Zum Muttertag am 11. Mai stellen wir drei außergewöhnliche Mütter aus Ühlingen-Birkendorf vor, stellvertretend für so viele andere. Ihre Werdegänge sind unterschiedlich, was sie verbindet ist die Hingabe und unermüdliche Einsatz für Familie und Gemeinschaft.

Rosmarie Wiedner (84) liebt das Leben in der Großfamilie

Rosmarie Wiedner, 84 Jahre alt, ist dankbar für ihr Leben mit neun Kindern, 24 Enkel- und 23 Urenkelkindern. Familie und Kinder sind für die Frau Berau Glück und Erfüllung. Dass es eine große Herausforderung war, als 1968 und 1969, zweimal Zwillinge, zwei Töchter und zwei Söhne zur Welt kamen, erwähnt sie kaum. Wegwerfwindeln gab es nicht. Die Waschmaschine lief täglich.

Warum sie keine Antibabypille nahm? Diese zu verlangen, war mit Scham behaftet und teuer. „Ich möchte aber auch kein einziges Kind missen!“, betont die neunfache Mutter. Sie war darauf bedacht, dass der Ehemann nach der Schichtarbeit beim Schluchseewerk zur Ruhe kommen konnte. Oft ging sie dann mit den Kindern in den Wald zum Hütte bauen oder ins Ühlinger Schwimmbad, wo sie allen das Schwimmen beibrachte.

Rosmarie Wiedner hat neun Kinder, 24 Enkel- und 23 Urenkelkinder. Muttersein ist für die Erfüllung. Die Zeit mit ihren Kindern zählt für ...
Rosmarie Wiedner hat neun Kinder, 24 Enkel- und 23 Urenkelkinder. Muttersein ist für die Erfüllung. Die Zeit mit ihren Kindern zählt für sie zur glücklichsten ihres Lebens. Täglich kommt eines der Kinder oder Enkelkinder zu Besuch. | Bild: Ursula Ortlieb

Glücklicherweise hatte kein Kind Probleme in der Schule und Hausaufgaben fielen ihnen leicht, erinnert sie sich. Die Enkelkinder schenkten den Großeltern zur Silberhochzeit einen Campingurlaub zu zweit. Ferien ohne Kinder aber kam für Rosmarie Wiedner nicht infrage. So verbrachten sie erstmals Ferien mit dem Zelt und den Kindern auf dem Campingplatz in Kroatien und danach jedes Jahr und manchmal sogar zweimal. Als die Enkelkinder später einen Wohnwagen für 1500 DM im Mittwochsmarkt entdeckten, legten sie das Angebot dem Opa vor, der den Kauf genehmigte. Diese Urlaube zählen für Rosmarie Wiedner zu den schönsten Erinnerungen und sie freue sich, dass es dieses Jahr von den Kindern wieder ermöglicht wird.

Das Ehepaar Wiedner 2022 mit ihren neun Kindern. Rosmarie Wiedner zählt die Zeit mit den Kindern zu ihren glücklichsten Lebensjahren. ...
Das Ehepaar Wiedner 2022 mit ihren neun Kindern. Rosmarie Wiedner zählt die Zeit mit den Kindern zu ihren glücklichsten Lebensjahren. Der Ehemann ist 2022, eine Tochter 2024 verstorben. Trotz großer Trauer um Horst und Susanne lässt sie sich nicht unterkriegen und freut sich auf den nächsten Campingurlaub. | Bild: Ursula Ortlieb

„Meine Schwester hat jeden Tag Muttertag“, sagt ihre 16 Jahre jüngere Schwester Vreni, die gerade zu Besuch ist. Täglich komme mindestens eines der Kinder vorbei, sitzt eine Weile bei der Mutter und unterhält sich. Als vor zwei Jahren der Ehemann gestorben ist, dankten die Kinder an seinem Grab. Er sei kein Mensch gewesen, der Emotionen zeigen konnte. Aber er sei ein guter Versorger gewesen und habe vieles ermöglicht, was gewünscht war.

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So konnte jedes Kind Akkordeon oder ein Instrument lernen. Das war seine Liebessprache – das Emotionale aber habe die Mutter um ein Vielfaches ausgeglichen. Sie habe ihnen durch ihre Hingabe eine glückliche Kindheit geschenkt.

Gertrud Dörflinger (77) schätzt die Familienrunde am Kaffeetisch

Wenn am Samstag alle am Kaffeetisch in Birkendorf sitzen, ist die Mutter glücklich und zufrieden. Der Samstagskaffee ist ein fester Termin im Kalender von Gertrud Dörflinger, die 77 Jahre alt ist. Wem es möglich ist, nimmt ihn wahr. Man trifft sich bei der Mutter, sitzt zusammen und erzählt Neuigkeiten und Erlebnisse. Alle, das sind inzwischen viele, die dazu gehören: Drei Söhne mit ihren Frauen, eine Tochter mit Partner, elf Enkelkinder, von denen die größeren Freundinnen mitbringen und die Großeltern Gertrud und Hansjörg Dörflinger.

Weihnachten trifft sich die Großfamilie Dörflinger vollzählig zum Festessen. Vorne zweite von rechts Gertrud Dörflinger.
Weihnachten trifft sich die Großfamilie Dörflinger vollzählig zum Festessen. Vorne zweite von rechts Gertrud Dörflinger. | Bild: Privatalbum

Die Söhne sind 1968, 1969 und 1972 geboren. Neben den Buben waren zehn Kurgäste täglich mit Frühstück zu versorgen. Nervenstärke der jungen Mutter war gefordert. Groß war die Freude, als Nesthäkchen Angela 1983 zur Welt kam. Für Gertrud war klar, dass sie für die Kinder da sein will. Neben eigenen Kindern waren oft viele aus der Nachbarschaft und der Verwandtschaft zu Besuch.

