Die Erntesaison im Hegau ist im vollen Gange: Die Bauern holen gerade die Äpfel von den Feldern und die Weintrauben folgen in den nächsten Wochen. Die Ernte der Getreidesorten Gerste und Weizen ist derweil abgeschlossen – allerdings nicht für alle Landwirte mit guten Ergebnissen. Von Problemen mit dem Getreide berichtet auch der Landwirt Stefan Leichenauer aus Tengen. Insgesamt zeichnet sich eine durchschnittliche Ernte ab, berichtet Holger Stich, Bezirksgeschäftsführer des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV). Allerdings seien sie witterungsbedingt rund zwei Wochen früher dran als vor einigen Jahren üblich.

Die Erträge seien von Ort zu Ort unterschiedlich ausgefallen: „Fünf Kilometer weiter haben wir andere Verhältnisse gehabt“, erklärt Stich. So sehe es bei den Äpfeln gut aus. Kleinere Probleme mit der Größe der Äpfel könnten durch Regen möglicherweise noch ausgeglichen werden.

Auch die Traubenernte beurteilt Stich optimistisch. Die Menge sei zwar noch nicht absehbar, die Wetterverhältnisse waren aber zuträglich für eine gute Qualität. „Beim Weinbau rechnen wir mit einem guten Jahrgang durch die Wärme, die Hitze und die Sonneneinstrahlung“, so Stich. Allerdings könne man das erst genau sagen, wenn die Ernte abgeschlossen sei. „Ein Hagel oder ein Unwetter und es sieht auch da wieder anders aus“, berichtet er.

Holger Stich ist Bezirksgeschäftführer des BLHV.
Holger Stich ist Bezirksgeschäftführer des BLHV. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Regen mindert Getreidequalität

Anders sieht es bei dem Getreide aus: Wegen der Regenfälle konnten Landwirte das Getreide nicht trocken einlagern. Qualitätseinbußen waren die Folge. „Die Menge war gut, aber die Qualität ließ da zu wünschen übrig“, so Stich. Auch hier gebe es örtliche Unterschiede und manche Betriebe seien betroffen, andere nicht. Insgesamt sieht er durchschnittliche Ergebnisse.

Auch der Landwirt Stefan Leichenauer berichtet von Problemen mit der Getreideernte. Er bewirtschaftet den Lauterbach-Hof im Tengener Ortsteil Uttenhofen. Auf seinen Ackern baut er unter anderem Wintergerste, Weizen und Dinkel an. Die ersten Ergebnisse der Getreideernte seien noch gut gewesen. „Aber dann ist Ende Juli diese Regenfront auf uns im Hegau zugekommen und hat uns nochmal einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

Stefan Leichenauer, Landwirt aus Tengen, in einem Traktor.
Stefan Leichenauer, Landwirt aus Tengen, in einem Traktor. | Bild: Kilian Nagel

Während beispielsweise der Raps durch die Schale widerstandsfähiger sei, werde Getreide einfacher durch das Wasser geschädigt. Von einigen Hektar Dinkel sei zum Schluss knapp die Hälfte nicht mehr marktfähig gewesen. Die geschädigte Ernte kann laut Leichenauer teilweise noch als Tierfutter verwendet werden, ansonsten bleibt noch die Verwendung in der Biogasanlage. In Verbindung mit dem niedrigen Preisniveau sorgt das für Probleme: „Eine gewinnbringende Landwirtschaft ist fast nicht mehr möglich“, erzählt der Landwirt.

Konkurrenz durch Getreideimporte

Leichenauer sieht zusätzlich den Import von ausländischem Getreide als Nachteil für Landwirte in der Region. „Der globale Markt überschwemmt uns gerade“, berichtet er. Getreide aus dem Ausland sei genug vorhanden, während das einheimisch produzierte aufgrund der Qualitätsmängel nicht die erste Wahl sei. Auch Holger Stich vom BLHV sieht die Konkurrenz durch ausländische Landwirte, die mit geringeren Kosten produzieren könnten. Er fordert von der Politik Planungssicherheit durch eine Senkung der Energie und Lohnkosten für die Landwirte.

Für die gesamte Ernte zieht Landwirt Stefan Leichenauer ein Fazit: „Ertraglich war es ein gutes Jahr, qualitativ war es ein schlechteres Jahr und preislich war es ein ganz schlechtes Jahr.“