Siegfried Forster hat schon in viele Kampfkünste hineingeschnuppert, sei es Judo, Aikido oder Taekwondo, doch schließlich hat er sich für Karate entschieden und betreibt diesen Sport seit Jahren mit Hingabe. In Illmensee gründete er 2005 eine eigene Trainingsstätte, Dojo genannt. Er ist ein Sensei, ein Lehrer. „Wir sind im Training etwa 15 Erwachsene, im Mai startet ein neuer Anfängerkurs, der sich auch an Jugendliche richtet.“ Die Stilrichtung heißt Shotokan. „Wir gehören dem deutschen Karateverband an, sehen uns aber nicht als leistungsorientierten Wettkampfverein.“

Sensei (Lehrer) Siegfried Forster in seinem Garten in Illwangen. Der Karateanzug nennt sich Gi. Je höher die Klasse, umso dunkler der ...
Sensei (Lehrer) Siegfried Forster in seinem Garten in Illwangen. Der Karateanzug nennt sich Gi. Je höher die Klasse, umso dunkler der Gürtel – bis hin zum Schwarzgurt. Forster hat den 3. Dan. | Bild: Johanson, Kirsten

Tradition bewahren

Geht es ums Schlagen, Treten, Werfen, Hebeln, Angreifen und Abwehren lernt man am Anfang zunächst einmal einfache Grundbewegungen wie Oi Zuki (ein zur Beinbewegung gleichseitiger Fauststoß) und Einzeltechniken. Partnertraining oder reale Kämpfe kommen erst später. „Lieber trainieren wir länger, aber ordentlich – das ist meine Philosophie. Mir sind die Ursprünge von Karate wichtig, das Bewahren von Tradition. Es geht nicht darum, den Gegner umzuhauen.“

Im Lehrbuch sind Bewegungsabläufe (Katas) abgebildet.
Im Lehrbuch sind Bewegungsabläufe (Katas) abgebildet. | Bild: Johanson, Kirsten

Festival als Initialzündung

Auf Karate aufmerksam geworden ist Forster 1993 auf einem Festival am Zielfinger See. „Mein erster Sensei, also Lehrer, war Wolfang Frey aus Ostrach. Ein sympathischer Typ. Ich habe in seiner Karateschule einen Anfängerkurs belegt, das hat mir gleich Spaß gemacht“, erinnert sich der 57-Jährige. Dann wechselte er in den Dojo und war in Urnau im Deggenhausertal als Karatetrainer tätig. Sein Wissen eignete er sich auf vielen Lehrgängen an.

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Kiai macht selbstbewusst

Fitness, Beweglichkeit, Ausdauer, Koordination – das alles spielt bei Karate eine Rolle. Auch Kiai gehört zum Training. Der Schrei wird eingesetzt, um den Gegner einzuschüchtern und zu verunsichern. „Diesen Kampfschrei loszulassen, ist anfangs gar nicht so einfach. Man muss lernen, aus sich herauszugehen. Das macht selbstbewusst.“

Schwarzgurt, 3. Dan

Am Kyu, dem Gürtel, ist erkennbar, auf welcher Leistungsstufe sich der Karatekämpfer befindet. Die Ansprüche werden immer höher, die Techniken und Bewegungsabläufe immer komplizierter. Los geht es mit dem weißen Gürtel, gefolgt von gelb, orange, grün, zwei Mal blau, drei Mal braun und schließlich schwarz. Mit dem schwarzen Gürtel hat Siegfried Forster den höchsten Gürtelgrad. Bei den Dan-Graden erlangte er 2004 den ersten, 2008 den zweiten und 2013 den dritten Dan. Der höchste Meistergrad ist der 10. Dan und Ausdruck höchster Perfektion. Doch Karateka mit diesem Grad sind weltweit an einer Hand abzählbar.

Siegfried Forster zeigt ein Kata, einen genau festgelegten Bewegungsablauf gegen mehrere imaginäre Gegner. Video: Johanson, Kirsten

Meditation und Atmung

Jede Trainingseinheit beginnt und endet mit einer Meditation. Forster startet zur Einstimmung mit dem Dojo-Kun, den „Anweisungen für den Ort des Weges“. Darin heißt es: sei höflich und bescheiden, vervollkommne deinen Charakter, sei geduldig und beherrscht, sei gerecht und hilfsbereit, sei mutig. „Wir meditieren im Knieen, schließen die Augen, konzentrieren uns aufs Atmen und schalten vom Alltag ab“, erzählt Forster. Gedanken von außen sollen die Konzentration nicht stören. Das Verneigen vor dem Meister und den Trainingspartnern gehört auch zum Ritual. „Karate schult den Charakter und ist sehr gut für die Psyche. Der Wille wird trainiert, so dass man auf dem Weg, dem Do, nicht gleich aufgibt“, beschreibt Forster die Aspekte, die über das Sportliche hinausgehen.

Siegfried Forster (57) wohnt in Illmensee-Illwangen. Er hat einen eigenen Malerbetrieb und ist Gesundheitstrainer. Neben Karate gibt er auch Kurse in Rückentraining, Selbstverteidigung für Frauen und Pilates. Wenn er nicht gerade Sport treibt, ist er gerne auf Reisen mit seinem ausgebauten Camperbus.