Gertrud Dörflinger hat gerne eine Kinderschar um sich. Der große Garten mit Gartenhaus bietet Platz zum Spielen, Toben und Feiern. Nebenbei engagierte sie sich tatkräftig in Vereinen, war Gründungsmitglied der KFD und der Narrenzunft. Für Kinder und Enkel nähte sie nach und nach Rombachwiibli-Häser, schenkte ihnen die Masken dazu und verbrachte schöne Stunden mit ihnen in der Birkendorfer Narrenzunft.

Als die Kinder groß waren, nahm sie die Stelle als Pfarrsekretärin in Grafenhausen an, wo sie bis zur Rente arbeitete. Werte wie Glaube, Heimatverbundenheit und Zusammenhalt sind ihr wichtig. Während ihrer kaufmännischen Lehre in Essen musste sie Hochdeutsch sprechen. Seither legt sie großen Wert auf die Pflege des Dialekts. So kommt es nicht von ungefähr, dass ihre Söhne Christoph und Manuel die Alemannenrockband Luddi gegründet haben.

Bei Geburtstagen treten Gertrud Dörflinger und Ehemann oft mit humorvollen selbstgetexteten Ständchen auf und bringen Liederbüchle zum ...
Bei Geburtstagen treten Gertrud Dörflinger und Ehemann oft mit humorvollen selbstgetexteten Ständchen auf und bringen Liederbüchle zum gemeinsamen Singen mit. | Bild: Ursula Ortlieb

Musik, Gesang und Tanz prägen das Familienleben. Gertrud ist Mitglied der Gitarrengruppe. Bei Festen gibt es Musik- und Tanzaufführungen der Kinder und Enkelkinder. Gertrud selbst ist wie ihr Ehemann dafür bekannt, Lieder mit humorvollen Texten umzuschreiben und Mundartgedichte für besondere Anlässe zu verfassen und gemeinsam vorzutragen.

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Die Gästevermietung wurde aufgegeben. Der älteste Sohn zog in die ausgebaute Haushälfte und wohnt mit Ehefrau Simone und vier Kindern nebenan. Für die Zukunft wünscht sich die 77-Jährige vor allem Gesundheit und Zufriedenheit und – wie sie betont – dass alle miteinander auskommen.

Andrea Duttlinger (44): Mit der Natur verbunden

Andrea Duttlinger ist 44 Jahre alt und von Beruf Erzieherin. Seit 2011 ihr erstes Kind Emilia zur Welt kam, widmet sie sich der Familie. Sie ist Mutter von vier schulpflichtigen Kindern, für die sie täglich da ist. Da sie selbst eine glückliche und naturverbundene Kindheit auf dem Land erlebt hatte, möchte sie das auch für ihre Kinder.

Dankbar sei sie, dass einmal pro Woche die Eltern aus Nöggenschwiel nach in Riedern am Wald kommen. Sie unterstützen, wo nötig, und pflegen die Beziehung zu ihren Enkelkindern. Da der Ehemann als Selbstständiger stark gefordert sei, halte sie ihm den Rücken frei. Andrea Duttlinger ist momentan nicht nur Mutter und Hausfrau, sondern auch Familienmanagerin. Jedes Kind komme zu unterschiedlicher Zeit aus der Schule.

Andrea Duttlinger hat ihre Berufstätigkeit als Erzieherin im Kindergarten für ihre Familie aufgegeben und widmet sich ihren eigenen ...
Andrea Duttlinger hat ihre Berufstätigkeit als Erzieherin im Kindergarten für ihre Familie aufgegeben und widmet sich ihren eigenen Kindern, Haus und Garten. Hündin Ella zählt seit zwei Jahren auch zur Familie. | Bild: Ursula Ortlieb

Ausgewogene Ernährung und ein warmes Essen für die Kinder sind ihr wichtig. In der offenen Küche können sie zum Essen an der Theke sitzen und von ihren Erlebnissen erzählen, während die Mutter zuhört und nebenbei werkelt. Die 44-Jährige liebt die Natur und Gartenarbeit und bezieht ihre Kinder in die Aktivitäten ein. Sie übernehmen die Versorgung eigener Hühner, Ziegen und Hasen und erledigen je nach Neigung unterschiedliche Aufgaben. Da müsse man natürlich ein bisschen draufschauen, erklärt Andrea Duttlinger.

Seit zwei Jahren bereichert Hündin Ella die Familie. Mit ihr ist man bei jedem Wetter draußen und bleibt fit. Den Terminkalender der Kinder im Blick, wird dafür gesorgt, dass die Kinder rechtzeitig zu ihren Aktivitäten wie Musikschule, Jugendfeuerwehr, Theaterprobe, Musikprobe, Ministrantendienst und Sport erscheinen. Davor sind meistens noch Hausaufgaben zu erledigen.

Sonntag sind alle zusammen. Da sitzt die Familie immer länger beim ausgedehnten Frühstück am Tisch und Vater Herbert hat Zeit für sie. Im Haus leben Andreas Schwiegereltern, die altersbedingt seit Januar eine Betreuungsperson haben und manche Tage in der Tagespflege verbringen.

„Ich bin sehr dankbar für meine Familie und die Kinder. Ich wünsche uns, dass alle gesund bleiben und die Kinder die bestmögliche Vorbereitung für das Leben bekommen nach dem Motto: Wenn die Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie groß sind, gib ihnen Flügel“, sagt die vierfache Mutter.

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