Die 82-jährige Maria Rossknecht interessiert sich für viele Dinge. Und sie macht auch gerne Handarbeiten. Dabei hat es die aus dem Orient stammende Technik Occhi ganz besonders angetan.

Kapitän ist von Handarbeit fasziniert

Egal ob Weihnachtskugeln, Grußkarten oder jetzt natürlich Ostereier, sie ist mit Taschentuchgarn (Rossknecht: „Gut gedreht muss es sein und keine Billigware“) stundenlang beschäftigt und als Werkzeug dienen Schiffchen aus Horn. Die hat sie vor 40 Jahren aus der Schweiz mitgebracht. „Das billige Plastikzeug nutze ich nicht“, schmunzelt sie. In Pfullendorf hat Gertud Groner vor vielen Jahren einen Kurs angeboten. Da gab es auch Klöppeln. Aber das hat Maria nicht so gefallen, weil man da relativ viel Equipment mit sich rumschleppen muss, wenn man sein Hobby mit Gleichgesinnten betreiben will. Auf einem Schiff der Hurtigruten hat sie auf dem Deck die Zeit mit Occhi vertrieben und nebenher die Fjorde an sich vorbeiziehen lassen. Der Kapitän, der diese Art der Handarbeit nicht kannte, war fasziniert.

In Ostrach gibt es einen Occhi-Club

Gibt es viele Gleichgesinnte? Maria hat schon Kurse gegeben, aber die wenigsten Teilnehmerinnen haben wohl weitergemacht. Sie kannte aber auch einen Russen namens Jan Stawasz. Der hat Bücher über Occhi geschrieben und viele Motive entworfen. Bücher von ihm hat sie von einem Händler aus Holland. „Es hat wieder die Frau vom Bodensee angerufen“, hieß es dort, wenn sie Nachschub brauchte. In der Region gibt es einige Damen, die die Technik beherrschen. Und es gibt in Ostrach sogar einen Club. Maria Rossknecht hat vor Jahren dort einen Kurs gegeben und einige Teilnehmerinnen treffen sich seitdem einmal im Monat im Elisabethenheim in Ostrach. Früher war das „Nadelöhr“ der Treffpunkt. „Ich habe Maria vor etwa elf Jahren kennengelernt bei meinem ersten Occhi Kurs im Nadelöhr in Ostrach. Sie hat alles super erklärt und mich so für Occhi begeistert, dass ich bis heute dabeigeblieben bin“, sagt Karin Heutele aus Sigmaringen.

Begeisterung für Handarbeit ist nötig

Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, wenn man Occhi machen möchte? Eine ruhige Hand? „Eigentlich nicht“, sagt Rossknecht. Sie hat Frauen bis zu 90 Jahren in ihren Kursen und ihre Enkel habe es mit neun Jahren gelernt.

Aus vielen kleinen Knoten entstehen Kunstwerke. Es sind alles Unikate. Schon im Mittelalter war diese Technik bekannt.
Aus vielen kleinen Knoten entstehen Kunstwerke. Es sind alles Unikate. Schon im Mittelalter war diese Technik bekannt. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Wichtig sei die Begeisterung für Handarbeit. Zehn Abende pro Kurs brauchte es schon, bis akzeptable Ergebnisse entstanden sind. Maria Rossknecht gibt mittlerweile keine Kurse mehr, aber sie geht auf Ausstellungen. Wie viele Meter Garn braucht sie für ein Osterei? „Das kann ich so nicht sagen“, lacht sie. Der Aufwand an Garn sei nicht so groß. Für sie ist es „eine Handarbeit, die fasziniert“. Ihr Sohn Markus war mal in Heiligendamm. Am Strand saß eine Frau, die Occhi machte. Als er ihr erzählte, dass er das von seiner Mutter kenne, da war sie total überrascht, dass ein junger Mann das kennt.

Occhi ist vor allem eine Beschäftigung für Herbst und Winter

Die Hände sollten nämlich nicht schwitzen. „Dann läuft das Garn nicht“, erklärt Rossknecht. Motive holt sie aus Büchern. Ihr reicht es oft, wenn sie so eine Darstellung genau anschaut. Beschreibungen seien sowieso ganz selten. Das ganze Kunstwerk besteht aus Knoten, die man um den Finger wickelt, dazu Ösen. Daraus entstehen ganze Bilder. Wie lange will sie das Hobby noch treiben? „Solange ich noch draufschauen kann“, sagt die alte Dame und zwinkert mit den Augen. Sie macht gerne kleine Sachen. Westen oder Einsätze für Blusen wären auch möglich. Ebenso Mützen oder Schals. Aber die sind nicht so ihr Ding. Das enorm wichtige Zählen der Knoten sei Routine. „Auf jeden Fall ist Occhi gut fürs Denken und die Feinmotorik“, ist sie sich sicher. Sie ist der lebende Beweis. Bei Maria Rossknecht klappt das alles noch super.