Nach drei Tagen auf der Flucht ist eine Familie aus der Ukraine in Rulfingen in Sicherheit. Kerstin Keppler, Pressesprecherin der Stadt Mengen, berichtet über ihren Besuche bei der vierköpfigen Familie. Vater Yra, Mutter Lena und die sechsjährige Tochter Alina sind gehörlos, einzig der elfjährige Sohn Artem konnte seine Eltern auf der langen, beschwerlichen Flucht aus ihrer Heimat unterstützen, da er keine Hörschädigung hat. Die Familie kommt aus einem Dorf nahe der Stadt Kharkiv und ist froh, in Deutschland angekommen und so gut aufgenommen worden zu sein.
Dolmetscher beherrscht die Gebärdensprache
Mit Hilfe des Ehepaares Heinzle aus Rulfingen und Übersetzer Christoph Mientus, die selbst gehörlos sind, haben sie wunderbare Unterstützer und Dolmetscher der Gebärdensprache gefunden. Zudem kümmern sich Helfer um die weitere Vermittlung und Unterbringung der Familie an ein Bildungs- und Beratungszentrum für Hörgeschädigte in Stegen bei Freiburg.
Vater berichtet von Panzern, die durch den Ort fuhren
Vater Yra erzählt viel von der langen Flucht aus ihrem Heimatort bis nach Deutschland und trotzdem ist es still im Raum – bis auf das Klappern der Spielsteine eines Gesellschaftsspiels, mit dem sich Mutter Lena und die beiden Kinder während des Interviews beschäftigen. Yra berichtet in seiner Gebärdensprache von Panzern, die direkt durch ihren Ort fuhren, Gott sei Dank jedoch ohne weitere Handlungen ihren Weg fortsetzten. Trotzdem gaben die Großeltern der vierköpfigen Familie den Impuls zu flüchten. Diese sind noch vor Ort und es besteht regelmäßig Kontakt.
Über die Slowakei und Österreich nach Deutschland
Die Familie machte sich zunächst auf den Weg in die Slowakei. Hier wurde die sprachliche Barriere durch den Sohn der Familie kompensiert, der ein wenig Englisch-Kenntnisse aus der Schule hat. Über Österreich sollte es eigentlich weiter nach Italien gehen, aufgrund des Kennenlernens eines anderen Flüchtlings, der mit seinem Sohn unterwegs war, führte der Weg aber letztendlich nach München, wo die Vermittlung nach Mengen zustande kam. Vater Yra berichtet, dass die Angst und Ungewissheit sehr groß war. Daher ist die Familie sehr froh, nach tagelangen Strapazen endlich in Rulfingen angekommen zu sein und in den Übersetzern der Gebärdensprache, den Eheleuten Heinzle aus Rulfingen und deren Kamerad Christoph Mientus, auch noch sehr gute Unterstützer vor Ort zu haben.
Weitere Unterbringung in der Nähe von Freiburg
Für die Übersetzer war es eine Selbstverständlichkeit sofort zu helfen; bei Gerhard Heinzle klingelte jemand vom Helfer-Team in Rulfingen an der Tür und er machte sich nach Schilderung der Problematik sofort mit auf den Weg in die Erstunterkunft. Christoph Mientus bot seine Hilfe bereits vorab per E-Mail an die Stadtverwaltung an. Ende der Woche geht es für die Familie in die Nähe von Freiburg. Dort befindet sich ein Bildungs- und Beratungszentrum für Hörgeschädigte in Stegen, das die Familie aller Voraussicht nach aufnehmen wird. Auch das haben die Heinzles organisiert, unter Zuhilfenahme ihrer großen, gut vernetzten Gehörlosen-Gemeinschaft. Das Ziel der Familie ist jedoch klar, so Mutter Lena: Sobald es möglich ist, wieder in die Heimat, zu ihrer dort verbliebenen Familie zurückkehren.