Das SRH-Krankenhaus Pfullendorf wird bereits zum 31. Oktober geschlossen, der stationäre Betrieb in Bad Saulgau zum 30. November, informierte die SRH-Geschäftsführung. „Der zunehmend prekäre Personalengpass, insbesondere in der Pflege, wirkt sich, wie in vielen Krankenhäusern landesweit, auch in den SRH Kliniken im Landkreis Sigmaringen auf den stationären Betrieb aus“, heißt es in dem Schreiben. Die Vorgaben der Personaluntergrenzen-Verordnung, wie auch die Belastungen des Pflegepersonals unter anderem in den Jahren der Corona-Pandemie, hätten dazu geführt, dass aufgrund fehlenden Pflegepersonals an allen drei Klinikstandorten weniger Betten betrieben werden können, als tatsächlich in den Kliniken aufgestellt sind.
Noch 20 internistische Betten können betrieben werden
Aufgrund der derzeitigen Personalsituation in der Ärzteschaft der Inneren Medizin in Pfullendorf kann nach Angaben der Geschäftsführung noch eine Station mit 20 internistischen Betten betrieben werden. Um die Notfallversorgung einschließlich der Reanimationsbereitschaft durch die Innere Medizin gewährleisten zu können, würden aber mindestens zwei Ärzte benötigt. „Bisher konnte dies durch Personal der Anästhesie sowie durch Leihkräfte sichergestellt werden, doch ist der hierfür betriebene Aufwand nicht weiter tragbar.“ Grund für diese Entwicklung sei der akute Personalmangel in der Anästhesie an allen drei Standorten, der auch überregional bei anderen Kliniken ein großes Problem darstelle.
SRH-Geschäftsführung will Kräfte in Sigmaringen bündeln
„Aufgrund der immer enger werdenden Personalsituation müssen Kräfte gebündelt werden, um operative Kapazitäten am Standort Sigmaringen für die Kreisbevölkerung auch in Zukunft zu erhalten“, lautet die klare Strategie von SRH. Und deshalb werde Pfullendorf Ende Oktober weitgehend geschlossen. Denn der Personalengpass habe sich durch hohe Mitarbeiterausfälle in der Pflege durch Erkrankungen, fehlendes Personal auf dem Stellenmarkt und auch Abwanderungen in nicht klinische Gesundheitseinrichtungen, an den Krankenhäusern Bad Saulgau und Pfullendorf dazu geführt, dass sich der bestehende Personalengpass sukzessive verschärfte.
Gespräche mit Beschäftigten in Pfullendorf und Bad Saulgau
Mit den Mitarbeitenden an den Standorten Bad Saulgau und Pfullendorf werden aktuell Einzelgespräche über ihren weiteren Einsatz geführt. Absicht der Klinikgeschäftsführung ist es, möglichst viele Mitarbeitende aus dem ärztlichen und pflegerischen Bereich für eine zukünftige Mitarbeit am Klinikstandort Sigmaringen zu gewinnen, was in vielen Fällen gelinge. Die SRH-Kliniken arbeiten aktuell an der Weiterentwicklung ihrer Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) an den Standorten in Bad Saulgau und Pfullendorf sowie an der Fortführung einer Ambulanz in Pfullendorf mit Dr. Dolores de Mattia. Ebenfalls wird nach Angaben der SRH die Verlagerung der Psychiatrie von Sigmaringen nach Pfullendorf für voraussichtlich 2024 vorbereitet.
Zuversicht für Einrichtung eines MVZ in Pfullendorf
Dass Pfullendorf nicht erst im Frühjahr 2023 sondern ein halbes Jahr früher geschlossen wird, habe der Aufsichtsrat der Kliniken GmbH am vergangenen Freitag final entschieden, bestätigt Bürgermeister Thomas Kugler auf Anfrage des SÜDKURIER. Zuvor habe es ein Gespräch von Landrätin Stefanie Bürkle mit den Fraktionsvorsitzenden des Kreistages gegeben. Das vorzeitige Aus für das heimische Krankenhaus sorgt für eine Lücke in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung, die von dem geplanten Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) geschlossen werden, das im Klinikgebäude eröffnet werden soll. Bekanntlich hatte Bürgermeister Kugler zu Jahresbeginn den Kontakt mit einem potentiellen MVZ-Betreiber aufgenommen und sich mehrfach zuversichtlich geäußert, dass das Vorhaben gelingt. Da die Stadt Pfullendorf bekanntlich nicht mehr Gesellschafter bei SRH ist, werden die Gespräche nun von den verbliebenen Gesellschaftern, sprich SRH und dem Landkreis Sigmaringen, geführt. „Es sieht gut aus“, bringt der Rathauschef die Informationen auf den Punkt, die er von den SRH-Verantwortlichen und der Landrätin erhalten hat. Kugler schränkt allerdings ein, dass man angesichts der aktuellen Dynamik nicht wissen könne, ob alles noch gelte.
Im Krankenhaus Bad Saulgau muss am 18. und 19. September Betrieb eingeschränkt werden
Am Standort Bad Saulgau stehen aufgrund der Personalsituation derzeit für die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie für internistische Behandlungen maximal 20 Betten für die stationäre Patientenbehandlung zur Verfügung. Damit ist nur noch eine Station belegt. Ein verschärfter Personalengpass in der Pflege führt dazu, dass am Wochenende vom 18. und 19. September der Betrieb eingeschränkt werden muss.
Um die Auswirkungen auf die Patientenbehandlung möglichst gering zu halten, werden daher Aufnahmen, erforderliche Operationen und Behandlungen so geplant, dass die Patienten für planbare Eingriffe am Beginn einer Woche aufgenommen und operiert werden, um eine Entlassung zum Wochenende zu ermöglichen. Außerhalb dieses Zeitfensters ist die Versorgung nach Angaben der Geschäftsführung durch das Krankenhaus Sigmaringen sichergestellt.
Aus für Krankenhaus Bad Saulgau am 30. November
Im Oktober und November verschärfe sich der Personalengpass weiter, weshalb die vollstationäre Patientenbehandlung generell nur noch montags bis freitags möglich sei. Zudem müsse in den Herbstferien der stationäre Betrieb vom 31. Oktober bis 4. November unterbrochen werden. „Da die Personalbesetzung ab dem 30. November nicht mehr sichergestellt werden kann, muss der stationäre Betrieb zu diesem Datum gänzlich eingestellt werden“. Die Notfallambulanz bleibt zunächst bis auf Weiteres mit einer durchgängigen Bereitschaft geöffnet.
Mit Neubau stehen ab Juni 2023 in Sigmaringen mehr als 550 Betten zur Verfügung
Im Krankenhaus Sigmaringen stehen nach SRH-Angaben insgesamt so viele Betten zur Verfügung, wie sie aktuell an drei Standorten verteilt und unter Berücksichtigung des Personalstands angeboten werden können. Mit der Eröffnung des Neubaus, der voraussichtlich im Juni 2023 bezogen werden kann, erweitert sich das Angebot von 400 zur Verfügung stehenden Betten um zusätzliche 152. Ebenso hat sich die zentrale Notaufnahme bereits darauf eingestellt, weitere Patienten aus Bad Saulgau und Pfullendorf aufzunehmen. Hierdurch könne die Zeit überbrückt werden, bis mit Inbetriebnahme des Neubaus auch die neue zentrale Notaufnahme zur Verfügung steht.