Dass ein Märchen plötzlich einen ganz anderen Verlauf nehmen kann als in der bekannten Buchversion, konnten kleine und große Theaterfans beim diesjährigen Sommertheater der Laienspielgruppe Frohnstetten auf der Freilichtbühne im Riederwäldle erleben. Unter dem Motto „Kinder spielen für Kinder“ zeigten die jungen Akteure, von denen die allermeisten zum ersten Mal auf der Theaterbühne standen, das Stück: „Hänsel und Gretel und die unglückliche Hexe“ aus der Feder von Anne Hassel. Die Frohnstetter Theatertalente bestanden ihre Premiere mit Bravour und ernteten für ihren couragierten Auftritt auf der Freilichtbühne viel Applaus vom begeisterten Publikum.
Zwei gut besuchte Vorstellungen mit jeweils mehr als 100 Zuschauern dokumentierten eindrücklich, dass nach dreijähriger Corona-Pause das Interesse am Märchentheater nach wie vor ungebrochen ist. „Wir haben extra ein etwas kürzeres Stück herausgesucht, um die Neulinge nicht zu überfordern“, so Spielleiterin Lara Tommerdich, die für die Probenarbeit verantwortlich war. „Wir waren aber überrascht, dass die Kinder schon nach zwei Wochen ihren Text sicher und fehlerfrei wiedergeben konnten. Der Souffleur war heute fast arbeitslos“, so das zufriedene Resumé der engagierten Regisseurin.
Zunächst verlief alles nach Plan wie im bekannten originalen Märchen, das Nele Neuburger als Erzählerin wiedergab. Hänsel und Gretel (Deliah Höh und Mara Stehle) werden von ihren Eltern (Klara Ritter und Matteo Marchese) im finsteren Wald zurückgelassen und kommen irgendwann ans Hexenhaus. Dort treibt der aufmüpfige Rabe (sehr lebendig verkörpert von Felix Beck) seinen Schabernack mit der alten Hexe (eine Paraderolle für Olivia Kraus), die nicht mehr ganz auf der Höhe ihres Schaffens zu sein scheint.
Auch Hänsel und Gretel scheren sich nur wenig um ihre zugedachten Rollen aus der Buchvorlage. Frech und selbstbewusst weisen sie die Hexe in die Schranken, weigern sich in den Käfig zu steigen und verbrennen kurzerhand sogar das Hexenbuch. Am Ende ist die Hexe so genervt, dass sie die beiden aufsässigen Kinder nur noch loswerden will und ihnen lieber ihr ganzes Gold überlässt, wenn sie sich wieder aus dem Staub machen.