Getreu dem Motto, dass bei gutem Wetter jeder feiern kann, trotzten Veranstalter und Besucher des Eine-Liebe-Festivals vier Tage lang den Kapriolen des Wettergottes – alle behielten die Nerven, ihre gute Laune und die Mitglieder des Vereins „Kartell der Liebe Göggingen“ ihre Schaffenskraft. Der Auftakt am Donnerstag war durchaus dramatisch. Zwei Mal musste die Veranstaltung nachts wegen einer Gewitterfront unterbrochen werden. Die Besucher wurden aufgefordert, sich in ihre Autos zu begeben und abzuwarten. Ein Shuttledienst vom Festgelände zum Parkplatz wurde eingerichtet. „Schaltet die Warnblinker an, bis das Auto voll besetzt ist“, appellierten die Veranstalter, sodass jeder Besucher ein schützendes Dach finden konnte. Das Unwetter zog vorbei, das Festival ging weiter und das aufgeweichte Gelände wurde freitags von den Helfern mit Stroh abgedeckt. Am Samstag konnte dann der Parkplatz nicht mehr genutzt werden, aber auch hierfür wurde eine Lösung gefunden. Besucher stellten ihr Auto bei der Bundschuhhalle ab und nutzten den Shuttlebus.
Mitglieder errichten ein „Festival-Dorf“
Rund 100 Helfer des Vereins hatten im Gewann „Hüttenbühl“ binnen einer Woche ein kleines Festivaldorf aufgebaut. Jeder Nagel, jede Zeltplane und jedes Brett musste zum idyllisch gelegenen Gelände außerhalb von Herdwangen gebracht werden. Hunderte Meter Schlauchleitungen wurden für die Wasserversorgung verlegt und noch mehr Kabelmeter benötigte die Elektronik-Abteilung.
Bezahlt wird mit Cashless-System
Erstmals gab es ein elektronisches Cashless-System, mit dem an den Bars und Foodtrucks bezahlt wird. Das ganze funktionierte mit Chip-Karten, die an einer Wechselstube aufgeladen werden und bei jedem Kauf der passende Betrag abgebucht wird. Eine Rückzahlung des verbliebenen Guthabens war bis Sonntagmittag möglich oder man spendete das Geld für einen wohltätigen Zweck spenden.
Und wer seinen Trinkbecher in eine Box warf, verzichtete auf den Pfand und unterstützte die Seenotrettung mit einem Euro. Übrigens hatten sich die Veranstalter nach langem Überlegen dazu entschieden, letztmals Einwegbecher zu benutzen, da man noch mehr als 15.000 Becher im Bestand hatte, die man nicht nicht einfach ungenutzt wegschmeißen wollte.
Bühne mit Live-Acts und DJ-Zelt
Auf dem eingezäunten Festivalgelände kamen die Musik- und Tanzbegeisterten vor der großen Bühne und beim DJ-Zelt auf ihre Kosten, denn zwei Dutzend Bands und Künstler präsentierten sich live dem überwiegen jungen Publikum. Die Zahl der Dauergäste, die Tickets für das komplette Wochenende samt Campingplatz kauften, blieb deutlich unter dem Vorjahresniveau, wie Johannes Knott vom Verein „Kartell der Liebe Göggingen“ im SÜDKURIER-Gespräch bestätigte.

Eine deutliche Zunahme gab es beim Ticketverkauf an der Abendkasse. Für Freitag schätzte Knott die Besucherzahl auf rund 1100, und auch am Samstag wurde die 1000er-Marke überschritten. Ein weiterer Trend zeichnet sich nach Angaben von Knott ab: Das DJ-Zelt entwickelt sich zum Anziehungspunkt für das jüngere Publikum, das den Beats der E-Musik frönt, während die etwas Älteren die Live-Acts auf der Bühne verfolgen.
Entspannung ist auf dem Festivalgelände angesagt
Die Besucher pendelten zwischen den Locations, stellten sich bei Foodtrucks und Getränkeständen an. Und, wenn die Warteschlange mal länger war, kein Problem, denn so hatte man mehr Zeit für einen Plausch mit dem Nachbarn. Hubert Specker, Feuerwehrkommandant von Herdwangen-Schönach, der eine Nachtwache übernommen hatte, brachte die Atmosphäre des Festivals auf den Punkt: „Das ist einfach entspannt hier.“ Tatsächlich war auf dem Gelände keine Aggressivität zu spüren oder gar lautstarken Auseinandersetzungen, sondern das gemeinsame Feiern, Spaß und Gemeinschaft stand im Fokus. Hervorzuheben sind der gegenseitige Respekt der Besucher und die Sauberkeit auf dem strohbedeckten Boden, wo kein Fitzelchen Papier, Zigarettenkippe oder sonstiges zu sehen war.
Abschied 2023 und Ideen für 2024
„Ihr Lieben, ihr seid der Oberhammer! Respekt für euer Durchhaltevermögen und eure Feierlaune!“ Mit diesem Post verabschiedete das Kartell seine Besucher am Sonntag und dann machten sich die Mitglieder an den Abbau des Festival-Dorfes. Dann wird das Festival 2023 aufgearbeitet und für 2024 gibt es schon Ideen für Neuerungen.
Man überlegt, eine kleinere Main-Stage-Bühne zu nutzen und bei der Bandauswahl, auch Newcomern, die zum Konzept passen, eine Chance zu geben. Man habe viele Bewerbungen, die sich gerne dem Festivalpublikum präsentieren würden. Klar ist, dass bei diesen Überlegungen auch die Kostenersparnis eine Rolle spielt, wobei Johannes Knott vom Kartell den besonderen Charakter dieses Festivals nochmals deutlich macht: „Wir sind nicht gewinnorientiert. Wenn wir eine schwarze Null haben, sind wir zufrieden.“