Neun Maibäume in einer Nacht: Das muss einer Männergruppe aus Denkingen erst einmal jemand nachmachen. Und dieses Mal gab es sogar noch eine Liebesbotschaft obendrauf – mit Happy End.

Zwischen 15 und 20 junge Männer, die meisten von der Denkinger Landjugend, hatten Großes vor in der Mainacht. Neun Maibäume zwischen fünf und 20 Meter wollte die Gruppe ihren Freundinnen der Tradition entsprechend stecken – drei in Pfullendorf, drei in Denkingen, einer in Liggersdorf, einer in Mettenbuch und einer sogar in Tettnang.

Offizielle Anfrage beim Forstamt

„Wir waren gut vorbereitet“, sagt Oliver Geng aus Denkingen, für den es nicht das erste Mal war, dass er die ganze Nacht über mit Traktor, Anhänger und Radladern sowie dem notwendigen Werkzeug unterwegs war, um ohne das Wissen der Freundinnen den Maibaum als Liebesbeweis zu stecken. Beim Forstamt der Stadt Pfullendorf hatten sie offiziell nach den Birken nachgefragt. Die Gruppe ist bekannt bei Revierförster Dieter Manz, weil sie jedes Jahr das Brauchtum pflegt.

Der Maibaum für die 26-Jährige ist 20 Meter hoch.
Der Maibaum für die 26-Jährige ist 20 Meter hoch. | Bild: Thannheimer Dirk

Vorab wurde dafür gesorgt, dass die Freundinnen nicht zu Hause sind, denn sonst wäre es keine Überraschung mehr gewesen. Bekannte lotsten die jungen Frauen zu den Bierfesten nach Göggingen und Riedhausen, sodass die Männer die Maibäume aufstellen und mit Spanngurten befestigen konnten. „Wir haben zuvor auch mit den Eltern geredet, nicht dass sie erschrecken, wenn wir plötzlich einen Maibaum an ihrem Haus aufstellen“, ergänzt der 28-jährige Geng.

LED-Lampen bringen das Herz mit dem Namen Tabea zum Leuchten.
LED-Lampen bringen das Herz mit dem Namen Tabea zum Leuchten. | Bild: privat

Die Gruppe teilte sich auf und machte sich motiviert ans Werk, sodass ein Maibaum nach dem anderen gestellt wurde. „Manchmal haben wir 30 Minuten gebraucht, manchmal auch eine Stunde“, so Geng, der sich nicht daran erinnern kann, dass es jemals Probleme gab – weder mit der Polizei noch mit Anwohnern und schon gar nicht mit den ledigen Frauen, von denen die jüngsten beiden gerade 16 Jahre alt sind. Es war ihr erster Maibaum mit einem roten Holzherz mit ihrem Vornamen, den sie von ihren Freuden erhielten, und der bis Ende des Monats stehen bleibt, ehe die Birke zu Kleinholz verarbeitet wird. Dann sollen die jungen Frauen der Tradition nach für die Helfer ein Fest ausrichten.

Auch die 16-jährige Lara Geray bekommt als Liebesbeweis von ihrem Freund einen Baum gesteckt.
Auch die 16-jährige Lara Geray bekommt als Liebesbeweis von ihrem Freund einen Baum gesteckt. | Bild: privat

Oliver Geng feiert im nächsten Jahr noch ein ganz anderes Fest: seine Hochzeit mit Tabea Hiestand aus Pfullendorf. Seit fast vier Jahren sind die beiden ein Paar. Oliver Geng hatte ihr nach 2022 und 2023 zum dritten Mal einen Maibaum gesteckt, was dem Brauch nach bedeutet, dass er ihr einen Heiratsantrag machen kann. Und wieso nicht 2024? Da war es umgekehrt.

Im Schaltjahr ist es umgekehrt

Im Schaltjahr sind die Frauen an der Reihe, ihrem Liebsten einen Maibaum zu stecken. „Das habe ich gerne gemacht“, sagt Tabea Hiestand. Elf Meter hoch sei ihr Baum gewesen und ein wenig schief, so die 26-Jährige. Ihr gefällt die Tradition des Maiensteckens. „Das ist eine Wertschätzung“, sagt sie. Stattliche 20 Meter hoch ist der Maibaum, der seit der Mainacht an ihrem Haus an der Sigmaringer Straße steht und über das Dach hinausragt.

Ein weiterer Baum steht in Denkingen.
Ein weiterer Baum steht in Denkingen. | Bild: privat

Ihr Freund hatte sich dieses Mal besonders angestrengt. „Der ist schon groß geworden“, sagt er selbst über den Maibaum seiner künftigen Ehefrau. Tabea Hiestand war mit ihren Freundinnen beim Bierfest in Göggingen, als gegen Mitternacht mit Leitern und Seilen der Baum in etwas mehr als einer Stunde aufgestellt wurde. Gegen 2 Uhr nachts wurde sie nach Hause gefahren. Sie sah sofort das rote Herz, das mit LED-Lampen zum Leuchten gebracht wurde. „Ich dachte, jetzt hat er es aber übertrieben“, so Hiestand. Sie ahnte nicht, was noch passieren würde.

Die ganze Nacht ist die Gruppe unterwegs, um ihre Arbeit zu erledigen.
Die ganze Nacht ist die Gruppe unterwegs, um ihre Arbeit zu erledigen. | Bild: privat

In der Wohnung wartete Oliver Geng auf sie. „Auf dem Boden standen überall Kerzen“, so Hiestand, der spätestens jetzt klar war, was als nächstes kommt: ein Heiratsantrag. „Ich habe natürlich Ja gesagt.“ Kurz danach war die Wohnung voll, weil Gengs Freunde zum Gratulieren kamen. Viel Schlaf hatte er nicht, weil er am nächsten Morgen beim Maifest der Denkinger Landjugend half.

Das passiert mit dem Stamm

Helfen wird er auch in Zukunft beim Maienstecken, wenngleich er für seine Verlobte keinen Baum mehr aussuchen muss. Tabea Hiestand war hin und weg. Ihren letzten, schönsten und größten Maibaum lässt sie gerne noch ein paar Wochen stehen, ehe sie aus dem Holz Sprunghindernisse für ihr Pferd macht.