Im SÜDKURIER-Gespräch wertete das Pastor Martin Schnegg dies als deutliches Zeichen für das gute ökumenische Klima zwischen Mennoniten, Katholiken, Altkatholiken und Protestanten in der Stadt.

Doch wie feiert eine christliche Freikirche ein Jubiläum? Diese Frage stellte Moderatorin Carola Riester am Anfang des Gottesdienstes. Zur Erklärung fügte sie das Beispiel eines Wirtschaftsbetriebes an. In seiner 20-Jahr-Feier stünden Geschäftszahlen, Bilanzen und geplante Investitionen im Mittelpunkt. Doch eine christliche Gemeinde werte nach anderen Maßstäben. Riester: "Wir definieren uns nicht über Erfolge. Wir sind eine Gemeinde auf dem Weg mit Gott." Die Mennoniten seien nicht erfolgs- sondern menschenorientiert.

Zum mennonitschen Glaubensverständnis gehört die Anerkennung der Autorität der Bibel. Allerdings warnte die Rednerin davor, das misszuverstehen. Riester erklärte: "Gott zeigt sich in der Bibel, aber auch ganz tief in jedem Gläubigen." Die damit verbundene persönliche Beziehung des einzelnen Menschen zu Gott bedingt nach biblischem Verständnis ein lebendiges Christentum.

Diese Einführung in das mennonitsche Selbstverständnis wurde von Pastor Schnegg noch vertieft. Er setzte am Jubiläumstag den Schwerpunkt auf den Begriff "Dankbarkeit". Seine Gedanken verpackte er aber keineswegs in ein akademisches Lehrgebäude sondern in einer lebensnahen und für jeden verständlichen Predigt.

Jeder Mensch könne selbst entscheiden, ob er das Gute in seinem Leben sehen wolle. Selbst bei aller Not, allem Elend und dem derzeitigen Regenwetter gibt es, aus Sicht des Mennoniten, viele Gründe, zu danken. Schnegg: "Der dankbare Mensch ist automatisch glücklicher." Das bestätige selbst die moderne Glücksforschung und bestätige damit eine der Grundaussagen der Bibel. Für den Christen werde damit aber auch bewusst, dass alles Gute im Leben eines Menschen von Gott komme. Der Mensch profitiere von der Dankbarkeit gegenüber Gott. Bei Gott gebe es alles kostenlos.

Wer noch nie den Gottesdienst einer Freikirche miterlebt hat, muss sich auch bei den Mennoniten umgewöhnen. Da steht kein Pfarrer oder Geistlicher vor der Gemeinde, es gibt keine vorgefertigten Gebete und traditionsreiche Lieder. Die Mennoniten haben ein "Lobpreisteam". Das bestand am Sonntag aus Martina Rickert (Klavier), Ursula Losleben (Gitarre und Geige), Simone Dufner (Gesang) und Ursula Matt-Pfeifer am Keybord. Pastor Schnegg: "Das ist bei unseren Sonntagsgottesdiensten immer so üblich. Die Mitglieder des Musikteams wechseln sich aber ab." Die gesungenen Texte sind in moderne Melodien verpackt.

 

Hintergrund

Die Mennoniten beziehen sich auf Menno Simons, einen friesischen Theologen (1496 bis 1561). Sie fielen in Ungnade, weil sie die Kindertaufe ablehnen. In Meßkirch zählt die Gemeinde 45 Mitgliedern. Es kommen aber, sagt Pastor Martin Schnegg, durchschnittlich 60 Personen pro Gottesdienst in das ehemalige Gasthaus in der Schubertstraße 2a. Weitere Infos unter Telefon 0 75 75/7 21 30 17.