82 Jahre und schon ein regionaler Internetstar? Dabei hat sie mit der modernen Technik eigentlich gar nichts am Hut. Und das soll auch in Zukunft so bleiben. Über 30.000 Zugriffe auf die Online-Version des SÜDKURIER-Artikels, da kann sie nur staunen. Und auch über die vielen Reaktionen, die sie bei verschiedenen Veranstaltungen in Oberschwaben und natürlich auch in ihrer Heimatstadt Pfullendorf erfahren hat.
82-Jährige wird häufig angesprochen
„Es ist unwahrscheinlich, wie ich überall angesprochen werde“, sagt Maria Roßknecht noch immer über die Reaktionen erstaunt. Kürzlich war sie in Wangen bei einer Ostereierausstellung, wo sie natürlich auch ihre Werke präsentierte. Da wurde ständig getuschelt. „Das ist doch die aus dem Internet“, konnte man hören. Oft wurde sie auch angesprochen, ob sie diejenige sei, von der man im Internet lesen könne. „Scheinbar bin ich jetzt bekannt wie ein bunter Hund“, sagt Maria Roßknecht lachend und holt schon mal Schalen mit Ostereiern für das Foto. Keine Frage: Jedes Ei ist ein Unikat. Und wenn man genau hinschaut, dann erkennt auch der Laie, dass da ganz viel Arbeit dahintersteckt.
Viele Stunden für ein Objekt

Wie lange braucht sie für ein Ei? „Das kann ich so nicht sagen“, erklärt sie. Es komme immer auf das Muster und die eigene Laune an. Viele Stunden seien es aber immer. Da die Eier vor dem Verzieren ausgeblasen werden, kann man diese dann sehr lange aufheben.
In Ihrer Sammlung befinden sich Schmuckstücke, die schon ein paar Jahre alt sind. Und sicher scheint zu sein, dass da noch einige Exponate dazukommen. Denn ans Aufhören denkt Maria Roßknecht noch nicht. Es komme halt auf die Fingerfertigkeit und die Augen an, sagt sie. Aber da scheint bei der 82-Jährigen noch alles in Ordnung zu sein.
Handarbeit wird geschätzt
In der modernen Welt, in der Maschinenarbeit dominiert, hat das Occhi eine besondere Romantik und Anziehungskraft auf Menschen, die Handarbeit zu schätzen wissen. Und das sind wohl deutlich mehr, als man so glauben mag. Das machen auch die Zuschriften deutlich, die nach der Online-Veröffentlichung an den SÜDKURIER gerichtet wurden, wobei die Anfragen aus ganz Deutschland kamen. „Wir sind in der Bachstadt Köthen, in Sachsen-Anhalt, auch besessen von Occhi“, schreibt Elfie Schmidt. Und sie ist davon überzeugt, dass diese alte Handarbeit zum kulturellen Erbe gehören sollte“. Sie ist durch SÜDKURIER-Online auf Maria Roßknecht aufmerksam geworden und offensichtlich auch ein Occhi-Fan.
Anfragen aus dem ganzen Bundesgebiet
Das gilt auch für Heidi Schubert. Sie hat von ihrer Oma von der Occhi-Technik gehört. Diese hat auch viele schöne Spitzen hergestellt. „Ich selber bin auch schon über 80 Jahre alt und habe diese Technik nie gelernt. So ein Schiffchen mit Restgarn habe ich noch. Ich würde es gerne weitergeben, wenn Interesse besteht. Die Interessentin kann sich gerne über meine E-Mail- Adresse an mich wenden“, lautet die Nachricht an die Redaktion, „ich würde mich freuen, wenn eine Antwort kommt“. Die kommt ganz sicher, aber bestimmt nicht per E-Mail, sondern mit der Post oder per Telefon. „Ich habe es nicht so mit dem Internet“, sagt Occhi-Künstlerin Maria Roßknecht. Und das wird sich wohl auch nicht ändern.
Wertschätzung für traditionelle Handwerkskunst
Auf die Frage, ob sie vielleicht Occhi-Influencerin werden will, antwortet die Pfullendorferin zunächst mit einem fragenden Blick. Nach einer kleinen Begriffserklärung und einem kurzem Nachdenken antwortet sie mit einem herzlichen Lachen und sagt: „Ach nein, das überlasse ich lieber den jungen Leuten. Ich bleibe einfach bei meiner Handarbeit.“ Trotz ihrer bescheidenen Haltung hat ihre Kunstfertigkeit und ihr unerwarteter Ruhm ihr bereits zahlreiche Bewunderer eingebracht. Es scheint, dass die Leidenschaft und das handwerkliche Talent von Maria Roßknecht eine Brücke zwischen den Generationen schlagen und die Wertschätzung für traditionelle Handarbeit neu entfachen kann.