Jugend-Coach Marco Deutschmann hat etwas zu erzählen. Denn er hat eine bewegte Lebensgeschichte hinter sich. Nach drei Jahren war er wieder zu Gast beim Schulverbund Nellenburg. An zwei Vormittagen sprach er in beiden achten Klassen der Werkrealschule über seinen Lebensweg und machte deutlich, wie fatal eine falsche Entscheidung im Leben eines Menschen sein kann.

Er hatte sieben Jahre im Gefängnis gesessen. Im Vollzug hatte der frühere Hauptschüler angefangen zu lernen, sein Abitur gemacht, ein Studium aufgenommen und sein Leben sowie seine Einstellung von Grund auf geändert. Ziel seines Programms in Stockach war, den Jugendlichen klarzumachen: „Die Veränderung beginnt mit dir“.

Vom täglichen Kampf ums Überleben

Marco Deutschmann gelang es, die Jugendlichen zu begeistern, mitzureißen und aufzurütteln. Zunächst nannte er seine Regeln: „Ich bin der Boss jetzt. Sagt bitte Marco zu mir. Jede Frage ist erlaubt, es gibt keine dummen Fragen.“ Damit schaffte er Vertrauen und immer mehr Schüler hakten ein und fragten nach.

Auch Klassenlehrer Martin Deinert war beeindruckt: „Durch seine offene Art, die spannende Erzählweise sowie die detaillierten Beschreibungen können die Teens in eine Welt abtauchen, die hoffentlich keiner der Jugendlichen je erleben muss. Eine Welt voller schwerwiegender Entscheidungen, Enttäuschungen, Drogen und dem täglichen Kampf ums Überleben.“

Wider Wissen zum Drogenkurier

Dabei hatte alles so harmlos angefangen. Als 23-Jähriger sei Deutschmann naiv gewesen und habe nicht durchschaut, dass er statt als Fremdenführer in Brasilien zu arbeiten als Drogenkurier missbraucht wurde. Diese eine Entscheidung, dieses eine Jobangebot sollte sein Leben völlig verändern.

Einige Monate ging alles gut, doch schließlich wurde er in Paris erwischt und festgenommen. Marco Deutschmann sprach in Stockach anschaulich über seine Zeit in den verschiedenen Haftanstalten in Frankreich und Deutschland.

Lösungen finden und nicht aufgeben

Er habe sich damals entschieden, nicht aufzugeben, sondern eine Lösung zu finden. In einem Jahr habe er Französisch gelernt, dann drei französische Schulabschlüsse gemacht. „Ich habe mich hingesetzt und gelernt. Fleiß und Disziplin schlagen immer Talent, nicht Intelligenz und Glück.“

So vermittelte er den Jugendlichen, dass es sich lohnt, sich nie aufzugeben, immer weiterzumachen, sich zu bemühen und anzustrengen, egal wie ausweglos die Situation auch erscheint. Martin Deinert sagte: „Marco Deutschmann schafft es mit seiner Lebensgeschichte, Jugendliche wachzurütteln und ihnen wichtige Werte und Haltungen mitzugeben wie etwa Fleiß und Disziplin, Mut und Hoffnung, Ausdauer und Ziele.“

Bei den Schülern kommt es gut an

Auch einige Schüler der Klasse 8e nahmen Stellung. Salvatore Grasso äußerte: „Mir hat der Vortrag von Marco Deutschmann sehr gefallen. Ich fand es interessant zu hören, wie er das alles erlebt und auch erzählt hat. Ich nehme auf jeden Fall davon mit, dass man niemals aufgeben sollte und niemals aufhören sollte, an sich zu glauben.“

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Das blieb auch Janina Bennardo in Erinnerung. Sie sagte: „Ich habe gelernt, dass man alles schaffen kann, wenn man sich anstrengt und an sich glaubt.“ Mitschülerin Annabell Mink erzählte: „Ich fand die Veranstaltung hilfreich, weil ich dadurch gelernt habe, zum Beispiel darauf zu achten, für welche Dinge ich mich im Leben entscheide und dass, egal wie blöd die Situation ist, ich nie aufgeben sollte.“

Auch viele Schüler haben es nicht einfach

Diese Erkenntnisse sind für die Teenager besonders wertvoll, denn im Vorfeld hatte Schulsozialarbeiterin Margerit Haas allgemein zur Situation der Werkrealschüler am Schulverbund mitgeteilt:

„Viele von ihnen hatten es schon in der Vergangenheit schwer und mussten beispielsweise schon vor der Corona-Zeit eine Klasse wiederholen. Durch die Corona-Zeit haben diese Jugendlichen noch mehr den Anschluss verloren. Sie sind teilweise völlig perspektivlos, zeigen keinerlei Leistungsbereitschaft und stellen die Sinnhaftigkeit von Lernen und Schulbesuch offen infrage.“

Das Leben als Geschenk

Für Klassenlehrer Martin Deinert haben die Schüler aus der Veranstaltung neben vielen Denkanstößen etwas Grundlegendes gelernt: „Das Leben ist ein Geschenk – gehe sorgsam damit um. Du erntest das, was du säst – alle deine guten wie auch schlechten Handlungen haben Konsequenzen für dein Leben.“