Wenn Enrico Hahnke die Gleise mit feinem Streumaterial einschottert, hat er ein ruhiges Händchen. Beim Basteln beweist der 60-Jährige viel Geduld. Die braucht er auch, denn die Landschaften, die er entstehen lässt, sind häufig sehr filigran. Die Figürchen, die Fahrzeuge, die Häuser – manches lässt sich nur mit einer Pinzette an Ort und Stelle platzieren. Es macht Spaß, sich die Modellwelten einmal aus der Nähe anzuschauen, denn es gibt so viele Details zu entdecken! Hier ein Biergarten, dort ein Marktplatz, sogar einen Narrenbaum gibt es. Und dank Soundeffekt können die Kühe auf der Weide sogar muhen. Zum handwerklichen Geschick kommt auch ein Verständnis für Elektronik, zumal die Züge heutzutage via App auf die Reise geschickt und digital gesteuert werden.

Taschengeld ins Loks investiert

Modellbau und vor allem Eisenbahnen faszinieren ihn schon seit seiner Kindheit. Mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder tauchte er tief ein in die Welt von Bausätzen. Nicht nur Lokomotiven und Züge, auch Flugzeuge, Rennautos, Motorräder und Panzer hatten es den Jungs angetan. „Da war was los im Kinderzimmer“, erinnert sich Enrico. Das Taschengeld und ihren Lohn aus Ferienjobs gaben die Jungs für Schienen, Trafos und sonstiges Zubehör aus. Im Meßkircher Haushaltswaren- und Spielzeuggeschäft Veeser waren sie Stammkunden. „Wir hatten nie Malheur mit der Frage, was wir den Kindern zu Weihnachten schenken“, erinnert sich seine Mutter Maria Hahnke. Enrico machte eine Maurer-Lehre in Tuttlingen und steckte fast sein ganzes Lehrgeld in Eisenbahnen.

Wem das nötige Fingerspitzengefühl fehlt, tut sich mit dem Aufbau der Miniaturwelten schwer. Der Mähdrescher ist unwesentlich höher als ...
Wem das nötige Fingerspitzengefühl fehlt, tut sich mit dem Aufbau der Miniaturwelten schwer. Der Mähdrescher ist unwesentlich höher als eine Zwei-Cent-Münze. | Bild: Johanson, Kirsten

Im Laufe der Jahres sammelte sich vieles an. „Keller und Laube waren irgendwann voll!“ Dann kam eine Zeit, in der das Hobby in den Hintergrund rückte. „Wir sind jung Eltern geworden und haben Windeln statt Modelle gekauft“, erzählt der Vater von zwei Töchtern und einem Sohn. Mittlerweile hat er vier Enkel, die sich auch schon für Loks und Co. interessieren.

Ehefrau schenkt Starterset

Für eine Reaktivierung der Modelleisenbahn-Leidenschaft sorgte Ehefrau Nikola. Sie schenkte ihrem Mann vor sieben Jahren ein Starterset Spur N. „Das hat er sich immer ganz sehnsüchtig im Schaufenster bei Spielwaren Veeser angeguckt. Ich habe nicht geahnt, welche Formen das annehmen würde“, scherzt sie. 60 Meter Schienen und zwei Kilometer Kabel hat der Eisenbahnfan für seine Anlage verbaut. Sie hat eine Haupt- und drei Nebenstrecken.

Wertvolle Modelle

Mindestens drei Mal in der Woche zieht sich Enrico Hahnke in seinen Hobbykeller zurück. „Dort sitzt er außerhalb von Zeit und Raum, da kann es schon mal vier Uhr nachts werden“, verrät Nikola Hahnke.Aktuell bastelt der 60-Jährige an einem Schattenbahnhof, also einem Depot mit Abstellgleisen für komplette Züge. Ein ICE gehört übrigens nicht zur Flotte des Meßkirchers. „Der ICE gefällt mir nicht.“ Surft er auf der Suche nach Loks und Triebwagen, Faller-Häuschen und Bahnhöfen regelmäßig im Internet? „Eher weniger, lieber besuche ich Börsen und Messen.“ Seine teuerste Lok ist mehrere hundert Euro wert, eine Schweizer Krokodil. Auch ein begehrtes Sammlerstück in seinem Besitz ist die Diesellokomotive BR 218 „Betty Boom“.

Im Modelleisenbahnclub (MEC) Pfullendorf ist Hahnke stellvertretender Vorsitzender. „Wir treffen uns jeden Freitagabend ab 20  Uhr im THW-Gebäude gegenüber der Stadthalle, jeder darf kommen, wir freuen uns über Neuzugänge“, rührt Hahnke die Werbetrommel für den Verein.