Die Preise für Holz schnellen in die Höhe. Das bedeutet für Häuslebauer, dass sie tiefer in die Taschen greifen müssen, um sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Der SÜDKURIER hat mit zwei Holzbau- und Zimmererbetrieben in Pfullendorf und Levertsweiler über die angespannte Situation am Holzmarkt gesprochen.
Exporte in die USA und nach China boomen wie niemals zuvor
Holz ist derzeit gefragt wie noch nie. Das hat zum einen mit dem Bauboom zu tun – auch in Pfullendorf werden Bauplätze in neuen Baugebieten so schnell wie noch nie verkauft. „Hauptsächlich ist es jedoch der Export nach China und in die USA, der derzeit so hoch ist wie nie zuvor und den Holzmarkt leerfegt“, schildert Joachim Saile, Chef der Firma Saile Holzbau, die Situation. Für das Export-Holz würden horrende Preise aus dem Ausland gezahlt.
Sägewerke verlangen immer höhere Preise für den begehrten Rohstoff
Deshalb muss das Unternehmen immer mehr Geld auf die Tische der Sägewerke legen, um den begehrten Rohstoff zu erwerben und damit die Kundenwünsche aus den gut gefüllten Auftragsbüchern der Firma Saile zu erfüllen, wie der Firmenchef erläutert. Außerdem sind die Lieferzeiten lang: „Wenn wir vorher rund zwei bis drei Wochen auf das Holz gewartet haben, sind es jetzt sechs bis acht Wochen“, sagt Michael Heim, Zimmerermeister bei der Firma Saile.
Das Levertsweiler Unternehmen habe den Vorteil, dass es mit Sägewerken aus der Region zusammenarbeite, die teilweise schon seit Jahrzehnten als Lieferanten der Firma tätig sind. „Deshalb ist das Holz bislang nicht ausgegangen und alle Aufträge konnten erfüllt werden“, betont Joachim Saile.

Auf stabile und langjährige Geschäftsbeziehungen zu Sägewerken kann auch das Pfullendorfer Unternehmen Erwin Künstle Holzbau bauen, wie Juniorchef Simon Künstle berichtet. Wie stark die Häuslebauer durch die Holzpreisexplosion belastet sind, zeigt sich an einer Rechnung, die der Zimmerermeister im Gespräch mit dem SÜDKURIER aufmacht. „Wenn wir heute einen Kubikmeter Holz kaufen, müssen wir dafür rund 600 Euro bezahlen. Ende 2020 waren es gerade einmal rund 300 Euro, also die Hälfte“, schildert er.

Wenn nun ein durchschnittlich großes Einfamilienhaus gebaut werde, liege der Holzverbrauch für Balken, Latten, Bretter und Platten bei etwa 50 Kubikmetern Holz. „Das bedeutet unter dem Strich, dass für dieses Material aktuell rund 15 000 Euro mehr gezahlt werden muss, als dies noch im Vorjahr der Fall war“, rechnet Simon Künstle vor.
Auch das Baumaterial und das Zubehör steigen im Preis
Und das ist noch längst nicht alles, was Bauherren an Kostensteigerungen erwartet. „Dazu kommen noch Preiserhöhungen bei vielen weiteren Baumaterialien und Zubehör“, schildert der Juniorchef. So seien etwa Schrauben um rund zehn bis 14 Prozent im Preis gestiegen, Baugeräte und Werkzeuge um rund fünf Prozent und für Folien müssten sogar 70 Prozent mehr gezahlt werden. „Das summiert sich alles enorm“, bedauert Simon Künstle.
Hamstern ist auch im Holzbau derzeit angesagt
Beide Betriebe verwenden überwiegend Fichtenholz für ihre Arbeit, etwa für ganze Häuser aus Holz, die derzeit wegen ihrer Nachhaltigkeit gefragt sind, wie Simon Künstle berichtet. Beide Betriebe mussten bislang keine Kurzarbeit anmelden, wie die Firmenchefs erfreut mitteilen. Auf unterschiedlichen Auftragsgebieten arbeiten und vorausschauend bestellen, lautet die Devise in Pfullendorf und Levertsweiler. „Jetzt gibt es auch bei uns den so genannten Klopapier-Effekt“, verrät Joachim Saile schmunzelnd. Denn die vollen Lager der beiden Firmen zeigen, dass das Hamstern auch im Holzbau angesagt ist.
Politik sollte in der aktuellen Situation eingreifen
Bei der Explosion des Holzpreises ist für Simon Künstle kein Ende absehbar. Es wäre auch die Sache der Politik, hier einzugreifen, meint er. „Wenn heimische Firmen Probleme haben, ihr Holz zu bekommen, dann sollte man überlegen, bei den übermäßigen Exporten mit Zöllen oder Steuern einzugreifen“, ist seine Überlegung.
Preis für Holz sollte angemessen und fair sein
Generell plädiert er für einen angemessenen Preis für den Rohstoff. Das sieht auch Joachim Saile so. Durch die Holzschwemme wegen des Käferholzes sei eine ganze Zeit lang ein Spottpreis verlangt worden. „Jeder soll davon leben können“, sagt Saile und blickt mit Bedauern auf das „Sterben“ kleiner Sägewerke zugunsten großer Betriebe. Im Landkreis gebe es nur noch zwei Sägewerke, früher seien es sechs bis acht gewesen, schildert er abschließend.