Das Sauldorfer Unternehmen AMT, das sich auf E-Antriebe unter anderem für Treppenlifte und Rollstühle spezialisiert hat, wird expandieren. AMT steht für Auto Move Technologies. In den kommenden fünf Jahren sollen bis zu 70 neue Beschäftigte eingestellt werden. Dies vor dem Hintergrund, dass die vorhandene Produktionsfläche am Hauptsitz im Sauldorfer Ortsteil Krumbach nicht mehr ausreicht, um alle Aufträge abarbeiten zu können, wie Armin Schmid, geschäftsführender Gesellschafter, in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER schilderte. Und der Firmenchef will es künftig mit der Konkurrenz aus Asien aufnehmen. Nach seinen Angaben hat AMT im europäischen Raum keinen Wettbewerber mehr. Auf dem Weltmarkt müsse sich der Sauldorfer Mittelständler gegen Unternehmen aus China und Taiwan behaupten. Und dieser Konkurrenz will sich Armin Schmid stellen und gleichzeitig am Heimatstandort wachsen.

Der Standort des auf Elektroantriebe spezialisierten Unternehmens AMT im Sauldorfer Ortsteil Krumbach soll deutlich vergrößert werden.
Der Standort des auf Elektroantriebe spezialisierten Unternehmens AMT im Sauldorfer Ortsteil Krumbach soll deutlich vergrößert werden. | Bild: Dieterle-Jöchle, Manfred
  • Brexit: Dieses Thema sieht der AMT-Chef relativ gelassen. Er ist sehr optimistisch, dass es letztendlich eine gute Lösung geben wird. Sollte es zu einem harten Brexit kommen, dann würde das für AMT keine besonders gravierenden Veränderungen bedeuten, denn das Unternehmen sei in Zollformalitäten aufgrund seiner internationalen Ausrichtung geübt. Unter anderem werden AMT-Motoren nach Kanada und Australien geliefert. Sollte es zu einem harten Brexit kommen, dann könnte es sein, dass AMT-Motoren wegen der nötigen Zollabfertigung länger zum Kunden unterwegs sein könnten. Aktuell würden 20 Prozent des Umsatzes mit Unternehmen in Großbritannien gemacht. Und Armin Schmid sieht weiteres Wachstumspotenzial auf der Insel. Aktuell konnte das Sauldorfer Unternehmen von der Brexit-Debatte profitieren, wie Armin Schmid gegenüber dieser Zeitung schilderte. Er habe einen neuen Kunden gewinnen können, da ein Mitbewerber wegen des Brexits einen Rückzieher gemacht habe.
  • Erweiterung in Krumbach: Der AMT-Chef lässt keinen Zweifel daran, welche Bedeutung er dem Stammsitz zumisst. In Krumbach sei AMT schließlich von seinem Vater gegründet worden, sagt Armin Schmid. Zurzeit werde die Erweiterung der Produktionsfläche vorbereitet. In einem Anbau, der Ende 2020 fertig sein soll, sollen zwischen 2000 und 4000 Quadratmeter an neuen Flächen geschaffen werden. Wie groß der Anbau tatsächlich wird, werde sich im Laufe dieses Jahres entscheiden. Die Flächen, auf denen gebaut werden soll, gehören bereits AMT.
  • Mehr Beschäftigte: Nach den bisherigen Planungen soll die AMT-Belegschaft in fünf Jahren um 50 bis 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen sein. Noch gebe es keine Schwierigkeiten, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden, schildert Armin Schmid. Dies gelte auch für die Ausbildung innerhalb des mittelständischen Unternehmens. Er sei teilweise überrascht, welch guten Ruf AMT habe, sagt Schmid. In sieben Berufen wird der Nachwuchs ausgebildet. Und der Großteil der bei AMT ausgebildeten Fachkräfte würde dem Unternehmen treu bleiben. Dies führt Schmid auf das wertschätzende Betriebsklima und eine flache Hierarchie zurück. Natalie Hiestand, seit elf Jahren bei AMT und für das Marketing zuständig, schilderte, dass mit ihr das Gespräch gesucht worden sei, wie es gelingen könne, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, als sie das erste Kind erwartete. Inzwischen ist sie zweifache Mutter und kann auch von zu Hause aus arbeiten. Nach den Beobachtungen des AMT-Chefs sei es heute wichtig, dass die Mitarbeiter im Unternehmen Aufgaben bekämen, in denen sie einen Sinn sehen würden. Und es sollten fordernde Aufgaben sein. Der Großteil der Beschäftigten des Unternehmens lebte in einem Umkreis von 20 Kilometern von Krumbach. Teilweise würden auch Anfahrten von 30 Kilometern in Kauf genommen. Heute sind bei dem Krumbacher Mittelständler rund 150 Menschen beschäftigt. 16 Azubis gibt es aktuell. Im Firmengebäude wurde ein Spaß- und Freizeitraum eingerichtet, hier stehen beispielsweise eine Tischtennisplatte und ein Tischkicker.
  • Geschäftsentwicklung: Armin Schmid plant, dass der Jahresumsatz von heute 18 Millionen Euro bis in fünf Jahren verdoppelt werden kann. Dieses Wachstum soll aber nicht in gleichem Maße für zusätzliches Personal sorgen. Vielmehr werde weiter auf Automatisierung gesetzt. Bereits heute gibt es im Unternehmen vollautomatische Bearbeitungszentren, die sich die nötigen Werkstücke, die bearbeitet werden sollen, selbstständig aus dem dahinterliegenden Hochregallager holen. Zum anderen werden Arbeitsschritte immer wieder überprüft, ob diese nicht effizienter gestaltet werden können. Und beim Maschinenpark wird auf modernste Entwicklungen gesetzt. So gibt es beispielsweise bereits eine Maschine, bei der ein Roboterarm die Teile zuführt.
  • Konkurrenz in Asien: Nach Darstellung von Armin Schmid ist es in den vergangenen zehn Jahren bis heute gelungen, die Herstellungskosten der Elektroantriebe aus dem Hause AMT zu halbieren. Und der geschäftsführende Gesellschafter ist sich sicher, dass besonders aufgrund der großen Fertigungstiefe, auf die bei AMT gesetzt wird, auch die asiatische Konkurrenz, die vor allem in China und Taiwan zu finden ist, in den nächsten Jahren zu schlagen sei. Fertigungstiefe heißt, dass viele Teile der elektrischen Antriebe, die AMT weltweit verkauft, im eigenen Betrieb hergestellt werden. Die Produktionskosten bei AMT würden heute in etwa denen der asiatischen Konkurrenz entsprechen. Innerhalb Europas habe AMT inzwischen eine absolut führende Marktstellung. In den vergangenen Jahren hätten einige Anbieter aufgegeben. Vor gut zehn Jahren habe auch AMT eine Krise durchlebt. Doch heute seien die Auftragsbücher gut gefüllt. Auch mit der hauseigenen Entwicklung will AMT auch in Zukunft weiter punkten. In der Regel wird im Zweischichtbetrieb gearbeitet.
  • Wo stecken AMT-Antriebe drin? Zum Beispiel in Treppenliften, E-Rollstühlen, Seniorenmobilen und in Treppensteigern, mit denen Lasten wie beispielsweise Waschmaschinen in obere Stockwerke eines Hauses transportiert werden können.