Sabine Naiemi

Seit einiger Zeit steht fest, dass auf Grund der Corona-Pandemie die großen Fasnetsbälle in Bad Dürrheim ausfallen. Doch wie lebt denn ein eingefleischter Fastnachter mit der Leere, die dieses Vakuum erzeugt? Der SÜDKURIER spricht mit verschiedenen Organisatoren der Bad Dürrheimer Zünfte, die jetzt eigentlich in die heiße Phase der Ballvorbereitungen eintreten würden.

So sieht es auf der Bühne im Haus des Bürgers aus, wenn sich die Akteure nach einem gelungenen Urviecher-Ballprogramm versammeln.
So sieht es auf der Bühne im Haus des Bürgers aus, wenn sich die Akteure nach einem gelungenen Urviecher-Ballprogramm versammeln. | Bild: Alexander Hämmerling

Einer davon ist Ballregisseur Rainer Hall von der Urviecher-Zunft, der allerdings in der kommenden fünften Jahreszeit den Stab an Lars Wesselmann übergeben hätte. In Summe kommt er auf 20 Jahre Urviecher-Ball hinter den Kulissen.

Hall war genau zehn Jahre für die Ballorganisation zuständig. „Ich habe mich anfangs um den Technikpart gekümmert“, erklärt er auf die Frage hin, wie er überhaupt Ballregisseur wurde. „Seinerzeit waren Clemens Schmieder und Ute Hug im Regieraum für die Technik zuständig“, erinnert er sich. Er habe dann Clemens Schmieder „beerbt“, der dann aufhörte.

Welche Arbeiten würden jetzt für den Ballregisseur anfallen? „Also es gibt relativ viel Vorarbeit zu erledigen“, erklärt Hall. Jetzt wäre normalerweise die Zeit, in der man sich mit den Gruppenleitern zusammensetze – jede Gruppe, die auftritt oder auftreten will hat einen „Chef“ – und mal grob übers Programm sprechen würde.

Hall: „Die machen sich ja alle das ganze Jahr über Gedanken. Wenn der Ball rum ist, geht es schon los mit den Überlegungen, was man im nächsten Jahr wohl machen könnte. Zu den Akteuren gehören ganz treue Gruppen, auf die echt Verlass ist.“

Abwechslung ist Trumpf

Zu beachten bei der Ballorganisation sei etwa, dass bei den Sprechbeiträgen nicht alle über das gleiche Thema reden. Das könne sich durchaus schwierig gestalten, denn es gebe schon mal so abartige Themen, dass sich das fast nicht vermeiden lasse. Bei den Tänzen sei wichtig, dass nicht jeder die gleiche Musik nimmt. Ja, und dann würden auch schon die Proben beginnen.

„Die Muselgeister proben immer erst so um Dreikönig herum“, sagt Hall. Die seien relativ entspannt und erfahren. Mit der Probe der Kindertänze werde dagegen schon im Herbst begonnen. Falls noch Gesprächsbedarf besteht, treffen man sich um Dreikönig herum nochmal. Da findet sowieso das Häsabstauben statt.

Schließlich wird im Januar das Programm zusammengestellt, also eben die Reihenfolge, und an die Beteiligten verschickt. Hier gelte es wieder darauf zu achten, dass manche Leute an mehreren Programmpunkten teilnehmen. Die brauchen zwischen den Programmpunkten genügend Zeit, sich umzuziehen. Abwechslungsreich soll das Programm obendrein sein. Das heißt, Sprech- und Tanzbeiträge wechseln sich ab, wobei oftmals die Programmansagen an sich schon einen Sprechbeitrag darstellen.

„Die Ansager machen sehr viel aus der Hüfte heraus“, sagt Hall. Die kämen immer erst zur Stellprobe dazu. Bei der Stellprobe wird dann auch festgelegt, was man noch an Bühnenbildern und Licht braucht. Hier eröffnen sich durch die digitalen Medien ganz neue Möglichkeiten. Da hat sich in den letzten zehn Jahre extrem viel verändert. So wie er rutschte auch sein Nachfolger Lars Wesselmann rein. „Das passt und so muss es einfach sein. Jemand Jüngeres und talentiert, der gewillt ist Verantwortung zu übernehmen.“

Das bevorstehende Fehlen der Fastnacht sehe er gelassen, sagt Hall. Die Gesundheit hat Vorrang. „Wir müssen jetzt einfach durch diese Zeit durch. Wichtiger ist für mich, dass die Kinder in die Schule können und wenn alle wieder Sport machen könnten. Und irgendwann geht‘s dann auch wieder weiter.“