Wer aufmerksam durch den großen Landkreis Sigmaringen fährt oder wandert, entdeckt Gebäude unterschiedlichster Stilepochen. Deutlich stechen die barocken Kirchen hervor, welche die Landschaft in besonderem Maße prägen. Es gibt jedoch auch etliche steinerne Zeugen aus der Gotik, der Renaissance, des Klassizismus, aus dem Zeitalter des Historismus und der frühen Moderne.
Beispiele aller Stilepochen bis hin zur heutigen Architektur
Wer seinen Blick schulen und etwas über die Stile und die Geschichte der Gebäude erfahren möchte, findet im neu herausgegebenen Buch „Architektur im Landkreis Sigmaringen. Von der Gotik bis zu Gegenwart“ einen interessanten Begleiter. Zwei Autorinnen und drei Autoren befassen sich mit den verschiedenen Stilepochen bis zur heutigen Architektur. Jeder Beitrag wird durch eine große Anzahl von meist farbigen Abbildungen veranschaulicht. Das Buch enthält darüber hinaus etliche Ansichten von Gebäuden, die bereits der Abrissbirne zum Opfer fielen, jedoch signifikant für die Geschichte der Architektur waren. Ein Orts- und Personenregister erleichtert die Suche.
Landkreis und Kreiskulturforum setzen Buchprojekt um
Die Idee für dieses Buch kam im Jahr 2016 auf, das im Zeichen des kreisweiten Kulturschwerpunkts „Regionales Bauen“ stand. In diesem Jahr organisierte das Kreiskulturforum eine Vortragsreihe, welche sich mit den Zeugnissen der Baugeschichte von der Gotik bis ins 20. Jahrhundert befasste und dabei historische, soziale, wirtschaftliche und geistige Aspekte zu Zeiten ihrer Entstehung beleuchtete. Landrätin Stefanie Bürkle führt in ihrem Geleitwort im Buch aus, die gute Resonanz auf diesen Kulturschwerpunkt mit seinen Vorträgen, Führungen, Exkursionen und Ausstellungen habe den Landkreis und das Kreiskulturforum veranlasst, dieses Buch zusammenzustellen.

Betrachter erlebt reiche Geschichte und reiches kulturelles Erbe
Beim Durchblättern fallen bereits die herausragenden, prächtig gestalteten sakralen Bauwerke auf wie die Kirche St. Nikolaus in Scheer, die Klosterkirche in Sießen oder die Stadtkirche St. Jakobus in Pfullendorf. Wobei man sich fast ziert, Beispiele zu nennen, da das Buch eine große Menge Sakralbauten abbildet, die es ebenfalls verdient hätten, genannt zu werden. Gleichzeitig wird dem Betrachter vor Augen geführt, wie reich die Geschichte des Landkreises ist und wie reich das kulturelle Erbe.
Blick auch auf Besitzer und Geschichte der Nutzung
Die Baugeschichte einer Region bildet zugleich auch ihre wirtschaftliche und soziale Entwicklung ab: seien es die Verwaltungsgebäude, Rathäuser, Schulen, Spitäler, Bahnhöfe, Fabrikgebäude, Geschäftshäuser oder die privaten Wohnhäuser sowie die Expansion der Städte ab den 1950er Jahren. Die Autoren berichten dabei nicht nur von der Baugeschichte, sondern auch von den Besitzern und von der Geschichte der Nutzung.
Kreis auch durch Bauten verschiedener Kasernen geprägt
Die beiden Herausgeber Doris Astrid Muth und Edwin Ernst Weber schreiben in ihrer Einleitung, die Gebäude seien „materieller Ausdruck von sich im Laufe der Jahrhunderte stets wandelnden Mentalitäten, Denkweisen und Weltdeutungen und somit ein Spiegelbild der historischen Umbrüche, der politisch-gesellschaftlichen Gegebenheiten sowie des kulturellen Wandels in der Region“. Der Landkreis ist beispielsweise auch durch die Bauten der verschiedenen Kasernen geprägt.

Eigenes Kapitel über Bauten für die Toten und das Gedenken
Ein eigenes Kapitel ist der Sepulkralkultur gewidmet, den Bauten für die Toten und für das Gedenken an sie. Es beginnt mit der vorchristlichen Zeit mit Funden aus dem Jahr 7200 vor Christus und reicht bis in die Gegenwart, die ebenfalls durch einen epochalen Wandel gekennzeichnet ist, was sich in den verschiedenen Formen der Bestattung zeigt.
Buch will Leser einladen, die Region neu zu entdecken
Das Buch ist eine Reise durch den Landkreis mit Beispielen, die einigen vertraut sein mögen, mit Erinnerungen an Gebäude der Kindheitstagen, die dem Zeitgeist zum Opfer fielen. Es überrascht jedoch auch mit vielen neuen Entdeckungen und will den Leser einladen, die Region neu zu entdecken.