Seit dem 17. Mai ist auch die Heimschule Kloster Wald wieder zum Wechselunterricht zurückgekehrt. „Ich habe heute manche Schülerin zum ersten Mal seit Mitte Dezember wiedergesehen“, beschreibt Judith Hermann ihren Eindruck vom Schulstart nach der langen Corona-Zwangspause. Die Deutsch- und Französischlehrerin habe die Gymnasiastinnen zwar via Computer gesehen, aber das sei nicht dasselbe. Vor allem freuen sich die Mädchen und jungen Frauen darüber, sich gegenseitig wieder sehen zu können. „Die Sechstklässlerin Samia Heilig hat die Wiederaufnahme des Wechselunterrichts mit einem Herz in ihrem Kalender markiert“, erzählt Schulleiter Hartwig Hils gerührt.

So funktioniert das Leben im Internat während der Pandemie

In Schulbereich, Ausbildung und Internat greifen die Hygienekonzepte ineinander über, berichten Schulleiter Hartwig Hils, die Leiterin der Lehrwerkstätten Diana Kempf und Internatsleiterin Rita Schmid beim Gespräch mit dem SÜDKURIER. Zwei sehr fähige Krankenschwestern setzen die Testungen der Schülerinnen mit PCR-Lollitests und Schnelltests um, lobt der Schulleiter. Bisher gab es bei den PCR-Pooltests keinen einzigen positiven Fall. Es habe zwar Corona-Erkrankungen in Familien von Schülerinnen gegeben, aber die Infektionskette konnte immer gestoppt werden.

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Konzept funktioniert dank Corona-Tests und Augenmaß

„Das gibt ein Gefühl von Sicherheit“, ist er überzeugt. Ferner sei die Kontaktnachverfolgung in der Schule einfach. „Wir können gezielt reagieren“, so Hils. Er lobt ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Sigmaringen. Die Mädchen haben die Hygienemaßnahmen verinnerlicht. Die Unterstützung der Eltern und Schulgemeinschaft sei ein wichtiger Baustein des Konzeptes. Nach Heimfahrwochenenden oder den Ferien werden die Internatsschülerinnen direkt bei ihrer Rückkehr getestet. „Die Schule hat auf alle Neuerungen mit Augenmaß und Vorsicht reagiert, um den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten“, erklärt Diana Kempf.

Fernunterricht nach Stundenplan

Den Wechselunterricht hat der Schulleiter so organisiert, dass alle Internatsschülerinnen einer Gruppe angehören. Schon im ersten Lockdown, im März des vergangenen Jahres, setzte das Mädchengymnasium den Fernunterricht nach Stundenplan um. „Wir tun alles dafür, dass der Internatsbetrieb gut läuft“, betont Rita Schmid. Die Internatsschülerinnen leben in zwei Kohorten zusammen, die Fünft- bis Neuntklässler und die Zehnt- bis Zwölfklässler. Innerhalb dieser Kohorten können sich die Mädchen, ähnlich wie in Familienverbänden, frei von Hygiene-und Abstandseinschränkungen bewegen.

Schnupperstunde für die Achtklässlerinnen in der Maßschneiderei: Anna (von links), Zara, Maßschneidermeisterin Stefanie Kästle, Giulia, ...
Schnupperstunde für die Achtklässlerinnen in der Maßschneiderei: Anna (von links), Zara, Maßschneidermeisterin Stefanie Kästle, Giulia, Tessja und Marta. | Bild: Sandra Häusler

Internatschülerinnen schätzen gemeinsame Zeit

„Die Internatsschülerinnen schätzen sehr, dass sie mit ihren Freundinnen leben können“, schildert Rita Schmid die Erfahrungen der vergangenen Monate. Beim Homeschooling habe die Schule eine Experimentierphase hinter sich. Sie haben im Zimmer alleine gelernt, in Kleingruppen aber auch im Klassenverband. Die Aufsicht und Unterstützung durch Erzieherinnen und Sportlehrerinnen beim Homeschooling sei wichtig, unterstreicht die Diplom-Sozial-Pädagogin. Am Ende habe sich eine konsistente Aufsicht im Klassenverband bei den Internatsschülerinnen bis einschließlich der zehnten Klasse in den Studierräumen durchgesetzt.

Studierräume sehen jetzt aus wie ein Großraumbüro

„Die Internatsschülerinnen haben die Sofas in der Raummitte zusammengestellt. Der Raum wirkt nun wie ein Großraumbüro“, beschreibt die Internatsleiterin. Die Kursstufe lernt während des Fernunterrichts in den Einzelzimmern. Da derzeit kein Sportunterricht stattfinden kann, bringen sich die Sportlehrer im Internat und der Hortbetreuung ein. Sport-AG‘s konnten in Gruppen getrennt stattfinden. Je nach Inzidenzwert war Individualsport wie Tennis auch als Paar erlaubt. Instrumental-und Nachhilfeunterricht mussten aufgrund der hohen Fallzahlen im Landkreis Sigmaringen zeitweise über Zoom als Videokonferenz stattfinden.

Gesellenprüfungen konnten abgelegt werden

Wenn es der Inzidenzwert erlaubte, fand der Unterricht unter Einhaltung der Abstände und mittels Plexiglas-Trennwand auch persönlich statt. Die Ausbildung der Schülerinnen zur Maßschneiderin, Tischlerin oder Holzbildhauerin, die einen hohen Praxisbezug hat, findet in kleinen Gruppen statt Alle Schülerinnen werden dafür regelmäßig getestet. Mit den PCR-Pooltests könne die Schule fast zu hundert Prozent garantieren, dass die Bildungseinrichtung zurzeit coronafrei sei, sagt Diana Kemp im Gespräch mit dieser Zeitung. Sie ist besonderes froh darüber, dass alle Gesellenprüfungen an der Schule durchgeführt werden konnten.

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Schule ist jetzt an Glasfaser angeschlossen

Die Pandemie eröffnete auch neue Wege und bringt – trotz aller Einschränkungen – auch positive Entwicklungen mit sich. Die Schule ist nun mit einem Glasfaseranschluss ausgerüstet, also noch schnellerem Internet. Aufnahmegespräche mit interessierten Schülerinnen oder die Lossprechungsfeiern der Gesellinnen sowie Elterngespräche fanden vielfach mittels Videokonferenzen statt. Auch der „Tag der offenen Tür“ wurde virtuell veranstaltet. „Die Schülerinnen der fünften bis zwölften Klasse haben einen Quantensprung in der Technischen Entwicklung gemacht“, stellte Rita Schmid fest.

Abiturprüfungen werden in der Turnhalle abgelegt

Die 50 Abiturientinnen legten aktuell ihre Abiturprüfungen in der Turnhalle der Heimschule ab. Die Halle ist mit einer Lüftungsanlage mit CO²-Steuerung ausgestattet, bietet optimale Bedingungen und mehr als großzügige Hygieneabstände. Die Prüfungen für kleinere Kursgruppen konnten im Konventsaal des Klosters stattfinden.