Die einzige Waldorfschule in der Nähe ist die Schule in Überlingen. Weil die Überlinger Schule im vergangenen Jahr rund 60 Kindergartenkinder für die erste Klasse ablehnen musste, wollen drei Mütter diese Schulform nun auch im Linzgau etablieren. Start soll zum Schuljahr 2022/23 sein. Pfullendorf und Meßkirch bieten alle Schularten an. Eine Waldorfschule gibt es im gesamten Landkreis Sigmaringen allerdings nicht. Und genau dafür machen sich Lucile Huguet, Lisa Aichele und Katharina Graff stark. „Ich möchte einfach, das mein Kind die Möglichkeit hat, auf eine Waldorfschule zu gehen“, sagt Lisa Aichele. Im Frühling dieses Jahres habe sie sich über Schulen informiert und schnell sei klar gewesen, dass die Kapazitätsgrenzen der Waldorfschule in Überlingen erreicht sind.

Trägerverein soll im September entstehen

Im gesamten Linzgau gibt es bisher keine Schule, die lebensnahes Lernen fördert und ihren Schwerpunkt auf Musik und Kultur setzt. „Mir ist es wichtig, dass Kindern auch Kunst und Natur vermittelt werden“, sagt Lisa Aichele, die seit drei Jahren in Pfullendorf wohnt. Gemeinsam mit den beiden anderen Mitstreiterinnen befasst sie sich seit dem Frühling mit dem Thema Schulgründung. Nach Rücksprache mit anderen Eltern fiel im März die Entscheidung: Wir packen das an. Große Unterstützung erfahren sie beim Bund der Freien Waldorfschulen und der bestehenden Waldorfschule in Überlingen. Im September soll deshalb ein Trägerverein gegründet werden.

Eltern aus dem Linzgau haben großes Interesse

„Wir haben viele Gespräche geführt und das Interesse ist da“, erklärt Huguet. „Vielleicht gibt es noch mehr Eltern, die ihrem Kind mehr bieten möchten, als das Angebot einer staatlichen Schule“, sagt Huguet. „Am Ende sollen Eltern die freie Wahl haben. Dazu benötigen wir aber eine Waldorfschule im Linzgau“, sagt Aichele. Den Bedarf sieht auch Raymund Feger, Geschäftsführer der Waldorfschule in Überlingen, im Gespräch mit dieser Zeitung: „Der Bedarf im Pfullendorf und Meßkirch ist so hoch, dass er von den Bestandsschulen in Überlingen und Wahlwies nicht gedeckt werden kann“. Unabhängig vom Wohnort der Kinder, müsse er Eltern Absagen erteilen. „Es kommen in den letzten Jahren viele Anfragen aus Pfullendorf und Meßkirch“, sagt Feger. Seine Schule unterstütze gemeinsam mit Wahlwies die Neugründung ausdrücklich, aber die neue Schule werde keine Außenstelle von Überlingen.

Das könnte Sie auch interessieren

Schon im Schuljahr 2022/2023 könnte der Schulbetrieb beginnen

Das sagt auch Lisa Aichele. Geplant sei es, mit einer einzügigen ersten Klasse im September 2022 zu beginnen. Die Schule soll dann Jahr für Jahr wachsen, bis sie eines Tages aus dreizehn Jahrgängen besteht. Die Klassengröße soll 25 Kinder nach Möglichkeiten nicht überschreiten, um jedem Kind gerecht zu werden. „Wir stehen insgesamt aber noch ganz am Anfang“, erklärt sie. Bei den Eltern viele Kindergartenkinder im Landkreis Sigmaringen stoßen die drei Gründerinnen auf offene Ohren. „Inzwischen gibt es viele Wald- und Wiesenkindergärten. Die Eltern würden gerne ihre Kinder auf eine Schule schicken, die dasselbe pädagogische Konzept verfolgt“, erklärt Aichele. Die Resonanz auf erste Umfragen sei groß.

Die Waldorfschule in Überlingen ist die nächstgelegene Waldorfschule für den Landkreis Sigmaringen.
Die Waldorfschule in Überlingen ist die nächstgelegene Waldorfschule für den Landkreis Sigmaringen. | Bild: Hanspeter Walter Journalist-Texte-Bilder

Standort der Schule ist noch nicht geklärt

Um die Pläne voranzutreiben, suchen die Eltern jetzt ein Grundstück oder ein Gebäude für den Schulbetrieb. Ein Grundstück sollte 4000 Quadratmeter groß sein, für den Anfang würde auch ein kleineres Grundstück reichen. „Möglich ist auch eine ehemalige Firma, ein leerstehendes Gebäude oder eine Industriebranche. Wir sind da sehr offen. Hauptsache wir können beginnen“, sagt Lisa Aichele im Gespräch mit dieser Zeitung. Neben Pfullendorf kommen aber auch die Standorte Meßkirch und Herdwangen infrage. Auf dem Grundstück soll es möglich sein, einen kleinen Garten anzubauen oder beispielsweise Tiere zu halten. „Wir waren bereits bei Bürgermeister Thomas Kugler, der die Idee gut findet“, sagt Lisa Aichele. Geeignete Räumlichkeiten könne der Rathauschef momentan allerdings nicht anbieten.

Das könnte Sie auch interessieren

Viel Organisation vor der Gründung

„Wir sind aber im fortlaufenden Gespräch“, ergänzt sie. Reden müssen die drei Schulgründerinnen in diesen Tagen viel und organisieren auch, denn neben einem Ort, steht auch hinter der Finanzierung noch ein großes Fragezeichen. In den ersten drei Jahren würde die Waldorfschule keine finanziellen Mittel vom Bildungsministerium erhalten. Zudem muss die Landesarbeitsgemeinschaft der Schulgründung zustimmen. „Wir müssen dann sehen, ob der Unterricht über die Eltern finanziert wird oder es andere Möglichkeiten gibt“, betont Aichele.

Ein erstes Informationstreffen soll am Samstag, 16. Oktober, von 19 bis 13 Uhr in der Dorfgemeinschaft Lautenbach stattfinden. Eine Anmeldung über initiativ@waldorfschule-linzgau.de ist dafür notwendig.