Andere schlackern mit den Ohren, wenn Markus Weißhaupt so nebenbei erzählt, dass er in seinem Spitzenjahr knapp 11.000 Kilometer mit dem Rennrad zurückgelegt hat oder dass seine durchschnittliche Geschwindigkeit beim Biken um die 30 km/h beträgt.
Weißhaupt ist in einer sportlichen Familie groß geworden, ein Leben ohne Bewegung kann er sich nicht vorstellen. Als Jugendlicher kickte er als Verteidiger beim SV Meßkirch von der C- bis zu A-Jugend. „Fürs Fußballspielen braucht man Ausdauer, und da habe ich das Laufen für mich entdeckt. Ich bin gerne in der Natur und da kam mir das Laufen gerade recht.“ Zeitweise ist er zusammen mit seinem Vater gejoggt, drei, sechs, zehn Kilometer – je nach Lust und Laune. Weißhaupt hat früher bei Halbmarathons mitgewirkt und über viele Jahre trat er bei etlichen – mindestens 20 – Meßkircher Stadtläufen an – bis ihm der Streckenverlauf nicht mehr gefiel. Den Laufsport findet er nach wie vor interessant, aber: „Mittlerweile ist das Joggen nicht mehr so optimal für mich“, sagt er mit Hinblick auf seine von Arthrose geplagten Hüften. „Es ist leider ein Trugschluss, zu glauben, dass man vor Krankheiten gefeit ist, wenn man sich gesund ernährt und auf Bewegung achtet.“
Die körperliche Herausforderung sucht und findet er vor allem auf dem Rad. Laufen und Radfahren seien nicht vergleichbar, Letzteres bietet aus seiner Sicht mehr Abwechslung, schon allein, weil er auf dem Rad in einer Stunde 25 statt 12 Kilometer zurücklegen könne. Fast täglich schwingt er sich in den Sattel, außer, es regnet in Strömen. Er mag es, auf zwei schmalen Reifen dahinzugleiten und zügig voranzukommen. „Einen Pass im großen Kettenblatt hochfahren, ist ein unbeschreibliches Gefühl. Doch es geht mir nicht immer nur um Leistung, für mich bedeutet Radfahren, losgelöst zu sein. Ich drehe meine Runden und bin zufrieden.“ Von Meßkirch und Rohrdorf nach Leibertingen und runter ins Donautal – da kommen einige Höhenmeter zusammen. Es muss ja nicht immer gleich das Stilfser Joch oder die Silvretta-Hochalpenstraße sein. Der Feind des Rennrads sei allerdings der Straßenverkehr, das Verkehrsaufkommen habe stark zugenommen und um die Rücksichtnahme der Autofahrer sei es leider nicht immer so gut bestellt, erzählt er.
Sein erstes Rennrad Marke Gazelle bekam er 1983. Seine Leistung zu steigern – das spornt Weißhaupt durchaus an. „Als Jugendlicher war ich Mitglied im Veloclub Radolfzell und bin Radrennen gefahren. Doch das war neben der Schule sehr zeitintensiv.“ In zehn Jahren ist er 192 Mal mit dem Bike die Strecke von Meßkirch nach Konstanz zu seinem Arbeitgeber und wieder nach Hause gefahren. Hin und zurück stolze 120 Kilometer. „Ab Radolfzell kamen auf dem Heimweg die Höhenmeter – nach einer Acht-Stunden-Schicht war das nicht ohne“, so der 55-Jährige. Stürze passieren, zuckt Weißhaupt mit den Schultern. Er hat sich schon den fünften Halswirbelfortsatz gebrochen – und kehrte trotzdem zum Radsport zurück. „Wir Radfahrer sind aus anderem Holz geschnitzt.“ Wofür er aber auf jeden Fall plädiert: Helm tragen. „Ich bin für die Einführung der Helmpflicht für Radfahrer.“
Gemeinsam mit seinem Bruder hat er 1991 Andalusien erstmals mit dem Rennrad bereist. Seither zieht es ihn im Herbst immer wieder an die Südküste Spaniens. Im Frühling trainiert er gerne auf Mallorca. 14 Tage, 1500 Kilometer. Der Anstieg zum Puig Major in der Sierra de Tramuntana, die Mandelblüte – vom Feinsten.