Walter Sonntag behauptet von sich selbst, den schönsten Arbeitsplatz zu haben. Der 60-jährige Pfullendorf ist Bademeister im Seepark Linzgau. Aber nicht jeder Tag ist ein Vergnügen für ihn.
Herr Sonntag, passt es, wenn ich über Sie schreibe, dass Sie dort arbeiten, wo andere Menschen Urlaub machen?
Walter Sonntag: Ja, das passt. Ich habe in der Tat einen der schönsten Arbeitsplätze, den man sich vorstellen kann, auch wenn die Arbeit oft auch anstrengend ist. Wir Pfullendorfer vergessen oft, wie toll unser Seepark ist. Das sollte viel mehr geschätzt werden.
Sie haben seit der Eröffnung des Seeparks im Jahr 2001 die Badeaufsicht. Wie war es denn zu Beginn?
Sonntag: Am Anfang war der Besuch eher spärlich, weil der Badesee einfach noch nicht so bekannt war. Damals gab es noch Ruderboote und Tretboote auf dem See. Dass es hier im Strandbad wunderschön ist, hat sich schnell herumgesprochen. Inzwischen ist hier an sonnigen Tagen richtig viel los. Der Badesee hat an Beliebtheit gewonnen. Die Besucher kommen aus der ganzen Region und genießen ihren Aufenthalt.
Was können Sie über den Badesee alles sagen – wie tief ist er, wie warm ist das Wasser?
Sonntag: Der Badesee ist ein Grundwassersee, dessen Besonderheit das klare Wasser ist, anders als beispielsweise im Bodensee, der aufgrund der Algen sehr grün ist. Der Badesee erreicht schon kurz nach dem Einstieg ins Wasser eine Tiefe von zwölf bis 13 Meter. Je mehr es nach hinten geht, desto flacher wird es. Aber es sind dann immer noch knapp unter zehn Meter. Die Wassertemperatur hängt natürlich immer von der Sonneneinstrahlung ab. An sonnigen Tagen in den wärmsten Monaten Juli und August erreicht das Wasser bei direkter Sonneneinstrahlung eine Temperatur von 24 bis 25 Grad Celsius. Je tiefer es geht, desto kälter wird es.
Der See hat auch seine Tücken. Leider gab es in der Vergangenheit tödliche Badeunfälle. Wie gehen Sie als Rettungsschwimmer selbst damit um, wenn Badegäste ertrinken wie 2020 ein achtjähriges Mädchen oder 2023 ein 20-jähriger Mann?
Sonntag: Kein Bademeister der Welt will Tote in seinem See haben. Das ist das Schlimmste, was es überhaupt gibt. Im Fall des 20-Jährigen ist zu sagen, dass er weit außerhalb des Schwimmbereichs ins Wasser gestiegen war. Das tragische Unglück des Kindes hat wirklich alle getroffen. Da war jedoch das Problem, dass das Mädchen nicht schwimmen konnte und schnell nach unten gezogen wurde. Obwohl das Wasser im Seepark klar ist, ist es im Waldfreibad einfacher, Badende zu retten als im Badesee, wo es schnell in die Tiefe geht. Mir persönlich geht so etwas auch nah. Da gibt es keine Routine für solche Unfälle, denn so etwas vergisst man nicht. Für das Team der Badeaufsicht sind dann sofort Notfallseelsorger parat, die viel mit unserem Team über das Erlebte reden. Das hilft auf jeden Fall.
Wie lautet denn Ihr Appell an die Badegäste?
Sonntag: Leider muss ich oft feststellen, dass gerade die kleinen Kinder von Eltern unbeaufsichtigt ins Wasser gehen. Manche sind sogar an der Grillstelle neben dem Badehaus und kümmern sich nicht um ihre Kinder. Es ärgert mich einfach, wenn die Eltern ihre Aufsichtspflicht verletzen. Da wünsche ich mir einfach für die Zukunft, dass Eltern besser auf ihre Kinder aufpassen – vor allem, wenn sie noch nicht richtig schwimmen können. Wir haben deshalb extra einen Nichtschwimmerbereich mit einer Bojenkette markiert. Der gesamte Badebereich ist ebenfalls abgesteckt, sodass jeder Schwimmer wissen müsste, wo er sich aufhalten darf.
Sie sind ja auch Tauchlehrer. Was haben Sie denn schon alles auf dem Grund im Badesee gefunden?
Sonntag: Im einstigen Baggersee lagen früher viele Rohre und viel Müll im Wasser. Das wurde alles herausgefischt. Und ich war schon genau unter der Terrasse des Restaurants beim Tauchen, weil dort immer wieder zwischen den Fugen im Holzboden Sachen durchgefallen sind. Ich weiß nicht, wie viele Messer und Gabeln ich hier schon beim Tauchen gefunden habe. Ein Handy war auch dabei. Einmal wurde ich um Hilfe gebeten, weil jemand seinen Diamantring bei der Wasserskianlage verloren hatte. Weil sich der Besitzer die Stelle gut merken konnte, tauchte ich ab und konnte den Ring wieder finden.
Wie oft sind Sie denn selbst beim Baden?
Sonntag: Da ich in der Badesaison täglich hier bin, bin ich auch öfter selbst beim Baden, wenn noch kein Betrieb ist. Und ich mache viele Tauchgänge, gebe dazu auch häufig Tauchkurse, sodass ich behaupten kann, dass niemand den See besser kennt als ich.