Der 14. Februar 1994 war ein bitter kalter Tag mit minus zehn Grad und die Menschen waren trotzdem fröhlich – es war Fasnet und zwar Rosenmontag und tausende Besucher verfolgten den Umzug der Narren durch die Innenstadt. Und der närrische Umzug war es im Prinzip, der einen Brand auslöste, der sich ins Gedächtnis der Bevölkerung und besonders der Eheleute Bernadette und Willi Nusser eingegraben hat. Denn ein Feuer brach in der Küche ihres Hotels „Adler“ aus, Flammen und Rauch verbreiteten sich rasend schnell über das Entlüftungssystem, es wurde rasch gelöscht, hinterließ aber einen Millionenschaden. „Letztlich waren es drei Millionen DM“, erinnern sich der 67-jährige Willi Nusser und seine 58-jährige Ehefrau Bernadette an diesen Schreckenstag, der ihre Welt ins Wanken, aber beileibe nicht zum Einsturz brachte. Denn ein halbes Jahr später, exakt am 1. Oktober, eröffnete der „Adler“ wieder, und zwar mit einer Hochzeitsfeier. Alle Zimmer waren renoviert, das Gebäude komplett saniert. „Es fehlten nur noch Bettdecken und Zimmertüren“, erinnert sich Bernadette Nusser. Also klapperte sie alle Verwandten ab und organisierte Bettwäsche, und abends waren dann sogar alle Türen eingebaut. Das Ehepaar schildert auch 28 Jahre nach dem Feuer die Geschehnisse authentisch und so lebhaft, dass man sich das Geschehen schier bildlich vorstellen kann, und einig sind sich die Nussers in ihrer Einschätzung: „Niemand wurde verletzt. Das war und ist das Wichtigste!“
Fasnetsküchle sind der Auslöser
Schier anekdotisch mutet die Entstehung des Brandes an. Willi Nusser renovierte die Zimmer, so wie der Tüftler und Handwerker selbst immer Hand anlegte. In der Küche war seine Ehefrau mit den Köchen. Die bekannten Fasnetsküchle sollten gebacken werden und ein Lehrling hatte einen riesigen Fettbrocken in den Topf gefüllt. Das Fett sollte auftauen, um darin die Küchle zu braten. Plötzlich riefen alle in der Küche „Der Umzug kommt“, rannten auf die Straße und das Unglück nahm seinen Lauf. Das Fett erhitzte sich, der Topf kochte über, das Fett entzündete sich und das Feuer erreichte über den Lüftungsschacht rasend schnell das Dach. „Das Dach bestand aus Eternitplatten und war also abgedichtet, sodass der Rauch wieder nach unten durch das ganze Haus zog“, erinnert sich Willi Nusser. Er hatte den Narrenumzug vom Dach aus verfolgt und sich noch gewundert, dass viele Besucher zu ihm hochblickten, denn sie sahen den Qualm. Erst da realisierte der Hotelchef, dass ein Feuer ausgebrochen war. Glücklicherweise war kein Gast in einem Hotelzimmer.
Löschwasser gefriert an Außenwänden
Schnell war die Feuerwehr vor Ort, manche im Fasnetshäs, die mit Löschfahrzeugen und Drehleiter anrückten. Allein, niemand wusste, wo sich der Brandherd befand. „Ich kann mir denken, wo das Feuer ist“, erklärte Willi Nusser, wurde vom Feuerwehrchef mit Atemschutzmaske und Filter ausgestattet, und tatsächlich wurden die Flammen entdeckt, denn von außen war außer Rauch und Qualm nichts von einem Brand zu sehen. Mit vielen tausend Litern Löschwasser wurden die Stockwerke belegt und wegen der Kälte gefror das Wasser an den Außenwänden zu Eiszapfen. „Das Wasser lief in Strömen“, erzählt Willi Nusser und Ehefrau Bernadette ergänzt, dass sie, nachdem sie die beiden Kinder aus dem Gebäude gebracht hatte, zurückging, um mit Folien die Waschmaschinen abzudecken und zu schützen. „Das gesamte Haus war unbewohnbar.“

Und dann fällt dem Ehepaar während des in diesem Jahr geführten SÜDKURIER-Gesprächs noch die krönende Pointe dieses denkwürdigen Tages ein. Gegen 18 Uhr saß an diesem Tag die Familie im Gebäudeinneren, umgeben von Schutt, und versuchte das Geschehen zu verarbeiten, als plötzlich eine ältere Dame durch das Löschwasser ins Hausinnere watete. Im Fenster hing immer noch das Schild „Frische Fasnetsküchle“ und so fragte die Seniorin: „Sie. Gibt‘s noch Fasnetsküchle?“ Auch 28 Jahre nach dem Ereignis folgt dieser Erzählung immer noch ein befreiendes Lachen des Ehepaars.