Gestern trat Marina Jung ihr Amt als neue Bürgermeisterin von Neuhausen ob Eck an, wobei erst am 3. November die offizielle Amtseinführung der 38-Jährigen ist. Mit Masken und unter Einhaltung der erforderlichen Hygiene- und Abstandsregelungen übergab ihr Vorgänger Hans-Jürgen Osswald am Montagmorgen den Generalschlüssel für das Rathaus der Gemeinde. Nach 16 Jahren hatte der bisherige Bürgermeister im Januar dieses Jahres bekannt gegeben, nicht mehr für das Amt kandidieren zu wollen. Gründe nannte Osswald nicht.
Zuerst die Mitarbeiter kennenlernen
Zur Amtsübergabe kam der ehemalige Rathauschef Osswald am Montagmorgen noch einmal ins Büro. „Es ist für mich ein besonderer Start während der Corona-Pandemie“, sagte die neue Bürgermeisterin. Da viele Außentermine aufgrund der Corona-Krise wegfallen würden, hätte sie mehr Zeit, sich im Rathaus schnell in die aktuellen Projekte einzuarbeiten. Das käme der Gemeinde Neuhausen ob Eck dann auch zu Gute. Wenn der zweite Lockdown vorbei ist, sei sie hoffentlich schon gut eingearbeitet.
Rundgang durch die Gemeinde Neuhausen ob Eck
Ihre neuen Mitarbeiter möchte sie trotzdem so schnell wie möglich mit einer Tour durch die Gemeinde kennen lernen. „Unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregelungen werde ich in den nächsten Tagen einen Rundgang machen und alle Einrichtungen besuchen. Ich möchte meine Mitarbeiter ja auch kennenlernen“, sagt Jung, die sich auf ihre neue Aufgabe freut. In den kommenden Tagen und Wochen wolle sie sich einen Überblick schaffen und Kontakte knüpfen. Die Bürgersprechstunde will die neue Rathauschefin deshalb mit vorheriger Anmeldung und unter Einhaltung der gültigen Abstandsregelungen bald wieder aufnehmen. Vieles lasse sich während des Lockdowns aber auch per E-Mail erledigen, sagte die Bürgermeisterin.
Bewerbung kam überraschend
In Villingen-Schwenningen war die damalige Betriebsleiterin der Technischen Dienste Villingen-Schwenningen (TDVS) eine der Gegnerinnen von Jürgen Roth bei der Oberbürgermeisterwahl 2018 gewesen. Sie hatte im ersten Wahlgang 12,2 Prozent und im zweiten Wahlgang 6,3 Prozent erreicht. Nach Roths Sieg war sie ihm als eine leitende Mitarbeiterin der Stadtverwaltung unterstellt gewesen. Nach der Elternzeit kehrte sie nicht mehr auf die alte Position zurück, sondern übernahm eine Teilzeit-Stelle in der zentralen Vergabestelle der Stadt. Im Sommer gab Jung überraschend ihre Bewerbung im Rathaus in Neuhausen ob Eck ab, wo sie ihre Kenntnisse und Erfahrungen aus der Verwaltung einfließen lassen will. Ein Umzug mit ihrem Lebensgefährten und den drei Kindern nach Neuhausen ob Eck zieht Jung derzeit nicht in Erwägung. Das hatte sie schon bei ihrer Kandidatur gesagt.
Festivalschultes verabschiedet
Verabschiedet worden war Hans-Jürgen Osswald bereits am Wochenende in der Homburghalle. Der erste Bürgermeister-Stellvertreter Markus Seeh hob dabei die Projekte in der Gesamtgemeinde, die während der Amtszeit von Osswald verwirklicht wurden, hervor. „Du hast in den letzten 16 Jahren nicht nur Gas, sondern Vollgas gegeben und dadurch die Gemeinde sehr weit vorangebracht“, sagte Seeh. Der Neubau des Rathauses sei eines dieser herausragenden Projekte gewesen, aber auch der Bau und die Fertigstellung der Umgehung der B 311 und damit verbunden die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt der Gemeinde, die Aufwertung der Ortsteile Schwandorf und Worndorf sowie der Neubau am Rathausplatz. Auch war es ihm gelungen, für das Gewerbegebiet Filz neue Firmen anzusiedeln. Auch den Gewerbepark Take-off bezeichnete Seeh als Erfolgsmodell.
Anschläge: Hans-Jürgen Osswald erlebte schwere Zeiten als Bürgermeister
Allerdings habe dieser Erfolg auch Schattenseiten gehabt, nämlich als 2011 politisch motovierte Anschläge auf das Wohnhaus und Drohungen gegen ihn und seine Ehefrau Ulrike und die Töchter Maria und Rebecca Angst verbreiteten. Einmal wurden Hakenkreuze auf das Wohnhaus der Familie gesprüht, ein anderes Mal wurden zwei Terrassentüren und die Scheibe der Eingangstür eingeschlagen. Mit Unterstützung seiner Familie habe Osswald die sehr schwierige Zeit gemeistert.
Das Southside-Festival machte die Gemeinde weltweit bekannt
Das Southside, das größte Festival im Süden des Landes, habe Osswald immer als „oberster Genehmiger“ ermöglicht. Es war ihm Corona-bedingt vergönnt, das letzte Festival noch mal als „Festivalschultes“ zu begleiten. Landrat Stefan Bär lobte den Einsatz des scheidenden Bürgermeisters für seine Gemeinde. Neuhausen sei heute eine „moderne, pulsierende, dynamische Gemeinde“. Das sei Osswalds Verdienst.
„Der größte Partymacher“ geht von Bord
Bär überreichte ihm ein T-Shirt, das ihn „zum größten Partymacher des Landkreises“ auszeichnete, denn mit dem Southside wurde die Gemeinde weltweit bekannt und natürlich sei auch das Freilichtmuseum ein toller Werbeträger für die Kommune. Wie passend, dass Osswald für seine Gäste statt eines Sektempfangs das beliebteste Southside-Bier in der Dose zum Mitnehmen bereitgestellt hatte.