Wie die Räuberbahn immer mehr an Fahrt aufnimmt und sich zum Erfolgsmodell entwickelt, schilderte Frank von Meißner am Donnerstagabend. Der Eisenbahnbetriebsleiter stellte gemeinsam mit Wirtschaftsförderer Bernd Mathieu im Pfullendorfer Gemeinderat darüber hinaus ein bislang einzigartiges Projekt vor, das gerade angestoßen wird: die „genossenschaftliche Bürgerbahn„. Dabei geht es darum, einen Bürgerbahn-Fahrbetrieb in genossenschaftlicher Organisation auf die Strecke zu bringen. Die drei Eigentümergemeinden Pfullendorf, Ostrach und Altshausen fungieren dabei als Eisenbahnunternehmen und sorgen selbst dafür, dass der Bürgerbahn-Fahrbetrieb läuft. „Damit sind wir eigentlich ein Start-up der Bahn“, meinte Frank von Meißner schmunzelnd.
Direktverbindungen ab dem Ulmer Hauptbahnhof
Eine tolle Saison mit 5400 Fahrgästen (plus 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr) legte die Räuberbahn im Jahr 2019 auf die Schienen. „Deshalb wollen wir den Freizeitverkehr auf der Strecke weiterentwickeln“, sagte Frank von Meißner. Angestrebt sei eine noch intensivere Zusammenarbeit mit dem Tourismus und dem Verkehrsverbund Bodo. Strategisches Ziel von Frank von Meißner und seinen Mitstreitern ist es, den Raum Ulm als Quellgebiet zu erschließen. Geplant sind Direktverbindungen ab dem Ulmer Hauptbahnhof nach Pfullendorf.
Auch am Samstag gibt es jetzt ein Angebot
Das Verkehrsangebot wird darüber hinaus bereits ab heute auch auf Samstage ausgeweitet. Die Fahrsaison wird bis 1. November verlängert, wie der Eisenbahnbetriebsleiter schilderte. Außerdem soll ein größerer Dieseltriebwagen eingesetzt werden. „All diese Maßnahmen sind versuchsweise vom Land genehmigt für die Saison 2020“, schilderte Frank von Meißner.
Durch den Güterverkehr die Umwelt schonen
Auch der Güterverkehr auf der Strecke der Räuberbahn entwickelt sich gut. Das Ex-Containerterminal Pfullendorf steht für den Umschlag Schiene-Straße (auch Container) und Verladung zur Verfügung. Damit können für hiesige Unternehmen Logistik-Alternativen zur Verfügung gestellt werden. „Pfullendorf sind dadurch viele hundert Lastwagen-Fahren erspart worden“, meinte von Meißner.
Bei einem Zug mit rund neun Waggons können die CO-2-Emissionen um rund fünf Tonnen vermindert werden im Vergleich zum Einsatz eines Lastwagens, erläuterte er. Im Jahr 2019 habe es regelmäßige Holzzüge nach Burgweiler und Altshausen gegeben. Darüber hinaus seien auf der Schiene auch Düngemittel nach Altshausen transportiert worden.
Schnell auf Aufträge reagieren
Die Vorteile der regionalen öffentlichen Bahn sind laut Frank von Meißner, dass die Waggons frei auf der Strecke beladen werden können und dass auf Aufträge schnell reagiert werden kann. Aktueller Stand im Güterverkehr seien auf der Strecke vier Ladestelle/Lagerplätze in Pfullendorf, Burgweiler, Ostrach und Altshausen sowie zwei Terminals für den kombinierten Verkehr in Pfullendorf und Ostrach.
Kommunen führen Fahrbetrieb selbst durch
Eine kostengünstige und effiziente Organisation erhoffen sich von Meißner und Bernd Mathieu davon, wenn die drei Eigentümergemeinden Pfullendorf, Ostrach und Altshausen künftig als Eisenbahn-Unternehmen für die Strecke fungieren. „Die Herausforderung ist, dass die Kommunen den Bürgerbahn-Fahrbetrieb selbst durchführen“, bekannte der Eisenbahnbetriebsleiter. Die Verwaltung, bei der Finanzen, Administration und Werbung zusammenlaufen, wird die Stadt Pfullendorf übernehmen.

Dafür wurde eine Teilzeitstelle geschaffen. „Instandhaltung und Betrieb wird durch nebenberufliche Eisenbahnbetriebsleiter mit viel Augenmaß organisiert“, schilderte Frank von Meißner. Beim Unterhalt, den der Fachmann auf 100 000 Euro pro Jahr schätzt, werde man auf kostengünstige Standards zurückgreifen und regionale Bauunternehmen beauftragen.
Zuschüsse fließen auch für Unterhalt
Für den Unterhalt fließen Zuschüsse in Höhe von rund 75 000 Euro aus dem Landeseisenbahnfinanzierungsgesetz. Durch Benutzungsgebühren der Eisenbahnunternehmen (Trassen und Stationen) sollen 25 000 Euro fließen. Beiträge aus der IG Bahn hat Frank von Meißner mit 10 000 Euro angesetzt.

Darüber hinaus gebe es noch Zuschüsse für Bahnübergänge. Er geht davon aus, dass die drei Eisenbahneigentümer Pfullendorf, Ostrach und Altshausen einen gemeinsamen Abmangel von 40 000 bis 60 000 Euro finanzieren müssen. Gleichzeitig gebe es aber höhere Erlöse durch sie schon geschilderte Ausdehnung des Angebots, zum Beispiel am Samstag.
Co-Finanzierung durch das Verkehrsministerium
Das Projekt „Genossenschaftliche Bürgerbahn„ soll insgesamt laut von Meißner Kosten von 224 000 Euro verursachen, die Förderquote betrage 80 Prozent. Für die Bürgerbahn-Betriebskosten soll es eine Co-Finanzierung vom Verkehrsministerium geben. „Die Bürgerbahn wird erst angegangen, wenn diese Co-Finanzierung sicher ist“, sagte der Eisenbahnbetriebsleiter.