Bei der Katzenzunft ist die Freude groß über eine seltene Katzenmaske, die auf Umwegen in das Zunfthaus am Meßkircher Marktbrückle zurückgekehrt ist. Überbringerin des Stücks war Jenny Moser aus Lübeck, die im vergangenen Jahr von Liptingen in den hohen Norden gezogen ist.

Doch der Reihe nach: "Vielen älteren Meßkirchern ist noch in Erinnerung, dass im Jahr 1961, als der Letzkopf neu geschaffen wurde, plötzlich ein Till-Eulenspiegel-Darsteller aus Mölln in der Meßkircher Fasnet auftauchte und für den Letzkopf Pate stand", erinnert Holger Schank, Brauchtumsmeister bei der Katzenzunft. Und er setzt fort: Man könne heute nur vermuten, warum der damalige Zunftmeister Eugen Eiermann diesen Mann eingeladen hatte, der mit der Fasnet nicht das Geringste zu tun hatte. Ein Blick in die Bildchronik der Katzenzunft aus dieser Zeit zeigt den Till-Eugenspiegel-Darsteller bei der Meßkircher Fasnet 1961 am Schmotzigen auf dem Rathausbalkon, wie er das närrische Volk begrüßt, oder wie er, bei anderer Gelegenheit, der Paula Sauter in Meßkircher Tracht einen Handkuss gibt.

Ein ganz und gar ungewohntes Bild: Nicht der Petter Letzkopf, sondern ein Till Eugenspiegel steht 1961 am Schmotzigen auf dem ...
Ein ganz und gar ungewohntes Bild: Nicht der Petter Letzkopf, sondern ein Till Eugenspiegel steht 1961 am Schmotzigen auf dem Rathausbalkon. Bilder: Katzenzunft

Schank berichtet: "Dieser Till ist vielen Meßkirchern jedenfalls noch dadurch in Erinnerung, dass er sich gut bewirten ließ und man ihn nach der Fasnet fast nicht mehr losbekam." Zum Abschied habe der Till Eulenspiegel dann von Eugen Eiermann noch eine Katzenscheme mit Widmung überreicht bekommen. "Vermutlich hat er sich nicht getraut, seinen Kollegen zu gestehen, dass der Till, der eh schon für Ärger sorgte, auch noch so ein wertvolles Geschenk bekommt und hat einfach eine Maske aus dem Fundus hergegeben", vermutet Schank.

"Keiner wusste mehr die Geschichte"

Diese Scheme sei dann über 60 Jahre an der Wand im Haus des einstigen Till Eulenspiegels alias Eduard Ave gehangen, der zwischenzeitlich von Mölln nach Lübeck umgezogen war. "Sein Sohn verstarb 2017 und die Erben mussten das Haus räumen. Keiner wusste so recht, was es mit dieser Maske auf sich hat und keiner konnte sie zuordnen – keiner wusste mehr die Geschichte", berichtet Schank. Da sei die ebenfalls in Lübeck lebende Partnerin des Neffen ins Haus gekommen, habe die Maske gesehen und spontan gesagt: "Das ist doch eine Meßkircher Katze." Ein Kontakt sei nach Meßkirch hergestellt worden und als der Neffe und seine Partnerin in Tuttlingen Urlaub machten, trafen sie sich im Zunfthaus mit den Vertretern der Katzenzunft und verkauften die schöne Maske an sie.

"Maske noch im Originalzustand"

"Die Maske wurde noch nie getragen und sie ist noch im Originalzustand", berichtet Jenny Moser. Als sie noch in Liptingen lebte, sei sie bei den Schlehenbeißern aktiv gewesen und daher kenne sie die Meßkircher Katzen aus der fünften Jahreszeit und es freue sie, dass die Maske durch diesen Zufall wieder an ihren Herkunftsort zurückgekehrt ist. Denn damit, einen solchen Fund bei der Familie ihres Zukünftigen zu machen, habe sie natürlich nicht im entferntesten gerechnet.

Ein Handkuss für die Dame: Eduard Ave und Paula Sauter im Jahr 1961.
Ein Handkuss für die Dame: Eduard Ave und Paula Sauter im Jahr 1961.

Maskenschnitzer Roland Kleiner schloss aufgrund einer Besonderheit an der Maske darauf, dass es sich dabei um ein Exemplar der zunfteigenen Tanzkatzen handelt und vermutet ebenfalls, dass sie von Eiermann einfach aus dem Fundus der Zunft entnommen wurde. Zur Besonderheit der Maske sagt er: Die Tanzkatzen hätten beim Katzentanz Probleme gehabt, wegen des eingeschränkten Sichtfelds bei den Augen, die Hände ihrer Tanzpartner zu sehen und ergreifen zu können. Deshalb sei bei dieser Maske an beiden Augen ein kleiner horizontaler Schnitt gesetzt worden, um das Blickfeld zu erweitern und den Aktiven ihren Tanz so zu erleichtern.

Senkrechte Schnitt ist schöner

"Ich weiß das noch aus Erzählungen von meinem Vater", sagt Kleiner. Diese Technik sei aber nur für kurze Zeit angewendet worden, da bei den Masken der senkrechte Schnitt an den Augen schöner sei. "Man hat auch immer versucht, die Masken so originalgetreu wie möglich zu schnitzen. Auch das war wahrscheinlich ein Grund dafür, dass man das dann nicht mehr gemacht hat", vermutet Kleiner. Sicher sei so, dass es sich bei der Maske um ein seltenes Exemplar handelt. Und auch Schank bestätigt, dass es bis dato keine solche Maske im Eigentum der Zunft mehr gibt. Für Schank steht daher auch fest, dass die Maske der Tanzkatze einen Ehrenplatz im Zunfthaus erhalten wird.