Gäbe es solche Predigten häufiger in der Kirche und würde man den Gottesdienstbesuchern dazu auch ein Gläschen Wein reichen – die katholische Kirche hätte keinen Mitgliederschwund. Stefan Schmid, Dekan des Dekanates Sigmaringen-Meßkirch, zeigte bei der Verleihung des Alefanz-Ordens auf Schloss Langenstein, dass man überall Gottes Wort verbreiten kann. Auf die eine oder andere Weise.

Nach zwei Jahren Zwangspause traf sich die Cumpaney des Fasnachtsmuseums Schloss Langenstein wieder. Dieses mal im Gewölbekeller und nicht im Salon. Was für Langenstein-Präsident Michael Fuchs in keinster Weise ein Abstieg bedeutet.
Und der Alefanz machte diese Versammlung in den historischen Räumen zu seinem eigenen persönlichen Gottesdienst. Dabei gab er auch ehrlich zu, dass die Predigten am Sonntagmorgen auch für ihn nicht immer eine reine Freude sind.

Der, der am Morgen für die Familie Brötchen holen gehe, sei schon ein Seckl. Aber der Oberseckl sei der Pfarrer, er müsse früh von der Kanzel predigen, egal ob die Kirche voll sei oder nicht. Doch dieses Mal hingen die Schäfchen an seinen Lippen und quittierten seine leidenschaftliche Ansprache mit stehenden Ovationen. Etwas, was man als Pfarrer wohl auch nicht so oft erlebt.

Was Stefan Schmid, geboren und aufgewachsen und noch immer tief verwurzelt in Konstanz, für ein außergewöhnlicher Geistlicher ist, erfuhren die Gäste aus der Laudatio auf Schmid. Eberhard Hauff, Bäcker aus Meßkirch-Schnerkingen, kennt den Geehrten schon seit Kindertagen und hat ihn mit „Goißenmilchweckle“ groß und stark bekommen.

Er beschrieb den Weg des Ministranten in der Konstanzer St. Gebhards Kirche zum jungen Blätzlebueben und zum Schreiner und schließlich zum Pfarrer. Den man in Meßkirch weniger aus der Kirche, als aus dem Gasthaus Bären kenne. Stefan Schmid geht dorthin, wo seine Schäfchen sind, und ist es eben auch die dunkelste Kneipe.
Und lädt er zu sich ein, so trifft man sich im Mostkeller. Eberhard Hauff beschrieb die Pfarrer-Routine des Alefanz: „Das sonntägliche Ritual: Des morgens Laudes, Sonntagsmesse, Mittagsmahl und Abendlob, dann Stammtisch bis zum Morgenrot.“
Der Landwirtschaft sehr zugetan hält sich Dekan Schmid im Meßkircher Pfarrgarten Hühner und sinniert oft über das Vogelvieh und die Menschen. Sie seien sich gar nicht so unähnlich: „Oh Huhn oder Hahn, jeder pickt nach dem selben Korn.“
Von den Präsidenten des Schloss Langensteins ist ihm nun die seelsorgerische Betreuung des gesamten Narrenwelt übertragen worden. Gottesmann und Alefanz? Offensichtlich zwei Dinge, die gut miteinander funktionieren.



Bis spät in den Abend ging der Cumpaney-Abend auf Schloss Langenstein. Kulinarisch verwöhnte wie immer Karl Amann, nicht nur Mitglied der Loschore, sondern auch Gastwirt aus Horn, die Gäste. Und musikalisch durchbrach das Orsinger Schnatter-Quintett, bestehend aus Beate Anselment, Andrea Fuchs, Renate Schenk, Veronika Stemmer, Margit Zeiher, begleitet am Klavier von Ferdinant Stemmer, den Männerüberschuss am Abend.

Doch auch die Langensteiner Musiker wussten zu überzeugen. So überraschte das Salonorchester mit Solo-Gesangseinlagen von Vereinsvorsitzender Carola Rösch, Michael Zehnle und Rainer Hespeler, Präsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee (NVHB) im Stil der 20er-Jahre.