In etwas mehr als einem halben Jahr soll das nächste Alten- und Pflegeheim in Pfullendorf eröffnen. So jedenfalls lautet die Zielsetzung der Kiag Grundbesitz GmbH mit Sitz in Stuttgart, die schon 2017 das 7500 Quadratmeter große Grundstück des ehemaligen Andelfinger-Areals gekauft hatte, um an der Ecke Roter Bühl/Heiligenberger Straße eine Wohn- und Seniorenresidenz zu bauen. Die Einrichtung hat 75 stationäre Pflegeplätze. Außerdem entstehen 23 barrierefreie Wohnungen.

„Ende Juni wollen wir mit den Rohbauarbeiten fertig sein.“
Raphael Kemmer, Kiag-Geschäftsführer

Raphael Kemmer, Junior-Chef der Kiag Grundbesitz GmbH, ist entspannt. Denn die Bauarbeiten für die Wohn- und Seniorenresidenz sind in vollem Gang, sodass der Zeitplan nur mit einer leichten Verzögerung eingehalten werden sollte. „Ende Juni wollen wir mir den Rohbauarbeiten fertig sein“, sagt Raphael Kemmer im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Wenn die Firma Reisch aus Bad Saulgau die Rohbauarbeiten erledigt hat, geht es nahtlos weiter mit dem Bau des sechsstöckigen Gebäudes, dessen Unter- und Erdgeschoss in Massivbauweise mit Beton und die Etagen eins bis vier in Holzbauweise errichtet werden.

Die Rohbauarbeiten des sechsstöckigen Gebäudes sollen Ende Juni fertig sein. Danach geht es sukzessive weiter. Die Wohnungen werden ...
Die Rohbauarbeiten des sechsstöckigen Gebäudes sollen Ende Juni fertig sein. Danach geht es sukzessive weiter. Die Wohnungen werden barrierefrei sein. | Bild: Dirk Thannheimer

28 Stellplätze

Sobald das Dach das Gebäude vor den Handwerkerferien bedeckt, werden die Arbeiten in Inneren fortgesetzt. Etliche Gewerke gehen dann ein und aus. Und weil bis jetzt alle Rädchen ineinander greifen, „rechnen wir damit, dass das Haus im ersten Quartal 2026 bezugsfertig ist“, sagt Kemmer. Dann sollen auch die 28 Stellplätze fertig sei, zwei Drittel davon in einer unterirdischen Tiefgarage.

Das ist der Betreiber

Betrieben wird die Pflegeeinrichtung von der Gruppe Curage, einer Tochtergesellschaft von Kiag. Zu Beginn des Bauprojekts, für das unternehmerisch die Seniorenresidenz Württemberg GmbH & Co. KG Pfullendorf gegründet wurde, war das Wohlfahrtswerk Baden-Württemberg als potenzieller Betreiber im Gespräch. Die Verhandlungen liefen aber nach Angaben vom Kemmer im Sande, weil das Wohlfahrtswerk einen zweiten Standort in Pfullendorf abgelehnt hatte. Es betreibt in der Linzgaustadt bereits das Wohnzentrum Grüne Burg.

Sanfter Start

Curage hat somit selbst die Fäden in der Hand, will aber sanft starten – also ohne Vollauslastung in der Einrichtung. „Wir beginnen wahrscheinlich mit einem Wohnbereich mit 15 Bewohnern“, ergänzt Kemmer, der keinen Fehlstart hinlegen will, „wenn wir nicht genügend Pflege- und Haushaltspersonal zur Verfügung haben“. Aber die Firma ist intensiv auf der Suche nach Fachkräften, wenngleich sie sich bewusst ist, dass das Pflegepersonal nicht auf den Bäumen wächst. Doch Kiag könnte bei ihrer Personalakquise auch von den Schließungen der beiden Krankenhäuser in Pfullendorf und Bad Saulgau profitieren – jedenfalls hofft Kiag darauf.

Junior-Chef Raphael Kemmer ist zuversichtlich, dass der Zeitplan eingehalten werden kann.
Junior-Chef Raphael Kemmer ist zuversichtlich, dass der Zeitplan eingehalten werden kann. | Bild: Silke Berger

Das Pflegeheim auf dem Andelfinger-Areal sei indes nach – so Kemmer – keine Konkurrenz zum neuen Pflegeheim der Spitalpflege an der Gartenstraße, das erst vor wenigen Wochen den Betrieb aufgenommen hat. Mit dessen Leiter Martin Stadali habe sich Kemmer bereits ausgetauscht. Beiden gehe es um die Versorgung der älteren Generation. Aber ganz uneigennützig investiert Kiag keine knapp 20 Millionen Euro. Denn klar ist auch: „Wir stehen natürlich im Wettbewerb und wollen einen Gewinn erwirtschaften“, ergänzt Kemmer.

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Beide Einrichtungen weisen indes Parallelen auf, bieten für ihre Bewohner eine stationäre Pflege rund um die Uhr an und unterscheiden sich kaum in den Kosten. Sowohl für das Pflegeheim des Spitalfonds als auch für die Wohn- und Seniorenresidenz beträgt der Eigenanteil für die Bewohner zwischen 4000 und 4300 Euro. Kemmer weist darauf hin, dass auch in bestimmten Fällen Anträge für die Sozialhilfe beantragt werden können.

Barrierefreie Wohnungen

Außer den 75 Pflegeplätzen, darunter auch elf Kurzzeitpflegeplätzen, schafft die Firma auch Wohnraum. 23 Wohnungen – von einem bis zu vier Zimmern – gehören zum Haus dazu. Service-Wohnen nennt Kemmer diese Art von Wohnen – eine Sonderform des senioren- und behindertengerechtes Wohnen in eigener Häuslichkeit. Vor allem die Barrierefreiheit diene seiner Ansicht dazu, „dass die Bewohner so lange wie möglich ihren privaten Haushalt selbst bestimmend und eigenverantwortlich führen können“. Noch in diesem Jahr will Kiag mit den Wohnungen an den Markt gehen.

Bedarf ist vorhanden

Kemmer und sein Vater, Seniorchef Peter Kemmer, sind weiterhin überzeugt davon, dass ihr Projekt in Pfullendorf ein Erfolg sein wird. Vor allem hinsichtlich des Bedarfs im Pflegeheim vertraut Raphael Kemmer auf prognostizierte Zahlen in fünf Jahren. „2030 sollen es in Pfullendorf etwa 200 pflegebedürftige Menschen sein.“