Das laute Trommeln am Pfullendorfer Marktplatz am vergangenen Montagnachmittag hat einen besonderen Grund gehabt: Der Aramäer Stefan Sakru aus Pfullendorf hat seine Verlobte Valentina standesamtlich im Pfullendorfer Rathaus geheiratet. Passend zum verregneten Wetter erhielten die Vermählten von Standesbeamtin Daniela Weber einen Pfullendorfer Regenschirm.
Freude trotz Dauerregen
Anwohner schauten neugierig aus dem Fenster, Passanten hielten bei Dauerregen an und beobachteten das Zeremoniell vor der Pizzeria Sorrento. Minutenlang wurde für das frisch verheiratete Brautpaar getrommelt, getanzt und gesungen, ehe die Hochzeitsgesellschaft anschließend im Sorrento gefeiert wurde, wo Braut und Bräutigam einen Tanz vorführen mussten. Seit 2019 sind der 37-jährige Aramäer und die 31-jährige Italienierin ein Paar. 2023 machte er ihr beim Urlaub in Ägypten einen Antrag. „Da war ich etwas nervös“, sagt Sakru.
Es wird viel gesungen
Seine Schwester Nazira berichtet indes über die Gepflogenheiten bei aramäischen kirchlichen Trauungen. Demnach besucht die Familie des Bräutigams die Familie der Braut, um sie zur Kirche abzuholen. Vor der Haustüre wird wieder kräftig getrommelt und dabei gesungen. „Das ist bei uns ein Zeichen für die Freude“, sagt Nazira Sakru. Ganz traditionell müssen die Trauzeugen des Brautpaars ein Ehepaar sein. „Wir haben es aber moderner gehalten“, ergänzt Nazira Sakru. Stefans Trauzeuge ist sein Bruder Christian, Valentinas Trauzeugin ist eine gute Freundin.
Tonkrug mit Geld, Reis und Süßigkeiten
Zur Tradition einer aramäischen Hochzeit gehört bei der kirchlichen Trauung auch ein Tonkrug mit Geld, Reis und Süßigkeiten. „Geld“, so Nazira Sakru, stehe für Reichtum, Reis sei das Symbol für Fruchtbarkeit und Süßigkeiten stehe für Kinder. „Der Krug wird dann zerbrochen, damit er dem Brautpaar Glück bringt“, ergänzt Nazira Sakru. Und deutsche Bräuche wie die Hochzeitsentführung? „Die gibt es bei einer aramäischen Hochzeitsfeier nicht. Auch keine Spiele. Bei uns wird gesungen, getanzt und geweint“, sagt Nazira Sakru. Das wird wohl wieder der Fall sein bei der kirchlichen Hochzeit am 3. Juni in Sauldorf.