Einmal die Braut zu sein, das stellt sich die 30-jährige Sabrina gerne vor. Wie sich das anfühlen könnte, konnte sie jetzt erleben. Die Tengener Fotografin Anni Fink hat Menschen mit Handicap aufgerufen, sich für besondere Fotos zu melden. Sie kennt aufgrund ihres eigenen familiären Hintergrunds die Situation von Menschen mit Handicap nur allzu gut.
„Schon lange beschäftige ich mich daher mit dem Gedanken, wie ich die Bedürfnisse dieser Menschen einen ganzen Tag lang in Szene setzen kann“, erklärt Fink ihre Motivation, Partner für einen Tag ganz in Weiß für Menschen mit Einschränkungen zu gestaltet. Dem Aufruf zur Teilnahme im SÜDKURIER folgten etwa 15 Menschen mit je eigenen Einschränkungen. Als geeigneter Ort für die Aktion hat sich eine Streuobstwiese im Tengener Ortsteil Watterdingen entpuppt.
Als es endlich losgegangen ist, haben die Teilnehmenden mit einem einzigartigen, strahlenden Lachen zunehmend ihre Scheu verloren. Von den Frisuren und Kleidern waren alle begeistert. Die Kleider wurden bei einem Vorabtermin bereits probiert und so wusste jede Teilnehmerin, was sie bei dieser Aktion tragen würde. Einige Männer hatten sich auch eingefunden, die sich in ihrem eigenen festlichen Outfit als Bräutigam genauso gern ablichten ließen.

Nicole geht ganz auf in der Rolle der Braut im weißen Kleid und Nicole zeigt sich begeistert von den Fotos. „Ich bin hübsch heute und die Frisur behalte ich“, formuliert auch Sabrina ihre Freude über den Tag in weiß. Der 29-jährige Marcel ist auch dabei. Er betont, dass er nicht gedacht hätte, dass der Tag so toll wird. „Jetzt hat nur noch der Hochzeitsflitzer gefehlt. Dann wäre es perfekt gewesen“, sagt er und lacht. Einzig eine schicke Limousine hat ihm zu vollständigen Glück noch gefehlt.

Die Dankbarkeit und Lebensfreude der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben bei Fink nach den Shootings trotz mancher Herausforderungen ein tiefes Gefühl der Erfüllung hinterlassen. „Selbst wenn ein Brautkleid mal nicht ganz zugegangen ist oder nicht perfekt saß – wie unsere Bräute mit solchen Momenten umgegangen sind, davon könnten wir uns im Alltag ruhig öfter eine Scheibe abschneiden.“
Sie hat in der besonderen Atmosphäre individuelle Erinnerungsmomente mit ihrer Kamera eingefangen. So erhielten alle Anwesenden ihre ganz persönlichen Fotos, die einer echten Hochzeit in nichts nachstanden. „Dass uns das gelungen ist, freut mich sehr,“ strahlt Fink nach dem Aktionstag.

Wie viel Leichtigkeit und Gelassenheit in der Gruppe steckte, zeigte sich dann auch noch bei der spontanen Tanzeinlage nach Abschluss der Aktion – von Breakdance über Merengue bis hin zum Schlagerstrudel war alles dabei. „Das Strahlen in den Gesichtern war der größte Dank für unsere Organisation“, fasst Fink den Tag zusammen.