, mit welcher Infrastruktur“, so Chebbi. Wenn all Stricke reißen, so betont er, würde er die aufgestellten Zelte auch wieder abbauen. „Dann kommen hier eben Holzhütten her“, sagt er. Aber der Waldgarten sei weiterhin fest in der Planung.

Waldgarten-Initiator Nadim Chebbi: „Es geht mir nach wie vor darum, dass der Waldgarten in Stockach ein Projekt für die ganze ...
Waldgarten-Initiator Nadim Chebbi: „Es geht mir nach wie vor darum, dass der Waldgarten in Stockach ein Projekt für die ganze Region sein soll.“ | Bild: Matthias Güntert

Dabei helfen soll auch ein neuer Förderverein, der schon bald aus der Taufe gehoben werden soll. Zudem soll es eine Art Ideenwerkstatt geben, bei dem Bürger eingeladen sind, sich mit eigenen Vorstellungen einzubringen. Auch einen Tag der offenen Türe könnte sich Chebbi vorstellen. „Es geht mir nach wie vor darum, dass der Waldgarten in Stockach ein Projekt für die ganze Region sein soll“, sagt Chebbi weiter.

Unterschriften, Pläne und Strafen

  • Diese Strafen drohen: Sollte sich ein Bauherr nicht an einen angeordneten Baustopp halten, drohen im laut Bürgermeister Rainer Stolz folgende Strafen: „Die Konsequenzen einer ohne Baugenehmigung erstellten Bauten sind Abbruch und Wiederherstellung des bisherigen Zustandes sowie ein Bußgeld.“ Gegebenenfalls kommen, insbesondere, wenn gegen relevante Vorschriften des Baurechts, die der Sicherheit der Nutzer dienen, verstoßen wird, auch weitergehende Ahndungen in Betracht, so Stolz weiter.
  • Das soll entstehen: Nach Angaben von Initiator Nadim Chebbi umfasst das Grundstück rund 5000 Quadratmeter. Dort könnten unter anderem ein Baumhaus, verschiedene Erdhügelhäuser, ein Kräuter- und Gemüsegarten samt Gewächshaus, eine Kleintierfarm und ein Wasserspielplatz entstehen.
  • Gegner sammeln Unterschriften: Laut Petra Hinze, die in unmittelbarer Nähe zum geplanten Waldgarten wohnt, wachse der Unmut über das Projekt in der Bürgerschaft. Sie berichtet davon, dass weitere Anwohner eine Unterschriftenaktion planen. (mgu)