Erneut zeigte sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung, wie lebendig, meinungsstark und diskussionsfreudig das Gremium ist und vorbildhaft die Plattform bildet, auf der kommunalpolitisch relevante Entscheidungen intensiv besprochen werden. Konkret stand die Ausweisung von sogenannten Sammelbereichen für Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen auf der Tagesordnung. Bekanntlich sollen 0,2 Prozent der Landesfläche im Rahmen der Energiewende für die PV-Anlagen zur Verfügung gestellt werden sowie 1,8 Prozent für Windräder.

Vier Sammelbereiche mit einer Gesamtfläche von 93 Hektar

Um in der Landschaft einen „Wildwuchs“ zu vermeiden, hat die Verwaltungsgemeinschaft Pfullendorf, zu der auch Wald, Illmensee und Herdwangen-Schönach das Büro Planstatt Senner aus Überlingen beauftragt, eine Standortalternativenprüfung durchzuführen und so genannte Sammelbereiche auszuweisen, auf denen PV-Anlagen errichtet werden können. Die Auswahl der Flächen erfolgte nach vorgegebenen Kriterien und in Herdwangen-Schönach hat Planerin Brigitte Schmitt vier Areale mit einer Gesamtfläche von 93 Hektar ausgemacht, wobei die Zielmarke von 0,2 Prozent der Gemarkungsfläche exakt acht Hektar wären.

Bereiche wurden digital ermittelt

Mehrere Gemeinderäte bezweifelten, ob zwei Sammelbereiche überhaupt geeignet sind, da die Lage nur wenig Sonneneinstrahlung zulässt, worauf Schmitt erklärte, dass ein Kollege diese digitale Auswahl getroffen habe. Völlig verwundert fragte Sebastian Blender, warum denn die Tongrube nicht als geeigneter PV-Standort ausgewiesen wurde. Im Planwerk des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben sei die Fläche doch explizit drin. Bei der Grube handele es sich um ein artenschutzrechtlich wertvolles Gebiet, das bis 2035 abschnittsweise renaturiert werde, erwiderte Schmitt und gab den Hinweis, dass man die Tongrube hervorragend als Ausgleichsfläche für Bauleitplanungen nutzen könnte. Blender ließ nicht locker: „Auf den vier Hektar renaturierter Fläche könnte man für PV nutzen.“ Dadurch würden der Lebensmittelproduktion wertvolle landwirtschaftlich Flächen entzogen. Letztlich gab es von Schmitt die deutliche Antwort: „Die Tongrube steht nicht zur Verfügung.“

Zuerst Aufruf an Bevölkerung und dann Flächen ausweisen

Schier in Rage redete sich Hermann Fetscher, der die Vorgehensweise für die PV-Ausweisung als völlig falsch kritisierte. Zunächst müsste man einen Aufruf starten, wer überhaupt Flächen zur Verfügung stellt und dann diese Areale untersuchen. Peter Atzenhofer sprach sich für die Mindestlösung von acht Hektar aus, die man in Schwende umsetzen könnte. Um möglichst flexibel agieren zu können, sollte man alle vier Sammelbereiche ausweisen, votierte Bürgermeisterin Alexandra Kipp für die größtmögliche Lösung, zumal die Gemeinde dann bei Investorenanfragen die Flächen entsprechend begrenzen könne. Planerin Schmitt riet zum „Windhundverfahren“. Man solle den ersten Investor nehmen, der mindestens acht Hektar ausweisen werde, um die Anlage so wirtschaftlich wie möglich zu betreiben. „Wir brauchen Energie“, sprach sich Sandra Reddemann für den Sammelbereich bei Herdwangen aus, der entlang der Landesstraße verläuft. Bei der Umsetzung der Energiewende werde „viel von oben diktiert“, erklärte Brigitte Schmitt, was Frieder Kammerer trocken kommentierte: „Das ist Kommunismus.“

Knappe Mehrheit votiert für alle Sammelbereiche

Ob es klug sei, sich gegen den Regionalverband zu positionieren, bezweifle sie, erklärte Bürgermeister Kipp und Schmitt ergänzte: Ihr habt keine Chance gegen den Regionalverband.“ Bei der Abstimmung sprach sich eine knappe Mehrheit für die Ausweisung von vier Sammelbereiche aus, was die Vertreter von Herdwangen-Schönach im Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft Pfullendorf vorbringen werden.