Sie knarrt nicht und sie wackelt auch nicht. Die neue Fußgängerbrücke über dem Mühlbach lädt Wanderer ein, die Tengener Mühlbachschlucht wieder zu bestaunen. Doch es war nicht immer so, dass an dieser Brücke nichts knarrte oder wackelte.

„Die andere Brücke war statisch nicht mehr in Ordnung. Eine Ersatzinsallation war notwendig“, erläutert Tengens Bürgermeister Marian Schreier auf Nachfrage. Im Juli 2020 kam ein Gutachten des beauftragten Unternehmens Baustatik Relling Singen zum Ergebnis: „Die Brücke ist dringend sanierungsbedürftig.“ Es hieß darin, eine „unverzügliche“ Wiederherstellung sei erforderlich.

Die Brücke wurde mit Eichen- und Douglasienholz erneuert, das keine chemischen Anstriche braucht.
Die Brücke wurde mit Eichen- und Douglasienholz erneuert, das keine chemischen Anstriche braucht. | Bild: Uli Zeller

Von der Schwarzwaldstraße aus hob Zimmermeister Leander Braun aus Tengen die Brücke mit einem Autokran heraus und nach der Sanierung wieder herein. Die alten Träger und Fundamente seien wiederverwendet worden. „Wir haben bei der Sanierung keine Tiefbauarbeiten durchgeführt und nicht in die Wasserwelt eingegriffen“, erläutert er.

Bei der Auswahl des Holzes habe er auf extra resistente Holzarten gesetzt: „Eiche und Douglasie trotzen dem Wetter.“ Holzschutzmittel und chemische Anstriche seien daher nicht erforderlich gewesen. Das Naturidyll Mühlbachschlucht werde nicht durch Giftstoffe belastet, betont der Zimmermeister.

Naturschauspiel: Die höchste Fallstrecke des Mühlbaches beträgt 13 Meter.
Naturschauspiel: Die höchste Fallstrecke des Mühlbaches beträgt 13 Meter. | Bild: Uli Zeller

Bevor die Brücke nach der Instandsetzung wieder montiert werden konnte, mussten noch Fällarbeiten abgewartet werden, bei denen Bäume mit dem Hubschrauber aus der Schlucht gezogen wurden. Die Gefahr wäre zu groß gewesen, dass Bäume auf die Brücke stürzen, erläutert Revierförster Tobias Müller.

Der Gemeinderat setzt für Tengen auf den Tourismus. Albrecht Finsler (CDU) betont: „Die Mühlbachschlucht ist eine Perle Tengens.“ Gerade in Lockdownzeiten waren dort viele Menschen unterwegs – Auswärtige, aber auch viele Tengener. Ein Schwerpunkt Tengens sei ganz klar der Tourismus, so Finsler: „Darum wollen wir unsere touristisch interessanten Einrichtungen in Schuss halten.“

Je nach Quelle wird der Bach in der Mühlbachschlucht „Mühlbach“ oder auch „Alter Bach“ genannt.
Je nach Quelle wird der Bach in der Mühlbachschlucht „Mühlbach“ oder auch „Alter Bach“ genannt. | Bild: Uli Zeller

Ähnlich sieht es Michael Grambau (Freie Bürger/SPD): „Wir als Fraktion stehen zu der Brücke und haben auch der doch etwas kostenintensiven Reparatur zugestimmt. Die Brücke ist unter anderem touristisch wertvoll und für die Begehung der Mühlbachschlucht wichtig.“ Die Fraktion der Freien Wähler sieht den Erhalt der Brücken in der Schlucht ebenfalls als wichtige Maßnahme für Wanderer aus Tengen und der Region, so deren Vorsitzender Thomas Wezstein.

Entlang und über der Mühlbachschlucht gibt es einen beliebten Wanderweg mit Brücken und Stegen. In der Schlucht kann man auch derzeit wandern. Als Anti-Corona-Vorsichtsmaßnahme sei die Schlucht aber nur in einer Richtung begehbar, erläutert Bürgermeister Marian Schreier.

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Das Gutachten der Statik-Experten hatte mit 28.000 Euro Kosten für die Zimmererarbeiten gerechnet. Zimmermeister Leander Braun von der gleichnamigen Holzbaufirma in Tengen hatte dies in einem Angebot mit 25.238 Euro unterboten. Er war der einzige Bieter für die Brückensanierung. „Wir können es innerhalb des Kostenrahmens abwickeln“, erläuterte er dem SÜDKURIER. Zusätzlich veranschlagt wurden für die Sanierung 2.000 Euro für Blechnerarbeiten und 2.000 Euro für Planung und Überwachung.

Die sanierte Brücke ist nun auch leichter als die Vorgängerbrücke. Die alte Brücke wog 3,1 Tonnen. Die neue Brücke wiegt nur 2,75 Tonnen. Der Unterschied rührt laut Experten auch daher, dass in der alten Brücke schwere Reparaturhölzer aufgebracht waren und die Hölzer feuchtegesättigt waren.