Heidi Bechel muss in ihrer Wohnung nur hinter sich greifen, um die Karten auf den Tisch zu legen. Genauer gesagt: das Skatblatt. Es bestimmt seit 18 Jahren ihr Leben. Damals traf die heute 66-Jährige mit ihrem Mann Walter eine folgenschwere Abmachung: Er würde sie fortan auf den Sportplatz zu Fußballspielen des SC Pfullendorf (SCP) begleiten, dafür könne er ihr im Gegenzug Skat beibringen. Der Deal: Begeisterung gegen Begeisterung, denn was für Walter Bechel seinerzeit das Skatspiel war, war für Heidi Bechel der Fußball.

Ehemann spielt Skat seit dem sechsten Lebensjahr

Heidi Bechel und ihr Mann Walter sind passionierte Skatspieler. Gemeinsam sicherte sich das Paar den Vizemeistertitel im Mixed des ...
Heidi Bechel und ihr Mann Walter sind passionierte Skatspieler. Gemeinsam sicherte sich das Paar den Vizemeistertitel im Mixed des Internationalen Skatverbandes. Heidi Bechel spielt alleine auch gut. Sie wurde mit ihrer Mannschaft Südfrüchtle Vizemeister in der Bundesliga. | Bild: Schnurr, Michael

„Mein Vater hat mich schon als Kind im Kinderwagen mit auf den Sportplatz geschleppt“, sagt die Pfullendorferin, „und mein Mann spielt Skat seit er sechs Jahre alt ist.“ Ein Leben ohne Fußball erschien Heide Bechel in ihrer Jugendzeit aber auch später als Erwachsene sinnlos: „Ich habe keine Spiel verpasst und gehörte viele Jahre dem Fairplay-Fanclub des SCP an“, erzählt sie. Und wäre sie vor 22 Jahren nicht ihrem heutigen Mann begegnet, stünde das runde Leder vermutlich immer noch im Zentrum ihres Lebens.

Clubabend mit den Skatfreunden ist sehr wichtig

„Ich wollte nicht länger nur daneben sitzen, wenn er Skat spielt, und ihn zog es nicht zum Fußballspiel“, berichtet sie. Da hat sich durch die Verabredung gründlich geändert: Früher hätte Heidi Bechel kein Fußballspiel missen mögen, aber heute: „Da muss schon Bayern München im Champions-League-Spiel antreten, damit ich mal einen Clubabend beim Skat sausen lasse“, sagt sie.

Pfullendorferin packte sehr schnell die Skatleidenschaft

Beinahe 50 Jahre alt, ließ sie sich ins Skatspiel einweisen. Doch erst mit der Erfahrung und häufiger Spielpraxis eröffnete sich ihr der ganze Horizont des mit 32 Karten gespielten Spiels, seine zahlreichen Finessen und Feinheiten. „Skat ist ein schweres Spiel“, sagt sie. „Einen guten Skatspieler erkennst du schon daran, wie er reizt oder welche Karte er anzieht“, also mit welcher Karte er das Spiel eröffnet.

Viele Erfolge bei Turnieren

Dass sie ebenso wie ihr Mann Walter zu den guten Skatspielern gehört, davon zeugen zahlreiche Pokale, die sie in den vergangenen 17 Jahren nach Pfullendorf holten. Und große Erfolge. So sicherte sich Heidi Bechel gerade mit den Südfrüchtle den Vizemeister-Titel in der Damenbundesliga des Deutschen Skatverbandes. Dabei rauschten die sechs Frauen nur ganz knapp an der Meisterschaft vorbei.

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Mit ihrem Mann Walter sicherte Heidi Bechel sich bei den Mixed-Wettkämpfen den Titel der deutschen Vizemeister im Internationalen Skatverband. Das Paar ist immer viel auf Achse, wie sie erzählt. Neben den Treffen im Skatclub von Sigmaringen in Krauchenwies an jedem Dienstagabend, Reisen zu Turnieren oder zum Beispiel zu den Europameisterschaften nach Magdeburg.

Logisches Denken und das Spiel im Team

Am Skatspiel reizt die heute 66-Jährige das logische Denken und das Spiel im Team: „Nur im Team hast du Erfolg“, weiß sie. Außerdem seien die Skatspieler national wie international eine große Familie. Ihre Leidenschaft führte sie in diverse europäische Großstädte, aber auch bis nach Kapstadt. Ab und an bekommt Heidi Bechel dann sogar Lob von den Größen des Skatspiels, so von Senad „Eddi“ Seferovic, dem zweifachen Europameister des Skatweltverbandes International Skat Players Association. „Eddi Seferovic hat mich neulich beim Alpenlandturnier für mein Spiel gelobt“, berichtet sie stolz. Für sie zeigt die Anerkennung, dass sie die Finessen und Finten des Kartenspieles genau beherrscht und zum Club der guten Spieler gehört.

Zur Person und Serie

Heidi Bechel ist gelernte Zahnarzthelferin und Industriefachwirtin. Bis sie ihren Mann Walter kennenlernte, schlug ihr Herz für den Fußball. Sie hatte beim Fairplay-Fanclub des SC Pfullendorf diverse Funktionen inne. Dann entdeckte sie das Skatspiel.

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