Zu einem „einzigartigen musikalischen Erlebnis“ hatte die Konzerttournee Diminutions ins Schloss eingeladen, und die meist älteren Zuhörer und Zuhörerinnen wurden nicht enttäuscht. Maximilian Ehrhardt gab ausführliche Erläuterungen zu Komponisten und Werken und spielte auf seiner historischen Harfe ohne Pedale und Mechanik ein originelles Programm, das Renaissance- und Barockmusik von Philips (1560-1628), Coelho (1555-1635), Trabaci (1575-1647), Correa de Arauxo (1584-1654), Sweelinck (1562-1621), Frescobaldi (1583-1643) mit zeitgenössischen Kompositionen von Ian Wilson (Jahrgang 1964), Kate Moore (1979), Natalia Dominguez Rangel (1981), Chikage Imai (1979), Malte Giesen (1988), Bernhard Lang (1957) vereint, mit Auftragswerken, die eigens für diesen Künstler und dieses Programm geschrieben wurden und jetzt erstmals erklingen.
Besonderes Hörerlebnis
Alle alten und modernen Werke verband die musikalische Technik der „Diminution“, der Auflösung von Lied- und Tanzmelodien in kleinere Notenwerte, die der Musik mehr Lebendigkeit und Schönheit verleiht. Die modernen Kompositionen setzen sich nachahmend, kontrastierend oder formal mit den im Programm gespielten alten Stücken auseinander. Die Interaktion von Harfe und Computer in den „Neural Variations“ von Malte Giesen mit „Est-ce Mars“ von Sweelinck war dabei ein besonderes Hörerlebnis – trotz anfänglicher Schwierigkeiten mit der Technik.
Langanhaltender Beifall
Es war ein Festival der leisen Töne, so in „A Distant Relation“ von Wilson, aber auch ein Feuerwerk von virtuosen Spielfiguren, Trillern und Doppeltrillern, Glissandi und Klangteppichen in Rangels „Il Matto“ oder Imais „Bucolic“. Die anfängliche Angst vor moderner Musik schwand beim Hören der unnachahmlichen Harfenklänge, die auch die härtesten Ton- und Akkordreibungen entschärfen. Maximilian Ehrhardt, der moderne und historische Harfen in Amsterdam und Mailand studierte, begeisterte das Publikum. Es konnte sich dem Zauber der Musik nicht entziehen und bedachte den Künstler zu Recht mit langem Beifall.