Kein Fest der Welt ist so groß und bringt gleichzeitig Millionen von Menschen so auf die Beine wie die Fastnacht, oder auch – je nach Verortung – wie der Karneval. Darin sind sich alle Narren einig. Und wenn überhaupt etwas Grenzen überwindet, dann ist es die Narretei. Eine solche Grenze wurde am vergangenen Montag geradezu weggewischt, als eine Delegation von 50 Kölner Karnevalisten, angeführt von dem Kölner Festkomitee-Präsidenten Christoph Kuckelkorn.
Mit dem von Kuckelkorn zitierten diesjährigen Motto der diesjährigen Kölner Karnevalsession ist in einem Satz definiert, was Karneval, Fastnacht oder Fasching ausmacht: heimatliches Brauchtum.

Es sei es den Kölnern zu verdanken, dass die Fastnacht mit ihrem Brauchtum hierzulande überhaupt existiert. Auf diesen historisch belegten Umstand verwies Fastnachts-Historiker Werner Mezger bei seiner Ansprache. Denn es waren die Kölner, die sich 1823 mit der Neugründung des Kölner Karnevals gegen das Fastnachtsverbot durchsetzten und dem die hiesigen Fastnachter folgten. 101 Jahre später, wurde die Vereiningung Schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte (VSAN) gegründet. Wer jetzt genau gelesen hat, wird gemerkt haben, dass also 2023 die Kölner ihr 200-Jähriges feiern und 2024 die VSAN ihr 100-Jähriges. Meilensteine, zu denen beide sich erhoffen, als immaterielles Weltkulturerbe eingesetzt zu sein.
Zwar kämpften sich die Schwarzwälder im Laufe der Zeit von den rheinischen Einflüssen frei und die Narren waren lange nicht besonders gut aufeinander zu sprechen, doch mittlerweile herrscht ein herzliches Verhältnis untereinander. Dieses gipfelt nun darin, dass die Kölner ganz offiziell als Dauerleihgabe dem Fastnachtsmuseum Narrenschopf die Ornate des Kölner Dreigestirns (das sind nicht wie oft falsch angenommen Kostüme, sondern die Amtstrachten, die das Kölner Dreigestirn – Jungfrau, Prinz und Bauer – über den normalen Karnevaljeck stellt).

Um die Ornate zu vervollständigen, war am Montag eine Abordnung von 50 Kölner Jecken in Bad Dürrheim angereist. Zum närrisch-festlichen Stehempfang im Haus des Gastes hatten sich etliche Vertreter hiesiger Narrenzünfte eingefunden. Der Kölner Orden wurde verliehen und gegenseitig Komplimente ausgetauscht, bevor die ganze Gesellschaft mit einem Fackelumzug zum Narrenschopf machte. Dort wurde feierlich die Krone des Prinzen mit Pfauenschweif, die Krone der Jungfrau und der Hut des Bauern mit Federbusch überreicht.
Glückselig feierten anschließend alle Narren gemeinsam schunkelnd und singend das historische Ereignis.