Meinrad Huber

Werden wir Ende September ins Heilige Land fahren können? Dreimal haben wir unsere Pilgerfahrt der Seelsorgeeinheit Ostrachtal verschoben.

Eindrücklich ist mir mein letzter Aufenthalt in Erinnerung. Ja, jeden Sonntag, wenn ich das Evangelium vorlese, stelle ich mir den Ort vor. Der See Genezareth, das Hirtenfeld von Betlehem, der Ölberg in Jerusalem, und so weiter. Auch der Bibeltext vom 2. Fastensonntag lässt eine Landschaft, einen Ort lebendig werden. Ein Berg. Obwohl er gar nicht im Text steht (Lk.9, 28b-36): Der Berg Tabor. Es gibt auch nicht so viele Berge in Galiläa. Egal!

Jesus im Ölberggarten

Jesus nimmt drei Jünger auf den Berg mit, Petrus, Jakobus und Johannes. Diese drei spielen übrigens in der Karwoche eine Rolle. Im Ölberggarten, als Jesus betet und Blut schwitzt vor Angst, schlafen sie. Diese drei nimmt er mit. Diese drei werden Zeugen eines Geschehens, das schon auf Ostern verweist. Jesus erscheint nicht mehr nur menschlich, sein Gewand leuchtend, blendend weiß. Und dabei plötzlich Moses und Elija. Zwei Zeugen des Ersten Bundes (Altes Testament) und am Schluss der wichtigste Kronzeuge, Gott selbst, wenn er sagt: „Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören!“

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Bei meiner ersten Reise ins Heilige Land auf den Berg Tabor erzählte der Reiseleiter: Ein Pilger der frühen Zeit sei so vom Berg Tabor begeistert gewesen, dass er seinen Hausberg Mons Tabor, Berg Tabor, nannte. Montabaur, bei Koblenz. Der Ort liegt 230 Meter über dem Meeresspiegel, der Berg Tabor auf 588 Meter.

Es braucht helfende Menschen

In diesen Tagen, mit Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg, brauchen wir Taborstunden, solche Momente, wo wir nicht den Mut und den Überblick verlieren. Obwohl es schwer fällt. Es braucht diese Momente des Innehaltens, der Vergewisserung. Es braucht die Stimme aus der Wolke, die Stimme Gottes, die Stimme Jesu, der sagt, ich bin bei euch alle Tage. Es braucht Zeugen, Petrus, Jakobus und Johannes. Es braucht Menschen, die helfen, in Wort und Tat, die beten, mahnen und auch auffordern und einfordern, das Leben zu wagen, Versöhnung zu schenken.

Ins Herz muss es gehen

Leichter gesagt, als getan. Petrus will diesen Moment festhalten. Hütten bauen. Wir würden ein Foto machen, eine WhatsApp-Nachricht verschicken, mit Bild und Ton. Ins Herz muss es gehen, zu Herzen muss es gehen. Diese Vision auf dem Berg Tabor, diese Gottesbegegnung. Im Sonntagsgottesdienst für die folgende Woche, die neue Woche, die Fastenwoche. Als sie unten am Berg ankommen, ist die Vision schon verblasst. Der Alltag hat sie wieder. Der Alltag hat uns wieder. Wenn ich meinen Vorsatz schon gebrochen habe. Wenn der liebe Nachbar mich zur Weißglut bringt. Wenn die Bilder vom Krieg das Herz schwer macht und den Glauben an Gott.

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Im Tagesgebet heißt es dann auch: Gott, du hast uns geboten, auf deinen geliebten Sohn zu hören. Nähre uns mit deinem Wort und reinige die Augen unseres Geistes, damit wir fähig werden, deine Herrlichkeit zu erkennen.