Karl Mägerle

Der Wald hat viele Aufgaben und er ist ein Wirtschaftsfaktor: Er soll Holz liefern, Luft und Wasser reinhalten, aber auch der Erholung dienen, Menschen, Tieren und Pflanzen einen gesunden Lebensraum bieten. Funktionen, die in Zeiten des Klimawandels immer schwerer unter einen Hut zu bringen sind. Die Winterstürme Sabine und Viktoria verursachten in den Waldgebieten der Stadt Meßkirch erhebliche Schäden. Diese müssten jetzt schnellstens aufgearbeitet werden, wie Revierleiter Siegbert Arzt bei einer Waldbegehung erklärt. Arzt ist seit 1988 für den Waldbesitz der Stadt Meßkirch sowie einige Privatwälder zuständig, insgesamt 1250 Hektar.

Spaziergänger missachten Sperrungen und entfernen Hinweise

Für die Aufräumarbeiten sei es nötig, dass der Wald teilweise gesperrt werde. Diese Sperrung gelte es unbedingt zu beachten, mahnt Siegbert Arzt. Wie Waldarbeiter berichten, würden die Hinweise und Sperrungen von Spaziergängern häufig missachtet oder sogar entfernt. Dies behindere die Arbeiten zum Teil erheblich, denn das Aufarbeiten von Sturmholz berge Gefahren.

Waldarbeiter und Vollernter im Einsatz

Die langjährigen städtischen Waldarbeiter Reinhart Russilow und Jonas Netzer sind derzeit mit einem Vollernter der Firma Herbert Gabele aus Sauldorf im Wald im Einsatz, um das Sturmholz zu beseitigen. Durch den Vollernter laufen die Arbeiten teilweise mechanisiert, die Aufarbeitung des Holzes in den von Sturm gebeutelten Waldbereichen geht daher schneller voran.

Sturmholz steht unter Spannung und birgt erhebliche Gefahren

Die Sicherheit für die Waldarbeiter hat oberste Priorität. Gerade Sturmholz birgt für sie erhebliche Gefahren, die der Vollernter auffangen kann. Entwurzelte, abgebrochene oder verkeilte Baumstämme stehen teils unter großer Spannung, sodass ein Stamm auch katapultartig und mit enormer Kraft nach oben oder zur Seite schnellen kann. Auch herabfallende Äste sind beim Sturmholz ein unkalkulierbares Risiko für die Arbeiter.

Die städtischen Waldarbeiter Reinhart Russilow (links) und Jonas Netzer trennen einen Stamm von der Wurzelfläche.
Die städtischen Waldarbeiter Reinhart Russilow (links) und Jonas Netzer trennen einen Stamm von der Wurzelfläche. | Bild: Karl Mägerle

Sturm fällt Fichten mitsamt ihres Wurzeltellers

Flachwurzelnde Baumarten wie die Fichte sind gegen starke Stürme sehr anfällig, da sie nur oberflächlich im Boden verwurzelt sind und bei sehr nassen Böden oder einem hohen Grundwasserspiegel kaum Halt in der Tiefe haben. Dies ist auch ein Grund dafür, dass sich mit dem fallenden Baum komplette Wurzelteller aus dem Boden lösen. Die Waldarbeiter trennen in diesem Fall mit der Motorsäge den Stamm vom Wurzelteller, sodass die Wurzelfläche wieder die hinterlassene Lücke im Waldboden schließen kann. Dadurch wird es wieder möglich, die Fläche mit dem Vollernter zu befahren.

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Aus den Rückegassen heraus, die im Abstand von etwa 20 Metern angelegt werden, ist es möglich, Stämme ab einem Mindestdurchmesser von acht Zentimetern zu bearbeiten. Dünneres Material wird zersägt und auf die Rückegasse gelegt, damit hier der Waldboden geschont wird. So bleibe kein Holz im Wald zurück, in dem Borkenkäfer brüten könnten, wie Revierleiter Siegbert Arzt erklärt. Das sei eines der Ziele einer sauberen Waldwirtschaft.

Stürme haben etwa 3000 Festmeter Holz im Stadtwald beschädigt

Siegbert Arzt schätzt, dass die Stürme diesen Winter etwa 3000 Festmeter Holz beschädigt haben. Das entspreche etwa einem Viertel des Jahreshiebsatzes. Eine zeitnahe Aufarbeitung von Sturmholz minimiere Folgeschäden durch den Borkenkäfer, der als einer der gefährlichsten Schädlinge in der Forstwirtschaft gelte. Arzt erläutert, dass es unterschiedliche Arten von Borkenkäfern gebe. Die Aggressivsten seien der Buchdrucker und der Kupferstecher, die beide Fichten befallen und Mitte April schwärmen.

Waldarbeiter Jonas Netzer (links) und Reinhardt Russilow arbeiten mit Herbert Gabele, der den Vollernter bedient.
Waldarbeiter Jonas Netzer (links) und Reinhardt Russilow arbeiten mit Herbert Gabele, der den Vollernter bedient. | Bild: Karl Mägerle

Wettlauf gegen die Zeit: Ab Mitte April schwärmen Borkenkäfer

„Deshalb sind wir sehr interessiert, dass eine schnelle Aufarbeitung des Sturmholzes vonstattengeht und eine rechtzeitige Abfuhr ermöglicht wird“, sagt Arzt. Bruchholz in Standardlängen werde von den Firmen Schwörer und Schneider zur Herstellung von Leimbindern verwendet. Die schwachen Enden würden Papierholz und Hackschnitzel und das schlechte Sägeholz gehe in die Verpackungs- und Palettenindustrie. Die Waldbesitzer müssten mit finanziellen Einbußen rechnen, da es voraussichtlich ein Überangebot von Fichtenstammholz geben werde, sagt der Forstmann.