Bei der feierlichen Verleihung des European Energy Awards (EEA) in Reutlingen hob Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann die zentrale Rolle der Kommunen beim Klimaschutz und der Energiewende hervor. Baden-Württemberg habe sich das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität bis 2040 gesetzt. Wie erfolgreich baden-württembergische Kommunen vorangehen, zeigt sich laut Baumann daran, dass 27 Kommunen ausgezeichnet werden – ein Rekord. Fünf Landkreise und zwei Städte erreichen mit dem EEA in Gold sogar die höchste Auszeichnungsstufe, darunter der Landkreis Sigmaringen und die Stadt Mengen.
Nahwärmenetz in der Innenstadt als vorbildhafte Maßnahme
Pfullendorf holte 50 Prozent der Maximalpunktzahl und wurde wie Sigmaringendorf mit dem Energy Award ausgezeichnet. Die Stadt mache sich für neue Konzepte und ökologische Lösungen stark, lobte der Staatssekretär und nannte beispielhaft den innovativen Eisspeicher im Familienzentrum „Sonnenschein“. Bei der Erschließung von Neubaugebieten setze man auf nachhaltige Lösungen wie der kalten Nahwärme. Als vorbildhafte Maßnahme wurde auch das Nahwärmenetz in der Innenstadt gelobt, das private Haushalte und kommunale Liegenschaften zukünftig mit klimafreundlicher Wärme genannt.
Pfullendorf baut Radwegenetz aus
Viele weitere Maßnahmen tragen nach Überzeugung der Juroren zur Verbesserung des CO2-Fußabdrucks der Stadt bei, so der kontinuierliche Umstieg auf LED-Technik in Liegenschaften und bei der Straßenbeleuchtung. Auch die Stadtverwaltung geht mit ihrem energiepolitischen Leitbild als Vorbild voran. Mitarbeiter könnten Jobräder beantragen. Zudem führe Pfullendorf kommunale Liegenschaften zusammen und ermögliche so kurze Wege und fachübergreifende Synergien. „Die Stadt erweitert außerdem kontinuierlich das Geschwindigkeitskonzept und stellt auf Tempo 30 um“, heißt es in der Jurybegründung und man baue auch das Radwegenetz aus. Mit neuen Fahrradständern und Lademöglichkeiten für E-Bikes Bürger werde die Bürgerschaft zum Umstieg auf CO2-neutrale Verkehrsmittel motiviert. Einen positiven Effekt für die Klimabilanz wird auch für die reaktivierte Bahnstrecke Pfullendorf-Altshausen attestiert, die für touristische Zwecke und für den Holztransport genutzt werde.
Auszeichnung für das ganzheitliche Konzept des Landkreises Sigmaringen
Den European Award in Gold gab es für den Landkreis Sigmaringen sowie die Stadt Mengen. Die EEA-Kommission weist in ihrer Begründung darauf hin, dass der Landkreis bereits 2008 eine regionale Energieagentur gründete und man beispielsweise auch den Erweiterungsbau des Landratsamtes in Niedrigenergiebauweise mit erneuerbaren Energien zur Wärmeversorgung umsetzte. Auf der ehemaligen Deponieanlage habe man eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 1000 Kilowatt Peak errichtet und mit Hilfe der Schwachgasabfackelung der Deponie würden die landkreiseigenen Hackschnitzel getrocknet.
„Der Landkreis verfolgt ein ganzheitliches Konzept“, lobt die Jury, dass in erneuerbare Energien und in Energieeffizienz investiere und die nachhaltige Mobilität für Bevölkerung, Mitarbeiter sowie Besucher, beispielsweise durch mehrere Regiobuslinien, fördere.
Kommunaler Wärmeplan muss erstellt werden
Nach Überzeugung von Staatssekretär Andre Baumann muss bei den angepeilten Zielen neben der Stromerzeugung ein besonderer Fokus auf den Wärmebereich gelegt werden, auf den in Deutschland knapp die Hälfte des Energieverbrauchs entfalle. Bis Ende 2023 müssen nach seinen Angaben Stadtkreise und Große Kreisstädte einen kommunalen Wärmeplan erstellen, der aufzeigt, wie bis 2040 eine klimaneutrale Wärmeversorgung erreicht werden kann.