Die erste Zeit mit Baby ist eine Freudenzeit, aber zugleich für viele Eltern stressig. Das Ehrenamtlichen-Projekt „Wellcome“ will Entlastung bieten. Nach fast achtwöchiger Corona-Pause können die Ehrenamtlichen von Wellcome Familien nach der Geburt eines Babys wieder praktisch im Alltag unterstützen – natürlich immer unter Beachtung der Hygieneregeln.
Eltern freuen sich wieder auf Unterstützung
Sowohl die Ehrenamtlichen als auch die Familien im Landkreis Sigmaringen haben auf diesen Tag gewartet. Denn die ersten Wochen und Monate mit Baby sind für alle Eltern besonders herausfordernd – ganz besonders gilt das in der aktuellen Situation, in der die Corona-Pandemie Familien in ihrem Alltag vor zusätzliche Herausforderungen stellt, wie Anja Höfler, die Projektkoordinatorin im Landratsamt, erläutert: „Elterntreffs und Rückbildungskurse fielen flach, die Großeltern konnten nicht mal eben zur Unterstützung vorbeikommen und ältere Geschwisterkinder mussten „nebenbei“ zuhause betreut werden, statt in Kita oder Schule. Die Ehrenamtlichen von wellcome wurden oft vermisst.“
Untersützung wurde in der Corona-Krise vermisst
Die Anforderungen von Beruf – mit oder ohne Home-Office, Homeschooling und Kinderversorgung unter einen Hut zu bringen, ist schon für erfahrende Eltern eine Herausforderung. Die Dynamik im alltäglichen Miteinander steigt, wenn ein Neugeborenes in die Familie kommt. Familien, die ohnehin schon belastet waren, wurden coronabedingt zusätzlich belastet. Deshalb wurde die Unterstützung durch wellcome in der Region von den frischgebackenen Eltern schmerzlich vermisst. In den vergangenen Wochen konnten keine ehrenamtlichen Besuche bei den Familien stattfinden. Diese Pause ist jetzt vorbei. Unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln finden wieder ehrenamtliche Besuche in den Familien statt.
Moderne Nachbarschaftshilfe im Alltag
Wellcome ist moderne Nachbarschaftshilfe für Eltern: Ehrenamtliche im Landkreis Sigmaringen helfen für ein paar Monate ein- bis zweimal pro Woche ganz praktisch im Alltag. Die Ehrenamtlichen helfen, so wie es sonst Familie, Freunde oder Nachbarn tun würden. Das kann der Einkauf im Supermarkt sein, das kann aber auch das Aufpassen auf die Kinder sein, während die Mama in Ruhe duscht oder zum Friseur geht. Da geht es aber auch darum, dass sich die Mutter nach ungezählten schlaflosen Nächten mal eine Stunde hinlegen kann. Dass jemand mit dem Baby, das nur im Kinderwagen schläft, eine Runde dreht, damit im Haushalt nicht Land unter herrscht. Oder dass das ältere Geschwisterkind zum Spielplatz begleitet wird, da
Abstimmung der individuellen Bedürfnisse
„Wer Unterstützung im Familienalltag benötigt, darf sich gerne bei uns melden“, so Anja Höfler. Die genaue Tätigkeit und Frequenz wird aber individuell zwischen Familie und Ehrenamtlichen verabredet und kann auf die einzelnen Bedürfnisse abgestimmt werden. Der Service ist für die Familien allerdings nicht kostenfrei. Für die erste Vermittlung müssen Eltern eine einmalige Gebühr von zehn Euro bezahlen. Der Einsatz bei der Familie zu Hause kostet bis zu fünf Euro pro Stunde. Die Hilfe scheitert allerdings nicht am Geld.
Bereits seit 2011 werden Familien in der Region unterstützt
Wellcome Sigmaringen ist ein Angebot der „Fachstelle Familie am Start“, eine Beratungsstelle für Eltern und Familien mit Babys und Kleinkindern. Im Landkreis Sigmaringen gibt es dieses Angebot seit 2011. Derzeit setzt sich das Team um Koordinatorin Anja Höfler aus 19 Ehrenamtlichen zusammen. Allein im Jahr 2019 haben sie 14 Familien aus dem Kreisgebiet betreut und ihnen insgesamt 362 Stunden ihrer Zeit geschenkt.
Seit über zehn Jahren unterstützen Ehrenamtliche in ganz Baden-Württemberg im Rahmen des Angebots „Wellcome – Praktische Hilfe nach der Geburt“ Familien im ersten Lebensjahr ihres Babys. „Im Landkreis Sigmaringen gibt es Wellcome seit 2011.

Praktische Alltagshilfe für junge Familien im Kreis
Derzeit engagieren sich 19 Ehrenamtliche für Familien. Einige sind schon von Anfang an dabei. Das freut uns sehr“, sagt Wellcome-Teamkoordinatorin Anja Höfler. Die Ehrenamtlichen kommen ein bis zwei Tage in der Woche für einige Stunden zu den Familien nach Hause. Sie gehen mit dem Baby spazieren, mit den älteren Geschwistern auf den Spielplatz oder lesen den Kindern etwas vor. Manchmal begleiten sie die Mutter zum Kinderarzt oder wachen über den Schlaf des Kindes, während die Mutter Besorgungen macht. Diese Unterstützung findet zeitlich begrenzt innerhalb des ersten Lebensjahres eines Kindes statt und soll vor allem die Mütter entlasten.
Freude und Spaß sind die wichtigsten Zutaten für das Ehrenamt
Eine fachliche Qualifikation für das Ehrenamt benötigt man übrigens nicht. Lebenserfahrung, Erfahrungen im Umgang mit Kindern und Freude am Umgang mit Neugeborenen und Kleinkindern sind aber eine gute Voraussetzung, um bei diesem Ehrenamt viel Freude zu haben. Eine verpflichtende Vorbereitung müssen die „Wellcome-Engel“ übrigens nicht absolvieren. Allerdings stehen ihnen kostenlose Kurse offen, in denen es auch darum geht, das Erlebte zu verarbeiten.
Dankbarkeit für die Unterstützung junger Eltern
Das Ehrenamt kann auch für die Wellcome-Helferinnen eine Bereicherung in ihrem Leben sein. Sie werden gebraucht, sie bekommen generationsübergreifenden Kontakt und haben eine Aufgabe, die sie fordert. Eine Ehrenamtliche formuliert es so: „Ich fühle mich immer sehr willkommen bei den Familien und spüre eine große Dankbarkeit, besonders bei den Müttern, die mal drei Stunden nur für sich gestalten können – schlafen, lesen, einkaufen. Es ist ein Geben und Nehmen.“ Wellcome ist Hilfe von Anfang an für alle Familien, die sich in der ersten Zeit nach der Geburt eines Kindes Unterstützung wünschen, zum Beispiel wenn Zwillinge oder Mehrlinge geboren werden. Auch wenn die Großeltern weit weg wohnen, will Wellcome die Familie entlasten.
Ansprechpartnerin ist Anja Höfler, Wellcome-Teamkoordination im Landkreis Sigmaringen, Telefon 0 75 71/1 02 42 60, E-Mail sigmaringen@wellcome-online.de, http://www.wellcome-online.de