Sie erobern eine reine Männerdomäne und bringen dabei sympathische Frauenpower mit: Ulrike Klaiber, Ute Dehm und Julia Hofmann sind frisch gewählte neue Mitglieder des Narrenrats der Pfullendorfer Stegstreckerzunft. Eine verantwortungsbewusste Aufgabe, steht doch der Narrenrat gemeinsam mit Zunftmeister Andreas Narr an der Spitze der Zunft.

Ulrike Klaiber, hier mit Ehemann Martin, ist ein Hänsele.
Ulrike Klaiber, hier mit Ehemann Martin, ist ein Hänsele. | Bild: Ulrike Klaiber

Dass die drei überhaupt in diese Position gelangen konnten, haben sie einer Satzungsänderung zu verdanken, die vor sechs Jahren vorgenommen worden war. „Damals beschlossen die Mitglieder, dass künftig auch Frauen in diesem Gremium mitwirken können“, schildert Ute Dehm. Zunächst blieb es noch dabei, dass sich nur männliche Narren engagierten.

Schon länger geliebäugelt

Und das, obwohl sowohl Ute Dehm, als auch Julia Hofmann schon länger mit dem Gedanken liebäugelten, als Narrenrätinnen mitzuwirken. „Ich hatte es mir überlegt, aber ich wollte nicht die erste und einzige Frau sein, die dieses Amt übernimmt“, bekennt Ute Dehm. So ging es auch Julia Hofmann: „Alleine, ohne eine weitere Mitstreiterin, wollte ich es nicht machen.“

Ein wichtiger Schritt für alle Seiten

Als sie von Zunftmeister Andreas Narr hörten, dass neue Narrenräte gesucht würden, beschlossen alle drei, den Schritt zu wagen. „Man hilft, wo man kann. Wenn Leute fehlen, mache ich mit“, schildert Ulrike Klaiber. Die frisch Gewählten freuen sich auf die Aufgabe, haben aber auch Respekt davor: „Es ist natürlich nicht ganz einfach, eine solche Männerdomäne nach vielen Jahren weiblich aufzubrechen“, bekennt Ute Dehm. Und ergänzt: „Das ist ein wichtiger Schritt für die Männer und für uns.“

Julia Hofmann mit Eltern Martina Walter und Marcus Gabele.
Julia Hofmann mit Eltern Martina Walter und Marcus Gabele. | Bild: Julia Hofmann

Alle drei sind schon länger bei den Stegstreckern aktiv. Ulrike Klaiber juckt im sechsten Jahr bei der Hänsele-Gruppe mit. Der Narrensamen kennt sie schon gut, denn sie engagiert sich jedes Jahr beim Kinderball. Auch mit Gremien hat sie Erfahrung: „Ich war im Ausschuss der Hänsele-Gruppe aktiv“, schildert die 38-Jährige. In den Verein eingetreten ist sie, weil es ihr sehr wichtig ist, dass Brauchtum und Tradition in Pfullendorf weiterleben.

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„Ich bin in die Fasnet hineingeboren“, sagt Julia Hofmann mit einem Schmunzeln. Die Eltern sind beide Hänsele mit Herzblut, sodass sie als junges Mädchen schon darauf hingefiebert hatte, dass sie mit 18 Jahren auch das Hänsele-Häs tragen durfte. Seither ist die Fasnet für die heute 36-Jährige ein Höhepunkt im Jahr. Seit sechs Jahren ist sie im Beirat aktiv. Federführend richtet sie darüber hinaus den jährlichen Kinder-Malwettbewerb der Zunft an den Schulen aus.

Ute Dehm ist in der Fasnet in der Gruppe der Nidler aktiv.
Ute Dehm ist in der Fasnet in der Gruppe der Nidler aktiv. | Bild: Ute Dehm

Bei der jährlichen Schülerbefreiung engagiert sich Ute Dehm, die mit ihrem Narrenteam für die Befreiung der Realschüler verantwortlich ist. Außerdem hat sie die Jugendparty im Café Moccafloor mit organisiert. „Beim großen Narrentreffen der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte (VSAN) im Jahr 2020 war ich für die 56 Täfele-Kinder verantwortlich, die ihre Tafeln beim Umzug getragen haben“, ergänzt die 57-Jährige. Sie gehört der seit vierzehn Jahren der Gruppe der Nidler an und ist im Beirat der Zunft aktiv.

Neue Häser für die Narrenräte

Auf die neuen Häser freuen sich die drei. Künftig werden die schönen blau-roten Umhänge der Räte und ihre prächtigen Federhüte um lange Röcke, blaue Oberteile und die mit einem Band verzierten Hüte der Damen ergänzt. Dazu muss allerdings vorher noch der kulturelle Beirat der VSAN dem neuen Häs zustimmen.

Verschiedene Arbeitsgruppen in der Zunft

Der Narrenrat, dem auch die Gruppenführer angehören, engagiert sich in Arbeitsgruppen. „Jeder fügt sich ein und bringt seine Stärken ein“, sagt Julia Hofmann. So gibt es einen Bautrupp, Mitglieder, die für Medienarbeit zuständig sind, für Kinder- und Jugendarbeit, Umzüge und Brauchtum, Bus- und Ausfahrten, Zunfthaus, Straße und Verkehr, Zunftball und Narrenblatt, um nur einige Beispiele zu nennen.

Alle arbeiten Hand in Hand

Die Zusammenarbeit der Gruppen in der Zunft sei intensiver geworden, beobachtet Ute Dehm. Alle arbeiten Hand in Hand. „Das Landschaftstreffen 2020 hätte nie so toll stattfinden können, wenn nicht alle an einem Strang gezogen hätten“, bringt es Julia Hofmann auf dem Punkt. Diese Zusammenarbeit wollen die drei weiter fördern, sich dabei einbringen, dass die Zunft eine Fasnet auf die Beine stellen kann, wie auch immer diese Saison aussehen mag. Alle drei geben die Hoffnung nicht auf, dass sie trotz Corona die Gelegenheit bekommen werden, sich in ihren neuen Häsern und in der neuen Aufgabe zu präsentieren.