Wer im Duden das Stichwort „Kick-off“ nachschlägt, findet dort den Hinweis: „schweiz. für Anstoß beim Fußballspiel; Startschuss für ein Vorhaben, Projekt“. Der Aschermittwoch ist, so könnte man sagen, der „christliche Kick-off“ in eine ganz besondere Zeit. Die 40 Tage der Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern stellen eine besondere Zeit dar, die dem Menschen helfen will, sich neu auf Gott, die Mitmenschen und die Schöpfung auszurichten. Besonderes Symbol am Aschermittwoch ist die Asche, die den Gläubigen auf das Haupt gestreut bzw. aufgelegt wird. Die Religionsgeschichte weist die Asche als Symbol der Vergänglichkeit und als Zeichen der Buße und Umkehr aus. Sie steht auch für Reinigung, Erneuerung und Heilung.
Zeit für Umkehr und innere Erneuerung
Die kommenden sieben Wochen wollen eine geschenkte Zeit der Umkehr und inneren Erneuerung sein. Dabei können, so weiß die christliche Spiritualität, Besinnungsimpulse, Zeiten der Stille und Übungen sehr hilfreich sein. Unter dem Stichwort „erdverbunden“ machen sich beispielsweise in diesen Wochen viele Interessierte aus den Kirchengemeinden im Dekanat zu einem „ökumenisch-geistlichen Weg zur Schöpfungsverantwortung“ auf. Die täglichen Impulse des Übungswegs stammen aus dem bekannten Schreiben „Laudato Si“ von Papst Franziskus und Dokumenten des Ökumenischen Rats der Kirchen. Sie wollen unsere Achtsamkeit für die Schöpfung als „Gabe Gottes“ und unsere Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung stärken.
Kleinigkeiten nicht in der Wirkung unterschätzen
Ein ähnliches Projekt ist die Aktion „Klimafasten“ unter dem Leitwort „So viel du brauchst“, zu dem das Erzbistum und die Landeskirche aufrufen. „Tu etwas Gutes, wo immer du bist. Es sind all die Kleinigkeiten, die zusammen die Welt verändern.“ Diese Worte von Desmond Tutu, des im Dezember 2021 verstorbenen früheren Erzbischofs von Kapstadt und Friedensnobelpreisträgers, sprechen mich sehr an. Die sogenannten „Kleinigkeiten“ sind in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen. Aus Kleinem kann Großes werden. Desmond Tutu hat das in Südafrika selber erleben dürfen. Wovon er sich in seinem Leben unbeirrbar leiten ließ, drückte er an anderer Stelle einmal so aus: „Das Gute ist stärker als das Böse. Liebe ist stärker als der Hass. Licht ist stärker als Dunkelheit. Das Leben ist stärker als der Tod.“
Tu Gutes, wo immer du bist
An Desmond Tutu und seine unerschütterliche Hoffnung musste ich in den letzten Tagen oft denken. Die täglichen Nachrichten mit den furchtbaren und unerträglichen Bildern des Krieges in der Ukraine sind erschütternd. Niemals hätte ich das in dieser Weise für möglich gehalten. Was hätte der kleine Mann im violetten Bischofsgewand dazu gesagt? Sicher hätte er zu Gebeten für den Frieden und Hilfen für die Betroffenen des Krieges aufgerufen, wie es in diesen Tagen an so vielen Orten eindrucksvoll geschieht. „Tu etwas Gutes, wo immer du bist. Es sind all die Kleinigkeiten, die zusammen die Welt verändern.“ Wäre das nicht ein gutes Stichwort für den „Kick-off“ an diesem Aschermittwoch 2022?