2018 und 2019 feierten wichtige Ereignisse der badischen Geschichte ihr Jubiläum: 1818 wurde im Großherzogtum Baden die damals wegweisende, frühkonstitutionelle Verfassung erlassen. In der Revolution 1918 brach die Monarchie zusammen, und Baden wurde eine Republik, die 1919 eine der demokratischsten Verfassungen der damaligen Zeit erhielt. Das Stadtmuseum Stockach greift mit der sehr erfolgreichen Wanderausstellung des Generallandesarchivs Karlsruhe diese Einschnitte in der badischen Geschichte auf. Die Ausstellung „Demokratie wagen? Baden 1818 bis 1919“ ist bis zum 9. April in Stockach zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Zu Beginn der Vernissage sagte Museumsleiter Johannes Waldschütz vor den knapp drei Dutzend Gästen: „Man mag ja denken, Demokratie als Thema ist vielleicht etwas trocken. Vielleicht haben wir uns zu sehr daran gewöhnt?“ Baden sei – ganz ohne Lokalstolz betrachtet – besonders gut geeignet, die Entwicklung der Demokratie der letzten 200 Jahre darzustellen.

Peter Exner (rechts) konnte zu jeder Zeit und jedem Datum Auskunft geben, sodass die geschichtsinteressierten Besucher der Vernissage ...
Peter Exner (rechts) konnte zu jeder Zeit und jedem Datum Auskunft geben, sodass die geschichtsinteressierten Besucher der Vernissage viel Neues erfuhren. | Bild: Claudia Ladwig

Peter Exner spricht über Staatsformen

Kurator Peter Exner, Archivar beim Generallandesarchiv Karlsruhe, erklärte, Baden sei im 19. Jahrhundert vom Kampf zwischen Monarchie und Republik, Alleinherrschaft und Vielherrschaft gekennzeichnet gewesen. „Keine Staatsform konnte sich bis 1919 in Reinform durchsetzen. Anhänger der Monarchie stritten mit Verfechtern einer breiten Beteiligung des Volkes an der Machtausübung.“ Kernthema war immer die Teilhabe an der Herrschaft.

Exner betonte, man könne die frühkonstitutionelle Verfassung von 1818 nur verstehen, wenn man der französischen Revolution von 1789 nachspüre und sich klarmache, welche Auswirkungen das auf den deutschen Südwesten gehabt habe. Und man könne mit der Betrachtung nicht 1919 stehenbleiben. „Wir wissen, welches Schicksal die erste deutsche Demokratie genommen hat. Sie ist gescheitert und musste einer Diktatur weichen.“ Daher werde der Bogen bis zur Verfassung des Grundgesetzes 1949 gespannt.

Auch Karikaturen sind Teil der Ausstellung. Bilder: Claudia Ladwig
Auch Karikaturen sind Teil der Ausstellung. Bilder: Claudia Ladwig | Bild: Claudia Ladwig

Wie die Demokratie entstanden ist

Die Ausstellung zeigt den Wandel der politischen Partizipation der badischen Bevölkerung ebenso wie die Entwicklung des austarierten Verhältnisses von demokratischen und monarchischen Elementen bis zur republikanischen Verfassung. Der Wettstreit Monarchie und Demokratie, Monarchie oder Demokratie und später Demokratie oder Diktatur ziehe sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung, erläuterte Peter Exner. Die dritte Säule bildet die Darstellung der Durchsetzung und Geltung allgemeiner Menschen- und Bürgerrechte.

Johannes Waldschütz hofft, dass Schüler, die mit der Ausstellung besonders angesprochen werden sollen, zum Stöbern herkommen und sich Inspiration holen. Es gebe zusätzlich fachdidaktisch erarbeitetes Material für Sekundarstufe I und II. Er sehe viele Anknüpfungspunkte im Lokalen, beispielsweise bei Friedrich Hecker, der 1848 in Stockach vor mehreren tausend Menschen gesprochen habe.

Die Ausstellung „Demokratie wagen? Baden 1818 bis 1919“ findet bis zum 9. April im Stadtmuseum Stockach im Alten Forstamt, Salmannsweilerstraße 10, statt. Sie ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr und Samstag von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Angemeldete Schulklassen können auch vor 10 Uhr kommen. Führungen gibt es nicht, auf der Internetseite des Landesarchivs unter www.landesarchiv-bw.de gibt es speziell für die Sekundarstufen I und II aufbereitetes Material. Ein Begleitbuch zur Ausstellung kann vor Ort erworben werden.