Von einer rapide abnehmenden Impfbereitschaft berichtete Professor Franz Konrad, medizinischer Leiter im Kreisimpfzentrum in Hohentengen, beim Pressegespräch am Montag. Die Entwicklung habe die Verantwortlichen überrascht. Bis Anfang des Monats sei jeder zur Verfügung stehende Impfstoff quasi sofort weg gewesen, seit etwa 12. Juli gebe es einen massiven Rückgang.

Impfungen direkt zu den Menschen bringen

Dem will das Team des Kreisimpfzentrums entgegenwirken, indem es die Impfungen künftig noch einfacher macht. Zum einen kann man sich derzeit im Impfzentrum ohne Termin mit allen Impfstoffen impfen lassen, zum anderen will ein mobiles Impfteam die Impfungen künftig direkt zu den Menschen bringen.

Ausgedünnt sind die Reihen in der Wartehalle vor den ärztlichen Beratungen im Kreisimpfzentrum. Die Impfbereitschaft ist seit etwa Mitte ...
Ausgedünnt sind die Reihen in der Wartehalle vor den ärztlichen Beratungen im Kreisimpfzentrum. Die Impfbereitschaft ist seit etwa Mitte des Monats stark gesunken. | Bild: Stefanie Lorenz

„Impfen to go“, heißt es ab Samstag, 24. Juli, in verschiedenen Städten bei Veranstaltungen, Wochenmärkten und vor Supermärkten. „Wir müssen gemeinsam an allen Stricken ziehen, damit wir weitere Menschen zum Impfen bringen“, erläuterte Konrad das Ziel.

Zwei Impfstoffe werden angeboten

Deshalb soll es den Leuten im Landkreis so einfach und bequem wie möglich gemacht werden, eine Impfung zu erhalten. Die mobilen Teams bieten zwei Impfstoffe an: Johnson & Johnson sowie Biontech. „Geimpft wird in einem umgebauten Rettungswagen“, schilderte Franz Konrad.

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Das mobile Impfen stellt die Verantwortlichen vor einige Herausforderungen, so muss zum Beispiel beim Transport des empfindlichen Impfstoffes die Kühlketten eingehalten werden. „Der fachliche und logistische Aufwand ist nicht zu unterschätzen, aber wir möchten den Menschen den maximal einfachen und unkomplizierten Zugang zu Beratung und Impfung bieten“, so der Mediziner.

Zweittermin vor Ort vereinbaren

Mitgebracht werden sollte ein Personalausweis und – falls vorhanden – ein Impfausweis. Der Zweittermin könne dann direkt vor Ort vereinbart werden. Genau wie im Kreisimpfzentrum, gibt es ärztlichen Rat für die Impfwilligen, zum Beispiel für die Wahl des Impfstoffes und sonstige Fragen. „Wir wollen die Menschen darüber informieren, wie wichtig eine Impfung ist und ihnen direkt vor Ort den Piks, der sie und ihr Umfeld schützt, anbieten“, erklärte der medizinische Leiter.

Erste Station ist Street-Food-Festival

Der Startschuss für das „Impfen to go“ fällt am kommenden Samstag, 24. Juli. Dann wird das Team beim Street-Food-Festival in Sigmaringen aktiv sein. Es folgen weitere Städte, wie zum Beispiel Pfullendorf, Bad Saulgau und Meßkirch. „Wir haben mit den betroffenen Orten abgestimmt, wo ein Einsatz möglich ist und dann einen Fahrplan für die erste Woche erstellt“, schilderte Tobias Kolbeck, Sprecher des Landratsamts Sigmaringen. Weitere Einsätze sollen folgen. Wo genau das mobile Impfteam vor Ort ist, ist unter www.landkreis-sigmaringen.de/impfen und unter der Telefonnummer 0 75 71/1 02 64 66 zu erfahren.

Mitarbeiterin Stefanie Seifert beim Einchecken im Kreisimpfzentrum mit einem Impfwilligen. Seit Kurzem muss für das Impfen in ...
Mitarbeiterin Stefanie Seifert beim Einchecken im Kreisimpfzentrum mit einem Impfwilligen. Seit Kurzem muss für das Impfen in Hohentengen kein Termin mehr ausgemacht werden, man kann einfach vorbeikommen. | Bild: Stefanie Lorenz

Franz Konrad berichtete, dass inzwischen im Kreisimpfzentrum Hohentengen nur noch 30 bis 40 Erstimpfungen pro Tag mit Biontech stattfinden würden. „Zuvor hatten wir – abhängig von der Zahl der stattfindenden Zweitimpfungen – rund 300 bis 600 Erstimpfungen täglich“, schilderte der Mediziner den dramatischen Rückgang. Susanne Haag-Milz, Leiterin des Gesundheitsamtes, wies ausdrücklich auf die Notwendigkeit hin, dass sich im ohnehin durch eine relativ niedrige Impfquote geprägten Landkreis Sigmaringen, weitere Menschen impfen lassen.

Höhere Impfquote lässt Inzidenz sinken

Haag-Milz skizzierte im Pressegespräch aus dem Basisszenario des RKI, bei dem die Frage untersucht wurde, welche Impfquote in Deutschland notwendig ist, um das Covid-19 in den kommenden Monaten zu kontrollieren. Dieses besage, dass bei einer Impfquote von 65 Prozent der Zwölf- bis 59-Jährigen noch mit einem starken Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz von bis zu 400 Fällen pro 100 000 Einwohnern zu rechnen sei.

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Bereits ab einer Impfquote von 75 Prozent in dieser Altersgruppe rechne das RKI mit einer deutlich niedrigeren Inzidenz von unter 150 Fällen pro 100 000 Einwohnern. Bei einer Impfquote von 85 Prozent seien es dann unter 100 Fälle, so Haag-Milz. Damit gehe natürlich auch die Belegung von Intensivbetten einher, erinnerte sie.

Alles dafür tun, dass die Impfungen vorankommen

„Deshalb ist es so wichtig, dass die Impfungen jetzt weiter vorankommen. Dafür müssen wir alles tun und den Menschen niedrigschwellige Angebote machen“, betonte die Gesundheitsamtsleiterin die Notwendigkeit, am Kampf gegen die Ausbreitung der Pandemie konsequent dranzubleiben.