Ich liebe Geschichten! Sie können uns auf einer tieferen Ebene ansprechen und Wahrheiten bildlich vor Augen führen. Beim Thema Fasten-Zeit fiel mir diese Geschichte ein, die ich gerne mit Ihnen teile: „Es waren einmal zwei Brüder, die jeweils mehrere Ster Holz zu spalten hatten. Der eine Bruder schlug kräftig mit seinem Beil die Scheite entzwei und arbeitete ehrgeizig, ohne Pause und fleißig bis zum Abend. Der andere Bruder legte jede Stunde einige Minuten Pause ein und hatte trotzdem am Abend den weitaus größeren Stapel geschafft! Der ehrgeizige Bruder fragte erstaunt, wie es sein könne, dass er trotz seiner vielen Pausen mehr erreicht hätte als er? Dieser erklärte, dass er sich nicht nur von der Arbeit ausgeruht, sondern in der Zwischenzeit auch seine Axt geschärft habe!“ (aus: Inspirationen fürs Herz v. G. Rieger).
Von der Völle lassen
Unser Leben, unser Alltag und die momentanen weltweiten Umstände rufen nach Pausen, Ruhezeiten, Unterbrechung. Vieles ist vollgestopft. Voll mit Informationen, voll mit Herausforderungen, voll mit Fragen – und so weiter. Und vielleicht geht es uns manchmal wie dem ersten Bruder, dass wir uns durch die innere und äußere Völle schuften und merken, dass unsere Kraft begrenzt ist. Fastenzeit ist neben der Vorbereitungszeit auf das Osterfest eine Einladung, etwas von dieser Völle zu lassen, etwas WENIGER zu tun, um wieder ein Bewusstsein für das MEHR zu entwickeln. WENIGER ist MEHR sagt eine Redewendung.
Wie das konkret aussehen kann, ist für jeden etwas anders und in unterschiedlichen Lebensphasen ist eventuell auch unterschiedliches dran. Dazu gibt es gerade in der Fastenzeit unzählige Angebote in unseren Kirchengemeinden, in Bildungswerken und -häusern und auch online. Manchmal bringen aber auch schon kleine Änderungen von Gewohnheiten ein WENIGER-ist-MEHR-Effekt.
Mehr Zeit für anderes nehmen
Zum Beispiel einmal am Tag oder mehrmals in der Woche eine Mahlzeit WENIGER, dafür in dieser Zeit ins Gebet gehen (Gebetsanliegen gibt es ja gerade genug) und/oder in der Bibel lesen, also MEHR Zeit mit Gott verbringen. Auch hierfür gibt es wunderbare Andachtsbücher, die uns dabei helfen können. Oder auch ein- bis mehrmals wöchentlich WENIGER Fernsehen, Internet oder Socialmedia, dafür MEHR Zeit mit der Familie, mit Freunden oder vielleicht dem Nachbarn, der sonst immer alleine ist, also MEHR Zeit mit Menschen verbringen.
Mehr lobende Worte
Ebenso unterschätzt wirkungsvoll WENIGER ärgern, schimpfen, lästern, über Sorgen sprechen, dafür MEHR lobende Worte sagen, Zuversicht verbreiten und freundliche Worte aussprechen. So können wir „unsere Axt schärfen“ und gestärkt wieder in den Alltag und in die Welt gehen und so kann aus Völle wieder Fülle werden.
So vorbereitet werden wir auch Ostern anders feiern und ergreifen können. Gott hat nämlich alles dafür getan, dass wir „den Ster Holz“ nicht alleine kleinmachen müssen. Er ist mit seiner Kraft bei uns, „alle Tage, bis ans Ende der Welt“ (Mt. 28,20). In diesem Sinne uns allen eine gesegnete Fasten-Zeit!